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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Männer?« sagte er. Wir nickten alle. »Noch irgendwelche Fragen, Leute?«
    »Wann erstatten wir dem Staatsanwalt Bericht?« fragte ich.
    Breuning und Carlisle lachten.
    »Wenn Eddie Engels gestanden hat, mein Junge«, sagte Dudley.
    »In welches Gefängnis stecken wir ihn denn?«
    Dudley schaute seine dienstälteren Untergebenen an, als bitte er um ihre Unterstützung. Die sahen mich an und schüttelten die Köpfe, dann richteten sie ihre Blicke wieder ehrfürchtig auf Dudley.
    »Mein Junge, es wird kein offizielles Eingreifen und keinen Bürokram geben, bevor Eddie Engels nicht gestanden hat. Morgen früh um Viertel vor sechs werden wir uns vor dem Haus des schönen Eddie versammeln. Ich fahr’ mit dem Wagen. Mike, du holst Dick und Freddy ab. Mike und Dick, ihr nehmt Gewehre mit. Freddy, du bringst deine Dienstpistole mit. Fünf Minuten vor sechs werden wir Eddie die Tür eintreten. Wir werden ihn überwältigen und jeder Mausie, jedem Homo, die mit ihm das Bett teilen, werden wir Gottesfurcht einjagen. Dann schicken wir sie fort. Ich habe einen Ort vorbereitet, wo wir ihn verhören können, ein leerstehendes Motel in Gardena. Freddy, Dick, Engels und ich fahren in meinem Wagen. Mike folgt uns in seinem. Das Verhör kann ganz schön lange dauern, Jungs, deshalb kümmert euch heute nacht noch ein bißchen um die, die ihr liebt, und sagt ihnen, daß sie euch möglicherweise eine Weile nicht mehr sehen werden. Jetzt laßt uns aufstehen, Jungs.«
    Wir stellten uns im Halbkreis auf.
    »Jetzt legt eure Hände auf meine.«
    Das taten wir.
    »Und jetzt, Jungs, sprecht ein kleines stilles Gebet für unsere geheime Operation.«
    Breuning und Carlisle schlossen ehrerbietig ihre Augen. Ich auch, aber nur kurz. Als ich sie aufschlug, sah ich, wie Dudley an uns vorbei irgendwohin ins Leere starrte.
    »Amen«, sagte er schließlich und blinzelte mir zu.

    Lornas Wohnung lag einen Block südlich des Wilshire Boulevard in der Nähe des Geschäftsviertels von Beverly Hills und war ein perfektes Ebenbild ihres Stolzes und Geschmacks; ein hübsches Wohn-Schlafzimmer mit unauffälligen, teuren Möbeln, die widerspiegelten, woran ihr gelegen war - Sinn für Ordnung und Eigentum und ein nicht allzu übertriebener Hang zur Sauberkeit. Sie war überdies ein Aushängeschild ihrer beruflichen Interessen: Die Regale waren vollgestopft mit Gesetzestexten und Bänden über Bänden an Rechtsbüchern, nicht nur aus Kalifornien, sondern auch aus den restlichen Staaten des Landes. Auf einem diagonal in einer Ecke des Wohnzimmers plazierten Tisch aus Kirschbaum lagen ihr riesiges Wörterbuch und haufenweise nach Arbeit aussehende Papiere, die in vier saubere Stapel unterteilt waren.
    Die Wohnung war überdies ein Aushängeschild für das Wunder, und ich bebte vor Genugtuung, als Lorna mich zu einem Rundgang einlud und mir ein paar flüchtige Einblicke in die wundervollen, gerahmten Drucke gab, die an den Wänden hingen. Ein Gemälde von Hieronymus Bosch stellte den Wahnsinn dar - hysterisch-groteske Kreaturen in einer Unterwasserlandschaft, die Gott - oder irgendwen - anflehten, sie von ihrem Wahnsinn zu erlösen. Es gab eine Arbeit von van Gogh, auf der sich Blumenfelder gegen braunes Gras und einen düsteren Himmel abhoben. Da hing Edward Hoppers »Nighthawks« - drei einsame Menschen, die nachts in einer Kneipe sitzen und sich anschweigen. Es war furchteinflößend und erfüllt mit dem Wunder der Einsamkeit.
    Ich nahm Lornas Hand und küßte sie. »Du kennst das Wunder, Lorna«, sagte ich.
    »Was ist das Wunder?«
    »Ich weiß nicht, dieses wunderbar unfaßbare, mysteriöse Zeug, das wir nie restlos kennen werden.«
    Lorna nickte, sie wußte. »Und deswegen bist du Polizist?«
    »Genau.«
    »Aber ich möchte Gerechtigkeit. Das Wunder ist für Künstler und Schriftsteller und andere kreative Leute. Ihre Vision gibt uns die Kraft und das Mitleid, unser Leben zu ertragen und andere Leute anständig zu behandeln, weil wir wissen, wie unvollkommen die Welt ist. Aber ich will Gerechtigkeit. Ich bin sehr präzise. Ich möchte die Leute, die ich vor Gericht schicke, anschauen können und sagen: ›Er ist schuldig, mag das Volk über diese Schuld urteilen‹; oder: ›Er ist schuldig unter mildernden Umständen, möge das Volk über die Gnade urteilen, die ich empfehle‹; oder: ›Er ist unschuldig, kein Schwurgericht für ihn‹. Ich möchte Ergebnisse sehen können, keine Wunder.«
    Wir gingen hinüber zu einem großen Sofa mit Blumenmuster und

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