Heimlich, heimlich mich vergiss (German Edition)
Kommilitonen.«
»Ah ja, sind wir das?«
»Klar, und außerdem, wenn du die Dinge schon unbedingt in solch schalem Licht sehen willst, bitte ich doch zu bedenken, dass ich hier gar nicht in der Position wäre, mir privatsexuelle Zuwendungen von einer Abhängigen zu verschaffen, denn du bist ja in keiner Weise von mir abhängig, mir unterstellt, schutzbefohlen oder was auch immer – du evaluierst schließlich am Ende mich und nicht ich dich.«
»Stimmt. Könnte man dir dann aber nicht unterstellen, mich korrumpieren, also meine Evaluation durch privatsexuelle Zuwendungen manipulieren zu wollen?« Bevor ich antworten kann, setzt sie lachend hinzu: »Obwohl … nein, so viel Dummheit könnte dir niemand ernsthaft unterstellen. Solltest du auf ein mildes Urteil spekulieren, du würdest tunlichst jede Privatbeziehung zu deinem Richter vermeiden, denn solange er nichts oder zumindest so wenig wie möglich von dir mitbekommt, kannst du immerhin noch auf sein positives Vorurteil hoffen.«
»Vielen Dank«, endlich lache ich wieder souverän, »ich nehme das, wie all deine Beleidigungen, ab jetzt als Liebeserklärung. Und im Übrigen scheint mir, dass du deinen Witzeleien zum Trotz die Evaluationen viel zu ernst nimmst. All diese Berichte sind eigentlich nicht wichtig.«
»Mhm ja, wahrscheinlich hast du recht«, sie runzelt wieder die Stirn und murmelt eher vor sich hin als mir zu: »Als einzelne sind sie wohl nicht so wichtig, vollkommen unwichtig sogar, aber alle zusammen …«
»Ach, Schluss jetzt damit, komm endlich!« Ich ziehe sie an der Hand hoch. »Lass uns schwimmen gehen, bevor die Sonne verschwindet.«
»Gut … ja … gut …«, sie steht leicht schwankend vor mir, vielleicht weil ich sie zu schnell hochgezogen habe, lässt sich aber nicht von der Stelle rühren, und fragend schaue ich sie an, sodass sie hastig weiterspricht: »Ich geh nur schnell pinkeln, wartest du kurz?«
»Ja natürlich, aber du willst dich jetzt nicht noch schnell verpissen, oder?«
»N-nein – nein, wirklich nicht.«
Und sie rennt davon als ginge es um ihr Leben, und das tat es ja auch, und ich war sicher, sie würde doch noch desertieren. Aber dann war sie genauso schnell, wie sie verschwunden war, wieder da, rannte auf mich zu und auch schon an mir vorbei ins Wasser, sodass ich Mühe gehabt hätte ihr zu folgen, wenn sie nicht im Vorüberrennen meine Hand gegriffen und mich hinter sich her gezogen hätte.
Erst als mir das Wasser bis zur Brust und ihr bis zum Hals stand, gelang es mir, sie zum Stehen zu bringen. Sie wandte mir den Kopf zu und lächelte, als habe sie alle Vorbehalte auf einmal über Bord geworfen, und langsam, plötzlich ruhig geworden, gerieten wir miteinander ins Schwimmen, nur ein paar Zeitlupenzüge auf die Horizontlinie zu, denn keinen von uns zog es aufs Meer hinaus. Dann drehten wir uns auf den Rücken, fassten uns an den Händen und spielten tote Männer. Als ihr kalt wurde, drehte sie sich wieder auf ihren Bauch zurück, drehte sich lachend und dabei Wasser prustend ein paarmal um die eigene Achse wie ein betrunkener junger Seehund, und dann jagte ich ihr mal in diese, mal in jene Richtung hinterher, was gar nicht so leicht war, weil sie zwar lange nicht so schnell wie ich, aber weitaus wendiger war, bis sie irgendwann innehielt, sich das Wasser und das Lachen aus den Augen wischte und mit dem Kinn nach Osten wies:
»Seltsam irgendwie, dass da vorn schon die Grenzflotte auf der Patrouillenlauer liegt, oder?«
» Da vorn würde ich das nicht gerade nennen, sie ist immerhin über zweihundert Kilometer weit weg. «
»Das ist für dich weit weg, ja?«
»Ja, schon, ich kann sie ja noch nicht mal sehen von hier aus. Selbst wenn wir so weit rausschwimmen würden, dass uns das Kap Aju Dag nicht mehr den Blick nach Osten verstellte, wir könnten die Schiffe trotzdem nicht sehen, unmöglich, sie patrouillieren auf der Höhe der Meerenge von Kertsch!«
»Natürlich kann ich das, ich bin neulich von hier aus mit dem Boot rausgefahren und da habe ich die weiße Flottenlinie ganz deutlich gesehen.«
»Blödsinn, hast du nicht.«
»Ja, doch! Was soll es denn deiner Meinung nach gewesen sein – ein zweiter Horizont, der das Schwarze Meer in der Mitte durchschneidet, einmal sauber von Nord nach Süd?«
»Nein, was du gesehen hast, mal angenommen, du warst weit genug draußen, was ich nicht glaube, weil unsere Boote –«
»Ich war weit genug draußen, verdammt, ich habe die weiße Linie gesehen –«
»Na
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