Heimlich
setzten uns. Lorna strich mir zögernd über das Haar. »Verstehst du, Fred?«
»Ja. Besonders jetzt. Ich möchte Gerechtigkeit für Eddie Engels. Er wird sie kriegen. Aber das Schwurgerichtssystem basiert auf Menschen, und Menschen sind unvollkommen und wundergläubig; deshalb ist Gerechtigkeit nichts Absolutes - sie ist dem Wunder untergeordnet.«
»Das ist der Grund, warum ich so hart arbeite. Nichts ist vollkommen, nicht einmal das Gesetz.«
»Ja, ich weiß.« Ich hielt inne und fischte aus meiner Jackentasche einen großen, braunen Umschlag. »Wir verhaften Eddie Engels morgen, Lorna.« Ich händigte ihr den verschlossenen Umschlag aus. »Dies ist mein Bericht als Beamter, der die Verhaftung durchführt.«
Sie sah mir in die Augen und drückte meine Hand. »Du siehst besorgt aus«, sagte sie.
»Bin ich aber nicht, wirklich. Du kannst mir aber einen Gefallen tun.«
»Welchen?«
»Öffne diesen Umschlag erst, wenn ich dich anrufe. Vergiß diesen Fall, bis ich dich anrufe. Und wenn Dudley Smith an dich herantritt, solltest du wissen: Mein Bericht enthält die Wahrheit. Wenn es Unstimmigkeiten gibt, frag mich. Wir bereiten den Fall für das Schwurgericht vor. In Ordnung?«
Lorna zögerte. »In Ordnung. Du begibst dich da in eine gefährliche Lage, Freddy.«
»Ich weiß.«
»Und du willst Engels eher deiner Karriere als der Gerechtigkeit wegen.«
»Ja.« Ich sagte es fast entschuldigend.
»Ist mir egal. Du bist mir nicht egal, und Engels ist schuldig. Du kümmerst dich um deine Karriere, und ich kümmere mich um die Gerechtigkeit, so kriegen wir beide, was wir wollen.«
Ich lachte nervös über diese unvollkommene Logik. Lorna nahm meine Hand. »Und du hast Angst vor Dudley Smith.«
»Er ist völlig verrückt. Er hat bei der Polizei nichts zu suchen.«
»Ha! Die Unvollkommenheit, das Wunder, erinnerst du dich?«
»Touché, Lorna.«
»Wann schnappt ihr euch Engels?«
Lorna sah, wie mein Gesicht sich trübte. »Ich weiß nicht«, sagte ich.
Wir starrten uns an, und ich wußte, daß sie Bescheid wußte. Ihr ganzer Körper versteifte sich, und sie erhob sich mühevoll und sagte: »Ich mach’ jetzt das Essen.«
Lorna hüpfte ohne Stock die zehn Stufen zu ihrer Küche hoch. Ich blieb auf dem Sofa sitzen. Ich hörte, wie die Kühlschranktür geöffnet und geschlossen wurde und das Geklapper von Kochutensilien, die aus Schränken geholt wurden. Es herrschte eine nervöse Stille, und als ich es nicht länger ertragen konnte, ging ich in die Küche, wo Lorna gegen das Spülbecken gelehnt stand und zerstreut eine Pfanne hielt. Ich wand sie ihr aus den Händen. Sie widersetzte sich, aber ich war stärker. Ich feuerte sie gegen die Wand, klappernd fiel sie auf den Boden. Lorna warf sich an mich und umarmte mich heftig. Sie trommelte mit den Fäusten auf meine Schultern und seufzte tief. Ich hob ihr Kinn von meiner Brust und küßte sie. Ich hob sie hoch. Sie widersetzte sich und schlug noch heftiger auf meine Schultern ein. Aber dann besann sie sich eines Besseren und gab nach. Ich trug sie ins Schlafzimmer.
Hinterher, übersättigt nach unserer Vereinigung und im Bewußtsein eines neuen Anfangs, suchte ich nach Worten, um die Zukunft zu beschreiben, um sie in diesem Augenblick bis in alle Ewigkeit zu verlängern. »Was Eddie Eng-«, war alles, das ich herausbekam, bevor Lorna sanft ihre Fingerspitzen auf meinen Mund legte.
»Ist ja gut, Fred. Ist ja gut.«
Wir lagen aneinander, und ich spielte mit Lornas großen, weichen Brüsten. Sie hielt mich dort fest und wollte Mutter spielen, aber ich hatte eine andere Idee. Über ihren Bauch küßte ich mich nach unten in Richtung auf das vernarbte Gewebe, das ihr Becken bedeckte. Lorna entzog sich. »Nein, da nicht«, sagte sie, »als nächstes erzählst du mir, wie sehr du mich deswegen liebst und wie sehr du mein kaputtes Bein liebst. Bitte, Freddy, das nicht.«
»Ich will es doch nur sehen, Süße.«
»Warum?!«
»Weil es ein Teil von dir ist.«
Lorna wand sich in der Dunkelheit. »Du hast gut reden, du bist vollkommen. Als ich ein Mädchen war, wollten alle Jungens, die mit meinen großen Titten spielen wollten, über mein Bein dahin kommen. Das war ganz schlimm. Mein Bein ist häßlich, und mein Bauch ist häßlich, und ich habe keine Gebärmutter mehr, ich kann keine Kinder bekommen.«
»Und?«
»Und ich hab’ meinen Bauch immer mit einem Handtuch zugedeckt, wenn ich mit Männern schlief, damit sie mich da nicht berühren konnten. Wenn ich irgendwie
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