Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
zur Hand.
    »Seit 1946«, sagte er mürrisch und ließ seine Augen zwischen Dudley und mir hin und her schweifen.
    »Aha«, sagte ich. »Mister Brubaker, wir haben zahlreiche Beschwerden erhalten, daß Ihre Bar als Treffpunkt für illegale Buchmacher dient. Zivilbeamte sagten uns, dies sei ein Sammelplatz für Spieler.«
    »Und eine schwule Lasterhöhle!« bellte Dudley. »Wie hieß dieser fesche Spieler noch mal, den wir bearbeitet haben, Freddy?«
    »Eddie Engels, oder?« sagte ich unschuldig.
    »Ja, das ist dieser Perverse!« rief Dudley aus. »Er wettet in jeder Schwulenbar in Hollywood.«
    Brubakers Augen blitzten kurz auf, als ich Engels’ Name erwähnte, aber das war alles. Er blieb ganz ruhig.
    »Kennen Sie Eddie Engels, Mister Brubaker?« fragte ich.
    »Ja, ich kenne Eddie.«
    »Kommt er oft in ihre Bar?«
    »Eigentlich nicht, schon lange nicht mehr.«
    »Aber früher kam er?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »In den ersten Jahren, als ich die ›Cabin‹ übernommen hatte.«
    »Warum kommt er nicht mehr?«
    »Weiß ich nicht. Er ist weggezogen. Er hat sich von der Frau getrennt, mit der er zusammengelebt hat. Sie kam häufig hierher, aber seit sie sich getrennt haben, ist Eddie nicht mehr aufgekreuzt.«
    »Eddie Engels hat hier in Venice gewohnt?« fragte ich sanft.
    »Ja, er und Janet wohnten in einem Haus in der Nähe der Kanäle, etwa Neunundzwanzigste Straße und Pacific.«
    Ich atmete langsam aus. »Wann war das?«
    »In den späten Vierzigern. Etwa von ’47 bis Frühjahr ’49, wenn ich mich recht erinnere. Warum interessiert Sie Eddie so?« Brubaker schob seine Füße näher an meine ausgestreckten Beine heran, so daß sie meine Gelenke berührten. Ich spürte Ekel und Abneigung in mir hochsteigen, aber ich regte mich nicht.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Dudley seinen Hals verrenkte. »Genug Scheiße geredet«, bellte er. »Brubaker, sind Engels und Sie Liebhaber?«
    »Was zum Teufel -«, rief Brubaker aus.
    »Halt den Mund, du gottverdammter Perverser! Ja oder nein?«
    »Ich muß nicht -«
    »Zum Teufel mit Ihnen. Dies ist ein offizielles Polizeiverhör, und Sie werden gefälligst unsere Fragen beantworten!«
    Dudley stand auf und ging auf Brubaker zu, der samt seinem Stuhl umfiel, aufstand und sich zitternd an die Wand kauerte.
    Ich ging zwischen sie, als Dudley seine Hand zu einer Faust ballte. »Sachte, Dudley«, sagte ich und stieß ihn sanft gegen die Schulter. »Mister Brubaker kooperiert doch, und wir untersuchen illegales Glücksspiel, nicht Homosexualität.«
    »Zum Teufel mit dir, Freddy, ich möchte diesen perversen Engels zu fassen kriegen. Ich weiß, was mit dem los ist.«
    Ich seufzte und ließ Dudley los. Dann seufzte ich wieder. Ich nahm Brubaker am Arm und führte ihn zum Sofa. Er setzte sich, ich setzte mich neben ihn, und ließ unsere Knie sich leicht berühren. »Mister Brubaker, ich möchte mich für meinen Partner entschuldigen, aber er hat ja recht. Könnten Sie uns etwas über Ihre Verbindung zu Eddie Engels sagen?«
    Brubaker nickte zustimmend. »Eddie und ich kennen uns seit dem Krieg. Wir waren zusammen in Long Beach stationiert. Wir wurden Freunde. Wir gingen zusammen zum Rennen. Wir blieben auch nach dem Krieg Freunde. Eddie ist sehr bekannt auf der Rennbahn, und er brachte viele Leute hierher. Viele schöne Frauen, Schwule und andere. Ich machte ihn mit Janet bekannt, Janet Valupeyk, und sie zogen zusammen, hier in Venice. Er kommt nur noch ganz selten hierher, seit er sich von Janet getrennt hat. Wir sind noch befreundet. Das ist alles.«
    »Und er mag Buben, richtig?« zischte Dudley.
    »Das geht mich nichts an.«
    »Sag’s mir, Brubaker, jetzt!«
    »Er mag Buben und Mädchen«, sagte Brubaker und starrte in seinen Schoß. Er schämte sich, weil er dieses Geheimnis ausgeplaudert hatte. Dudley schnaubte triumphierend und knackte mit seinen Knöcheln.
    »Wie verdient sich Eddie seinen Lebensunterhalt, Mister Brubaker?« fragte ich sanft.
    »Er spielt. Er spielt im großen Stil, gewöhnlich gewinnt er. Er ist ein Gewinner.«
    Dudley fing meinen Blick auf und nickte zur Türe. Brubaker starrte immer noch nach unten.
    »Vielen Dank für Ihre Mitarbeit, Mister Brubaker. Sie haben uns sehr geholfen. Guten Tag.« Ich stand vom Sofa auf. Dudley feuerte noch einen letzten Schuß ab: »Kein Wort davon zu jemandem. Hast du das verstanden, du Stinker?«
    Brubaker nickte zustimmend. Ich drückte seine Schulter noch einmal zärtlich, dann folgte ich Dudley zur Tür hinaus.

    Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher