Heimlich
mich an der Taille.
»Es geht nicht vor das Schwurgericht, Freddy«, sagte sie.
»Hab’ ich auch nicht damit gerechnet. Er hat gestanden.«
»Wie viele?« Ich ließ Lorna los, aber sie hielt mich fest. »Wie viele?« insistierte sie.
»Nur Margaret Cadwallader. Laß uns nicht darüber reden, Lorna.«
»Wir müssen.«
»Dann setzen wir uns lieber.«
Wir nahmen auf dem Sofa Platz.
»Ich habe dich in der Hall of Justice gesucht. Ich dachte, du würdest dasein, wenn er eingeliefert wird«, sagte Lorna.
»Ich mußte beim Leiter der Kripo vorsprechen. Ich denke, Smith ist wieder hin und hat Engels eingebuchtet. Ich war hundemüde. Ich bin nach Hause gegangen und habe geschlafen. Warum?« Lornas Gesicht wurde dunkel vor Ärger. »Warum?« wiederholte ich. »Was zum Teufel ist hier los?«
»Ich war da und bekam einen Passierschein. Der Staatsanwalt war da. Er unterhielt sich mit Dudley Smith. Smith sagte ihm, der Cadwallader-Mord wäre nur die Spitze des Eisbergs, Engels wäre ein Massenmörder.«
»O Gott.«
»Unterbrich mich nicht. Er wurde nur dieser einen Sache beschuldigt. Cadwallader. Aber Smith wiederholte ständig: ›Das ist eine Sache für das Schwurgericht, niemand weiß, wie viele Weiber dieser Irre massakriert hat!‹ Der Staatsanwalt schien ihm Glauben zu schenken. Dann sah er mich und erklärte Smith, ich würde die Fälle für das Schwurgericht vorbereiten. Smith sieht, daß ich eine Frau bin, und fängt an zu schmeicheln. Dann fragt er mich, warum ich da wäre, und ich sage ihm, daß wir beide befreundet sind. Plötzlich wird er grau im Gesicht und fängt an zu zittern. Er sah aus, als wäre er übergeschnappt.«
Erschüttert sagte ich: »Er ist verrückt. Er haßt mich, ich hab’ ihn reingelegt.«
»Dann bist du verrückt. Er kann deine Karriere ruinieren!«
»Scht, Liebes. Nein, ich wurde befördert. Smith erstattete zuerst Bericht, dann ich. Ich komme zur Kripo. Thad Green hat es mir selbst gesagt. Egal, was Smith Green erzählt hat, es stimmt mit meinem Bericht an dich und meinem schriftlichen Bericht überein, es ist die Wahrheit. Was Smith dem Staatsanwalt erzählt hat, ist reine Übertreibung. Alles, was -«
»Freddy, du hast gesagt, es gäbe keine Beweise, die Engels mit anderen Morden in Verbindung bringen.«
»Das ist vollkommen richtig. Aber...«
Lorna wurde zusehends aufgeregter: »Nichts aber, Freddy. Ich habe Engels gesehen. Er war furchtbar zugerichtet. Ich habe Smith danach gefragt, und er hat mir irgendeinen Schwachsinn erzählt, von wegen Engels hätte sich seiner Verhaftung widersetzt. Ich fragte mich pausenlos, großer Gott, könnte Freddy etwas damit zu tun haben? Ist das Gerechtigkeit? Mit was für einem Mann habe ich mich da eingelassen?«
Ich starrte auf das Bild von Hieronymus Bosch an der Wand.
»Freddy, antworte mir!«
»Ich kann nicht, Staatsanwältin. Gute Nacht.«
Ich fuhr nach Hause und unterdrückte eisern alle Gedanken über Lorna, Frauenmörder und verrückte Bullen. Ich beschäftigte mich mit meinem neuen Rang: Detective Frederick U. Underhill. Detective Fred Underhill. Die Kripo. Mit siebenundzwanzig. Ich war bestimmt der jüngste bei der Kripo in Los Angeles. Das mußte ich herausfinden. Im November die Sergeantenprüfung. Detective Sergeant Frederick Underhill. Ich würde mir drei neue Anzüge kaufen müssen, ein paar Sportjacken, einige Krawatten und ein halbes Dutzend Hosen. Detective Fred Underhill. Aber. Da war wieder dieses schöne, glänzende, braune Haar. Lorna Weinberg, Anwältin. Lorna Weinberg.
Sei ruhig, sagte ich zu mir selbst, und versuchte, meinem eigenen Rat zu folgen - hör auf zu denken.
Zuhause erfaßte mich plötzlich nach einer Tollerei mit Night Train eine unsägliche Zukunftsangst, und um sie zu bekämpfen, stürzte ich mich auf meine Lehrbücher.
Ich wollte mich in sie vertiefen, aber es war nutzlos; die Worte flogen an mir vorbei. Ich konnte nicht aufhören zu denken.
Als ich es aufgeben wollte, klingelte es an der Tür. Ich wagte nicht zu raten und riß die Tür auf. Es war Lorna.
»Hallo, Officer«, sagte sie. »Darf ich reinkommen?«
»Ich bin jetzt Detective, Lorna. Kannst du dich mit dem abfinden, was ich tun mußte, um dahin zu gelangen?«
»Ich... ich habe dich ohne ausreichende Beweise eines unbekannten Verbrechens überführt.«
»Ich hätte Beschwerde eingelegt, Staatsanwältin, aber Sie hätten vor Gericht gewonnen.«
»Ich wäre für dich in die Revision gegangen. Weißt du, daß du der einzige
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