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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Frauenmorde durchgegangen, auf die Eddies Modus operandi zutrifft. Drei hab’ ich gefunden, mein Junge, alle erwürgt, das reicht bis März 1948 zurück. Eine wurde drei Blocks von hier gefunden, erwürgt und zu Tode geprügelt in einer Gasse in der Nähe der 27. Straße. Sie war zweiundzwanzig, mein Junge. Vergiß das nicht, wenn wir uns diesen verkommenen Brubaker vorknöpfen.«
    Dudley Smith verzog sein Gesicht langsam zum gefühllosen Lächeln eines Fleischfressers, und ich wußte, daß dies der wahre Kern des Mannes war, befreit von aller Schauspielerei. Ich nickte. »Okay, Partner«, sagte ich und fühlte, wie ich selbst ganz kalt wurde.

    »Larry’s Little Log Cabin« war einen Block vom Strand entfernt, ein rosarotes Stuckgebäude mit nachgemachten Schwingtüren und einem Schild, auf dem die Öffnungszeiten standen - 6 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts, das äußerste, was das Gesetz gestattete.
    Dudley stieß mich an, als wir eintraten. »Es ist nur nachts eine Homo-Bar, mein Junge. Tagsüber ist es ein Treffpunkt für die Strizzis der Gegend. Folge mir, mein Junge, und mach das Volk nicht an.«
    Der Raum war sehr klein und sehr schwach beleuchtet. An den Wänden hingen Jagdbilder, Sägespäne lagen auf dem Boden. Dudley stieß mich wieder in die Seite. »Brubaker wechselt abends die Dekoration, mein Junge, Bilder von Muskelknaben überall. Hat mir ein Sergeant von der Sitte erzählt.«
    Ein halbes Dutzend älterer Säufer saß an der langgezogenen Bar und trank Bier. Sie sahen deprimiert und nachdenklich aus. Der Barkeeper döste hinter der Theke. Er sah wie alle Männer hinter dem Tresen aus - erschöpft, sogar beim Schlafen. Dudley ging an die Theke und hieb zwei riesige Hände auf die hölzerne Oberfläche. Die Theke erzitterte, und die Frühschöppner fielen aus ihren Träumen. Der Kopf des Barkeepers zuckte zurück, und er fing an zu stottern: »Ja, ja, ja, ja, ja... b-b-bitte?«
    »Guten Morgen!« bellte Dudley musikalisch. »Könnten Sie mir den Weg zum Eigentümer dieses edlen Etablissements, Herrn Lawrence Brubaker, zeigen?«
    Der Mann wollte etwas stammeln, dann besann er sich eines Besseren und zeigte auf einen Gang am hinteren Ende der Bar. Dudley verbeugte sich vor dem Barkeeper, dann schob er mich in jene Richtung und flüsterte: »Wir sind zwei gegensätzliche Typen, mein Junge. Ich bin der Pragmatiker, du der Idealist. Brubaker ist schwul, und du bist ein hübscher junger Mann. Er wird auf dich fliegen. Wenn ich zu grob zu ihm bin, berührst du ihn sanft. Wir müssen mit ihm Schlitten fahren. Wir können ihn nicht wissen lassen, daß es um Mord geht.«
    Ich nickte und wand mich aus Dudleys Griff. Ich spürte, wie ich sehr nervös wurde.
    Dudley klopfte leise an die Tür und sprach mit affektiertem amerikanischem Akzent. »Larry, mach auf, Baby!« Kurz darauf öffnete ein fast kahler, blauäugiger, sehr dünner Mulatte die Tür. Er starrte uns kurz an, dann duckte er sich instinktiv zurück.
    »Knock, knock«, bellte Dudley in seinem Singsang. »Wer klopft so keck? Dudley Smith, der Homoschreck. Ha - ha - ha! Polizei, Brubaker! Wir sind hier, damit unsere Bürger wissen, daß wir immer auf der Hut und wachsam sind!«
    Lawrence Brubaker stand in der Mitte seines Büros, sein dünner Körper zitterte.
    »Was ist los, Mann?!« schrie Dudley. »Haben Sie nichts zu sagen?«
    Mein Stichwort. »Laß den Gentleman in Ruhe, Dud. Er ist kein Pusti, er ist nur der Besitzer.« Ich hieb Dudley hart auf seine Schulter. »Ich glaube, der Kollege von der Sitte irrt sich. Dieses ist keine Schwulenkneipe, oder, Mr. Brubaker?«
    »Ich kümmere mich nicht um die sexuellen Vorlieben meiner Kunden, Officer«, sagte Brubaker. Seine Stimme klang schwach.
    »Schön gesagt. Warum sollten Sie auch?« sagte ich. »Ich bin Detective Underhill, und dies ist mein Partner, Detective Smith.« Ich schlug Dudley noch einmal und noch härter auf den Rücken. Dudley winselte, aber seine braunen Augen zwinkerten mich verschwörerisch an. Ich deutete auf ein Sofa an der Wand. »Warum setzen wir uns nicht?«
    Brubaker zuckte mit den Schultern und nahm in dem Stuhl gegenüber dem Sofa Platz, während Dudley sich auf seinen Schreibtisch setzte, ein Bein herabbaumeln ließ und mit dem Absatz gegen den Papierkorb stieß. Ich setzte mich aufs Sofa und streckte meine langen Beine aus, bis sie fast Brubakers Füße berührten.
    »Wie lange gehört Ihnen dieser Laden schon, Mr. Brubaker?« fragte ich und nahm einen Stift und einen Notizblock

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