Heimlich
mir?«
»Wenn die Sache wasserdicht ist, möchte ich Ihnen alle Aussagen persönlich zu Protokoll geben. Die Wahrheit ist: Smith will mich bescheißen - das weiß ich. Ich traue dem Hund nicht. Ehrlich gesagt, möchte ich den Ruhm für mich haben. Bereiten Sie immer noch die Fälle für das Schwurgericht vor?«
»Ja.«
»Gut. Sobald ich genügend Beweismaterial habe, oder sobald wir Eddie Engels verhaften, komme ich zu Ihnen. Sie bereiten den Fall vor, und das Schwurgericht wird Anklage gegen Engels erheben.«
»Und dann, Officer?« fragte Lorna sarkastisch.
»Und dann haben wir beide die Genugtuung, daß Eddie Engels unterwegs in die Gaskammer ist. Das wird Ihrer Karriere nützen, und ich kriege einen Job bei der Kripo.« Lorna schwieg mürrisch. Ich versuchte, sie aufzuheitern. »Das wird Ihren Job leichter machen. Ich werde viele Fälle mit Ihnen vorbereiten. Aber nur solche, bei denen ich sicher bin, daß der Verhaftete schuldig ist.« Ich lächelte.
»Dudley Smith bringt Sie um, wenn er das erfährt«, sagte Lorna.
»Wird er nicht tun. Ich werde ’ne Nummer zu groß für ihn sein. Der Fall wird in die Zeitung kommen. Ich werde viel Unterstützung bekommen - von der Presse, von den Kollegen. Ich werde unantastbar sein.«
Lorna stocherte mit ihren Stäbchen im gebratenen Reis.
»Werden Sie mir helfen?« fragte ich.
»Ja«, sagte sie. »Das ist mein Job, meine Pflicht.«
»Gut. Ich danke Ihnen.«
»Sie sind sehr, sehr vorwitzig.«
»Ich bin sehr, sehr gut.«
»Ich zweifle nicht daran. Mein Vater spricht oft von Ihnen. Er vermißt Sie. Er sagte mir, Sie würden nicht mehr Golf spielen.«
»Ich hab’ es letzten Winter aufgesteckt, kurz nachdem ich Sie getroffen habe.«
»Warum?«
»Mein bester Freund wurde getötet, und ich tötete zwei Männer. Golf schien mir nicht mehr wichtig.«
»Ich hab’ davon in der Zeitung gelesen. Meine Schwester hat sich sehr aufgeregt. Ich hab’ mir auch Sorgen gemacht. Ich wollte wissen, ob Sie das mitgenommen hatte. Jetzt weiß ich, daß das nicht der Fall war. Sie waren damals mißtrauisch, und Sie sind jetzt mißtrauisch. Sie sind ein schwieriger Fall.«
»Bin ich nicht. Ich bin ein netter Kerl und fühle mich sehr geschmeichelt, daß Sie an mich gedacht haben.«
»Lieber nicht. Das war rein beruflich.«
»Ja, aber unberuflich hab’ ich pausenlos über Sie nachgedacht, seit wir uns getroffen haben. Nette, warme, private Gedanken.«
Lorna antwortete nicht - sie wurde nur rot. Es war ein rein privates, feminines Rot. »Sind Sie fertig mit Essen?« fragte ich.
»Ja«, sagte Lorna.
»Dann gehen wir.«
Zehn Minuten später waren wir wieder auf dem Parkplatz an der Temple Street. Ich stieg aus dem Wagen und ging hinüber zur Fahrerseite.
»Bitte lächeln Sie, Lorna, bevor wir uns gute Nacht sagen«, sagte ich.
Lorna gehorchte widerwillig, öffnete ihre Lippen und knirschte mit den Zähnen.
Ich lachte: »Nicht schlecht für eine Anfängerin. Wollen Sie morgen abend mit mir essen gehen? Ich kenne ein Lokal in Malibu. Wir können ein bißchen am Strand entlang fahren.«
»Ich denke nicht.«
»Ganz recht, denken Sie nicht.«
»Hören Sie, Mister - «
»Nennen Sie mich Freddy.«
»Hören Sie, Freddy, ich...« Lornas Stimme und Widerstand verloren sich, und sie grinste und lächelte wieder. Unaufgefordert.
»Gut«, sagte ich fröhlich. »Schweigen bedeutet Zustimmung. Ich treffe Sie um sechs Uhr vor dem Rathaus.«
Lorna starrte auf das Lenkrad, sie wich meinen Augen aus. Ich beugte mich in das Wageninnere, drehte ihren Kopf sanft zu mir her, dann küßte ich sie zart auf ihren geschlossenen Mund. Ihre Hand ließ das Lenkrad los und schloß sich fest um meinen Arm. Ich brach den Kuß ab.
»Nicht denken, Lorna. Morgen um sechs.«
Ich rannte in Richtung meines Wagens davon, bevor sie antworten konnte.
10
Dudley Smith und seine weibliche Brut wohnten in einem bescheidenen, geräumigen Haus eine Meile südlich von Westwood Village. Fünf Minuten vor der Zeit fuhr ich vor. Ich trug meinen einzigen hellen Anzug, der ein bißchen verknittert und schmutzig war. Ich klingelte und hörte, wie kichernde Mädchenstimmen mich ankündigten:
»Daddy, er ist da!«
»Daddy, dein Polizist ist da!«
»Daddy, Besuch, Daddy!«
Am Fenster neben dem Eingang wurde ein Vorhang zurückgezogen. Ein sommersprossiges, kleines Mädchen starrte mich an. Sie starrte, bis ich grinste und ihr zuwinkte. Dann streckte sie ihre Zunge raus und verschwand.
Dudley Smith riß einen
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