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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Frederick U. Underhill in ganz Los Angeles bist?«
    »Ohne Zweifel. Was machst du hier, Lorna?«
    »Ich bin auf der Jagd nach deinem Herzen.«
    »Dann steh hier nicht im Eingang rum, komm rein und sag meinem Hund guten Tag.«

    Viele glückliche Stunden später hielten wir uns zufrieden umschlungen. Wir waren zu müde, um zu denken oder zu schlafen, und nicht in der Lage, uns aus unserer Umarmung zu lösen. Ich hatte eine Idee. Ich holte meine dürftige Sammlung schwülstiger Songs hervor, mit der ich früher einsame Frauen verführt hatte. Ich legte »You Belong Fo Me« von Jo Stafford auf den Plattenspieler und stellte ihn so laut, daß Lorna es im Schlafzimmer hören konnte.
    Sie lachte, als ich zu ihr zurückkam. »O Freddy. Das ist so...«
    »Schmalzig?«
    »Ja!«
    »Denk’ ich auch. Aber, das brauche ich wohl nicht zu betonen, heute abend fühle ich mich romantisch.«
    »Es ist schon Morgen, Liebling.«
    »Ich gestehe meinen Irrtum ein. Lorna?«
    »Ja?«
    »Darf ich dich um den nächsten Tanz bitten?«
    »Tanz? Freddy, ich kann nicht tanzen!«
    »Doch, du kannst.«
    »Freddy!«
    »Du kannst auf deinem gesunden Bein hüpfen, ich halte dich hoch. Komm jetzt!«
    »Freddy, ich kann es nicht!«
    »Ich bestehe darauf.«
    »Freddy, ich bin nackt!«
    »Gut. Ich auch.«
    »Freddy!«
    »Genug jetzt, Lorna. Legen wir los!«
    Ich nahm die nackte, lachende Lorna in meine Arme, trug sie ins Wohnzimmer und setzte sie auf dem Sofa ab, dann legte ich »The Tennessee Waltz« von Patti Page auf. Als sie die süßliche Einleitung anstimmte, ging ich zu Lorna und streckte meine Hände aus.
    Sie gab mir ihre, ich zog sie an mich und hielt sie fest. Ich umfaßte ihr Gesäß und hob sie ein wenig vom Boden hoch, so daß ihr schlimmes Bein entlastet war und ihr Gewicht auf dem gesunden Bein lag. Sie umklammerte meinen Rücken, wir bewegten uns linkisch in kleinen Schritten, und Patti Page sang dazu.
    »Freddy«, flüsterte Lorna in meine Brust, »ich glaube, ich -«
    »Glaub lieber nichts, Lorna.«
    »Ich wollte sagen ... ich glaube, ich liebe dich.«
    »Dann glaub es, ich weiß, daß ich dich liebe.«
    »Freddy, ich finde diese Platte nicht schmalzig.«
    »Ich auch nicht.«

    Am Samstagnachmittag fuhren wir auf der Pacific Coast Highway nach Santa Barbara. Der blaue Pazifik lag zu unserer Linken, braune Klippen und grüne Hügel waren zu unserer Rechten. Keine Wolke und keine Spur von Smog waren zu sehen. Wir fuhren mit offenem Verdeck, schwiegen und fühlten uns wohl. Lorna ließ ihre Hand auf meinem Bein ruhen, von Zeit zu Zeit drückte sie mich spielerisch.
    Wir hatten den ganzen Morgen nicht über den Fall gesprochen, ich hatte ihn gnädig aus meinem Gedächtnis verdrängt. Wortlos waren wir übereingekommen, das Radio nicht einzuschalten. Die Gegenwart war zu gut, zu wirklich, um sie mit Geschichten aus der rauhen Wirklichkeit zu ruinieren, mit der wir es zu tun hatten. So fuhren wir auf unserem ersten gemeinsamen Ausflug nach Norden. Lornas Hand wanderte verstohlen mein Bein hoch, bis ich rief: »Hey, was zum Teufel tust du da?«
    Sie lachte. »Was denkst du denn?«
    Ich lachte. »Ich denke, das fühlt sich gut an.«
    »Denk nicht, fahr.« Lorna zog ihre Hand zurück. »Freddy, ich dachte gerade.«
    »An was?«
    »Ich hab’ gerade gemerkt, daß ich keine Ahnung habe, was du eigentlich machst - ich meine, mit deiner Zeit.«
    Ich dachte darüber nach, dann entschloß ich mich, aufrichtig zu sein. »Nun, bevor Wacky getötet wurde, verbrachte ich eine Menge Zeit mit ihm. Eigentlich habe ich keine Freunde. Und ich bin den Frauen nachgestiegen.«
    Überraschenderweise lachte Lorna darüber. »Nur um zu vögeln?«
    »Nein, da steckte mehr dahinter. Ich jagte auch dem Wunder hinterher, aber das war v. L.«
    »V. L.?«
    »Vor Lorna.«
    Lorna drückte mein Bein und zeigte über ihre Schulter. »Halt an, bitte.«
    Ich bremste, alarmiert durch Lornas ernstes, dunkles Gesicht. Dieses Gesicht umfaßte ich mit beiden Händen. »Was gibt es, Liebling?« fragte ich.
    »Freddy, ich kann keine Kinder kriegen«, platzte Lorna heraus.
    »Ist mir egal«, sagte ich. »Ich meine, ist mir nicht egal, aber es macht keinen gottverdammten Unterschied. Wirklich, ich -«
    »Freddy, ich mußte es einfach sagen.«
    »Weil du an eine gemeinsame Zukunft glaubst?«
    »Ja.«
    »Lorna, ich kann mir eine Zukunft ohne dich nicht vorstellen.« Sie entzog sich mir und biß sich auf ihre Knöchel. »Lorna, ich liebe dich, und wir gehen hier nicht eher weg, bevor du

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