Heimlich
mein Bein hätte bedecken können, hätte ich das auch gemacht.« Lorna fing an zu weinen. Ich küßte ihre Tränen fort und biß sie am Hals, bis sie zu lachen anfing.
»Heißt es jetzt Freddy und Lorna?« flüsterte ich.
»Wenn du so willst«, sagte Lorna.
»Ja, das will ich.«
Ich stand vom Bett auf und ging ins Wohnzimmer. Ich fand das Telefon und rief Mike Breuning zuhause an. Ich sagte ihm, er sollte mich morgen früh nicht abholen, ich würde sie zur verabredeten Zeit Ecke Sunset und Horn treffen. Er gluckste noch ein »Du böser Bube« in den Hörer und hing auf.
Ich ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Ich fand eine Tüte mit Eiswürfeln im Gefrierfach und holte ein halbes Dutzend raus. Ich ging zurück ins Schlafzimmer. Lorna lag reglos auf dem Bauch. Ich näherte mich dem Bett und ließ die Eiswürfel auf ihre Schultern fallen. Lorna schrie auf und warf sich auf den Rücken.
Ich sprang auf sie und grub meinen Kopf in das tote Fleisch ihres Bauches. »Ich liebe dich«, sagte ich. »Ich liebe dich, Lorna, ich liebe dich, ich liebe dich.«
Lorna wand und drehte sich, um sich zu befreien. Ihr totes Bein zuckte hilflos. Ich packte es und umfaßte es fest mit beiden Armen. »Ich liebe dich, Lorna. Ich liebe dich, Lorna. Ich liebe dich. Ich liebe dich.«
Allmählich gab Lorna ihren Kampf auf und begann leise zu schluchzen. »O Freddy, o Freddy, o Freddy.« Dann nahm sie meinen Kopf in beide Hände und drückte ihn fest auf den Teil ihres Körpers, den sie so furchtbar haßte.
Der Morgen und die düstere Wirklichkeit kamen zu schnell.
Lorna war eingenickt und an meine Schulter gekuschelt, aber ich war wach geblieben, um das Gefühl ihrer Nähe auszukosten. Aber ich konnte nicht aufhören, an Eddie Engels und Dudley Smith, an Schußwaffen und Gerechtigkeit und an meine Karriere zu denken -alles überstrahlt von der Frau, die ich liebte.
Die Leuchtanzeige von Lornas Wecker zeigte 4.30 Uhr an. Sanft glitt ich aus ihrer Umarmung, küßte ihren Hals und ging ins Wohnzimmer, um mich anzuziehen.
Als ich mein Schulterhalfter anlegte und meine lederumhüllte 38er befingerte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Gerechtigkeit, dachte ich pausenlos, als ich zum Sunset Strip hochfuhr, Gerechtigkeit. Gerechtigkeit, nicht das Wunder. Dieses Mal nicht.
Ich hatte gerade noch Zeit für einen Kaffee, bevor ich die anderen an der Ecke Sunset Strip und Horn traf.
Mike Breuning war schon da. Er parkte direkt vor der Auffahrt zu Engels’ Bungalow und winkte mir zu, als ich auf der anderen Straßenseite parkte. Ich ging zu ihm, und wir schüttelten uns durch das Fenster die Hände. Mike hatte seine Marke ans Revers geheftet, neben ihm auf dem Sitz lag ein Gewehr.
»Morgen, Fred«, sagte er, »ein schöner Tag dafür.«
»Ja. Wo sind Dudley und Dick?«
»Die spazieren gerade ums Karree. Engels ist allein; Dick hat ihn die ganze Nacht beobachtet. Da bin ich froh drüber.«
»Ich auch.«
»Bist du ein bißchen nervös?«
»Ein bißchen vielleicht.«
»Nicht nötig. Dudley hat dieses Ding gut vorbereitet.« Breuning wand seinen Kopf aus dem Fenster. »Da kommen sie«, sagte er. »Hefte dir deine Marke auch an die Jacke.«
Das tat ich, und Dudley Smith und Dick Carlisle kamen über die Straße auf uns zu.
»Freddy, mein Junge«, rief Dudley. »Was für ein Morgen!«
»Guten Morgen, Chef, guten Morgen, Dick«, sagte ich.
»Underhill«, sagte Carlisle mit ausdruckslosem Gesicht.
»Nun, mein Junge, bist du soweit?«
»Ja.«
»Also gut. Großartig. Mike?«
»Ich bin soweit. Dudley.«
»Dick?«
»Fertig, Boss.«
Dudley langte auf den Rücksitz von Breunings Wagen und händigte Carlisle ein doppelläufiges Gewehr aus. Mike zwängte sich aus der Tür und hatte das Ithaca in der Hand. Ich holte meinen Revolver aus dem Halfter, und Dudley zog eine 45er-Automatik aus dem Gürtel.
»Jetzt, meine Herren«, sagte er.
Wir gingen rasch durch den Innenhof, unsere Waffen auf die Erde gerichtet. Mein Herz schlug sehr schnell, und ich beobachtete Dudley heimlich von der Seite. Seine winzigen braunen Augen glänzten auf eine Art, die weit jenseits aller Schauspielkunst lag. Das war der wahre Dudley Smith.
Als wir zu Engels’ Eingangstür kamen, flüsterte ich ihm zu: »Lassen Sie mich zuerst reingehen. Ich war schon hier; ich weiß, wo das Schlafzimmer ist.«
Dudley nickte zustimmend und winkte Breuning und mich nach vorne. »Tretet sie ein«, zischte er.
Mike hielt sein Gewehr vor der Brust und ich
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