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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Freddy, bist du in Ordnung?«
    »Ja... ja, Liebling, mir gehts gut.«
    »Du klingst aber nicht gut. Rufst du mich an, wenn Engels sitzt?«
    »Ja. Kann ich dich heute abend sehen?«
    »Ja, wieviel Uhr?«
    »Weiß nicht. Kann sein, daß ich noch Berichte schreiben muß heute abend.«
    »Komm einfach zu mir, wenn du fertig bist, okay?«
    »Ja.«
    »Freddy?«
    »Ja?«
    »Ich... ich ... ich sag’s dir, wenn ich dich sehe. Sei vorsichtig.«
    »Klar.«

    Engels war in Handschellen, als ich in das Verhörzimmer zurückkam. Er trug gelbbraune Hosen, Sandalen und ein Hawaihemd, Sachen, die Carlisle ihm aus seiner Wohnung geholt hatte.
    Breuning schrieb seine Aussage nieder: »... Und ich geriet in Panik. Ich dachte, ich hätte Geräusche von oben gehört. Ich sprang durch das Küchenfenster nach draußen. Ich hatte Angst, meinen Wagen zu holen. Ich rannte durch Gestrüpp an der Autobahn. Ich versteckte mich ... Stunden ... dann nahm ich ein Taxi nach Hause...« Engels’ Stimme versagte. Er sah mich an und spuckte Blut auf den Boden. Seine Nase war dunkelrot und dick geschwollen, beide Augen waren schwarz.
    »Warum, Engels?« fragte Breuning.
    »Weil irgend jemand bezahlen mußte. Es wäre besser jemand anderes gewesen als die liebe Maggie, aber es ist halt passiert.«
    Dudley hieb mir auf den Rücken. »Mike und ich bringen Eddie ins Gefängnis der Hall of Justice. Du gehst nach Hause. Wir müssen noch unsere Aussagen bestätigen. Du warst brillant, mein Junge, brillant. Wenn wir das hinter uns haben, stehen dir alle Türen offen.«
    »Irrtum, Dudley«, sagte ich und setzte zu meinem Schachzug an. »Ich fahre mit euch. Das ist mein Ding. Ihr könnt euren Bericht schreiben und Engels’ Geständnis, aber es ist mein Ding. Einen Tag, bevor wir Engels verhaftet haben, hab’ ich meinen Bericht im Büro des Staatsanwaltes abgegeben. Er enthält die Wahrheit von Anfang an. Du wolltest mich immer aus dieser Geschichte rausdrängen, aber ich werde es nicht zulassen. Wenn du es versuchst, geh’ ich zur Presse. Ich erzähl’ ihnen deine kleine Geschichte von der Dahlie und wie du Engels gekidnappt hast und ihm die Scheiße rausgeprügelt hast. Ich scheiß’ auf meine Karriere, wenn du mir diese Verhaftung abspenstig machen willst. Verstehst du?«
    Dudley Smiths Gesicht war tiefrot angelaufen und zitterte. Seine großen Hände zuckten. Seine Augen waren winzige, haßerfüllte Stecknadelköpfe. In seinen Mundwinkeln war Schaum zu erkennen, aber er sagte kein Wort.

    Ich war vor ihnen in der Stadt.
    Die Stufen zur Hall of Justice waren schon mit Reportern überfüllt. Dudley, der alte Schmierenkomödiant, hatte sie auf seine Ankunft vorbereitet.
    Ich parkte an der Ecke First Street und Broadway und wartete auf der Straße auf meine Kollegen und unseren Gefangenen. Eine Minute später kamen sie um die Ecke und hielten an der Ampel. Breuning funkelte mich vom Fahrersitz aus an. Ich öffnete die Tür und stieg ein; Dudley und Engels saßen hinten.
    Dudley sagte: »Du bist erledigt, Judas«, und Engels zischte mich durch die zusammengepreßten Zähne an.
    Ich ignorierte sie beide und sagte, indem ich Dudleys Singsang nachäffte: »Hallo, Jungs! Dachte, ich leiste euch Gesellschaft, wenn ihr ihn einliefert. Ich sehe, die Presse ist auch schon da. Großartig! Ich hab’ ihnen viel zu erzählen. Dudley, hast du schon von der letzten Entdeckung der Anthropologen gehört? Der Mensch stammt nicht vom Affen ab, sondern vom Iren! Ho ho ho! Ist das nicht großartig?«
    »Judas Ischariot«, sagte Dudley Smith.
    »Falsch, Dud. Ich bin der irische Weihnachtsmann!«
    Wir hielten vor einer Traube von Reportern an, und ich steckte meine Marke ans Revers meiner zerknitterten Anzugjacke. Dudley schob den gefesselten Engels aus der Wagentür, und wir beide packten ihn an den Armen und führten ihn die Stufen zur Hall of Justice hoch. Jemand schrie: »Da sind sie!« und eine Meute von kurzärmeligen Pressegeiern stürzte sich auf uns und bewarf uns inmitten eines Blitzlichtgewitters wahllos mit Fragen.
    »Dudley, wieviele hat er umgemacht?« »Hat er gestanden, Dudley?« »Lächle, Killer! Für die Los Angeles Daily News! « »Erzähl uns was, Dud!« »He, da ist ja der Polyp, der die mexikanischen Ballermänner erledigt hat. Erzählen Sie uns was, Officer!«
    Wir wateten durch. Engels hielt seinen Kopf gesenkt, Dudley strahlte in die Kameras, und ich blieb gelassen. In der Eingangshalle wurden wir vom Leiter des Gefängnisses in Empfang genommen. Er

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