Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Augenblick später die Tür auf. Wie gewöhnlich trug er einen braunen Dreiteiler. Im September. Das sommersprossige, kleine Mädchen saß auf seinen Schultern, es hatte ein rosafarbenes Baumwollkleidchen an und kicherte zu mir herunter.
    »Freddy, mein Junge, willkommen«, sagte Dudley, beugte sich vor und setzte das kleine Mädchen auf dem Boden ab. »Bridget, mein Liebling, dieser toll aussehende junge Herr ist Officer Fred Underhill. Sag guten Tag, mein Liebling.«
    »Hallo, Officer Fred«, sagte Bridget und machte einen Knicks.
    »Hallo, hübsche Bridget«, sagte ich und verbeugte mich.
    Dudley lachte laut. Es klang beinahe echt. »Mein lieber Junge, du bist ein Herzensbrecher. Bridget, hol deine Schwestern. Die möchten den jungen Herrn auch kennenlernen.«
    Bridget machte sich davon. Ich fühlte mich ein wenig verloren, wie es mir manchmal in großen Familien passiert, dann riß ich mich zusammen. Dudley schien meinen Stimmungswechsel bemerkt zu haben. »Eine Familie ist etwas, das man schätzen und pflegen muß, mein Junge. Sie werden auch eine haben, wenn die Zeit gekommen ist.«
    »Vielleicht«, sagte ich und sah mich in dem anheimelnden Wohnzimmer um. »Warum der helle Anzug, Dudley?«
    »Symbolisch, mein Junge. Du wirst sehen. Laß uns hier nicht darüber reden. Du wirst das schon noch früh genug herausfinden.«
    Bridget kam mit ihren Schwestern im Schlepptau zurück, allen vieren. Die Mädchen waren zwischen sechs und vierzehn Jahren alt. Sie trugen alle die gleichen rosaroten Baumwollkleider und sahen alle wie hübsche, zarte Ausgaben von Dudley aus. Die Smith-Töchter stellten sich hinter Bridget, der Jüngsten, auf.
    Dudley Smith verkündete stolz: »Meine Töchter, Fred. Bridget, Mary, Margaret, Maureen und Maidred.«
    Alle Mädchen knicksten und kicherten. Ich verbeugte mich übertrieben. Dudley warf seinen Arm grob um meine Schultern. »Glaubt mir, meine Mädchen, dieser junge Mann wird eines Tages Polizeichef sein.« Er drückte noch fester zu, und meine Schulter wurde taub. »Jetzt sagt eurem alten Papi und Officer Fred adieu. Und weckt eure Mutter auf, sie hat lange genug geschlafen.«
    »Tschüs, Daddy. Tschüs, Officer Fred.«
    »Tschüs, Mr. Officer.«
    »Tschüs.«
    Die Mädchen umarmten ihren Vater und zogen an seiner Jacke. Er warf ihnen Küsse zu und scheuchte sie sanft ins Haus. Als wir über den Rasen zu meinem Wagen gingen, sagte Dudley Smith bestimmt: »Jetzt weißt du, warum ich Frauenmörder mehr hasse als alles auf der Welt, mein Junge?«

    »Fahr, mein Junge, und hör mir zu«, sagte Dudley. »Gestern habe ich ein paar Anfragen, den schönen Eddie betreffend, losgeschickt. Edward Thomas Engels, geboren am 19. April 1919 in Seattle, Washington. Keine Vorstrafen, hab’ ich beim FBI überprüft. Kriegsdienst bei der Marine von 1942 bis ’46. Gute Zeugnisse. Ehrenhafte Entlassung. Unser Freund arbeitete als Apothekergehilfe. Ich rief die Kreditauskunft an. Er hat über eine Kreditgesellschaft zwei Autos finanziert, die haben ihn überprüft. Er gab zwei Bürgen an. Und die besuchen wir jetzt, mein Junge, gute Spezis des schönen Eddie.«
    Wir hielten an der Ampel Ecke Pico und Bundy. Da ich unser Ziel nicht kannte, sah ich Dudley fragend an.
    »Nach Venice, mein Junge«, sagte er. »Venice in Kalifornien, nicht in Italien. Fahr genau nach Westen.«
    »Warum der helle Anzug, Dudley?« fragte ich wieder.
    »Rein symbolisch, mein Junge. Wir spielen Guter und Böser. Dieser Typ, den wir aufsuchen, Lawrence Brubaker, ist ein alter Kumpel des schönen Eddie. Ihm gehört eine Bar in Venice. Ein Homoladen. Er ist als Homo bekannt und hat eine Latte von Vorstrafen wegen Unzucht. Ein Degenerierter, todsicher. Wir spielen mit ihm wie auf einem Akkordeon, mein Junge. Ich schüchtere ihn in, und du kommst ihm zu Hilfe. Einfach mir nach, Freddy-Boy. Ich verlaß mich auf deinen Instinkt.«
    Ich fuhr links auf den Lincoln Boulevard, dann steuerte ich nach rechts auf den Venice Boulevard in Richtung Strand und zu meinem ersten richtigen Verhör. Dudley Smith rauchte und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. »Halt an der Ecke Windward und Main«, sagte er schließlich, als der Ozean in Sicht kam. »Wir laufen das letzte Stück, da haben wir Zeit, noch ein bißchen zu reden.«
    Ich parkte vor dem Vereinshaus der American Legion, stieg aus, streckte mich und sog die erfrischende Meeresluft ein. Dudley stieg aus und schlug mir auf den Rücken.
    »Hör zu, mein Junge. Ich bin die Akten der

Weitere Kostenlose Bücher