Heimlich
mir sagst, daß du mir glaubst.«
»Ich weiß nicht. Ich denke schon.«
»Denk nicht.«
Unter Tränen brach Lorna in Lachen aus. »Dann glaube ich dir.«
»Gut, laß uns jetzt endlich hier abhauen, ich habe Hunger.«
Unsere Ankunft war perfekt geplant. Santa Barbara breitete sich vor uns aus und lag stumm im Zwielicht wie ein Himmelsgeschenk, das uns für das feuchte, verpestete, gemeine Los Angeles entschädigen sollte.
Wir fanden unsere Wochenendzuflucht in der Bath Street: das Mission Bell Hotel, ein ehemals viktorianisches Gebäude, das mit unschuldiger, hellgelber Farbe übermalt war. Wir trugen uns als Mr. und Mrs. Frederick Underhill ein. Der Mann am Empfang sah uns schief an, da wir kein Gepäck hatten. Um das Zimmer im voraus zu bezahlen, zog ich ein Bündel Dollarscheine aus der Tasche. Dabei fiel versehentlich meine Marke auf den Tisch. Als der Angestellte sie sah, schien er beruhigt.
Verschwörerisch lachend, nahm ich Lorna am Arm und ging mit ihr zum Aufzug. Unser Zimmer hatte hellgelbe Wände, die mit billigen Ölbildern der Santa-Barbara-Mission geschmückt waren, große Fenster auf die palmenbestandene Straße und ein großes eisernes Bett mit hellgelbem Überzug und Baldachin.
»Ich werde nie wieder Zitronen essen«, sagte Lorna.
Ich küßte sie auf die Wange. »Dann dürfen wir heute abend keinen Fisch essen. Ich hab’ mein Rasierzeug im Wagen gelassen. Bin gleich zurück.«
Ich lief über den gelben Teppichboden des Treppenhauses hinunter ins Erdgeschoß. Der Angestellte, ein dünner mittelalterlicher Mann mit unpassend hellrotem Haar, wurde nervös, als er mich durch das Foyer gehen sah. Ich hatte das Gefühl, er wollte mich etwas fragen. Er drückte seine Zigarette aus und kam auf mich zu.
Ich half ihm weiter. »Is was, Doc?«, fragte ich.
Der Mann stand gekrümmt vor mir, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Nach einigen »Hms« und »Ähs« platzte es aus ihm heraus: »Geht mich ja nichts an, Officer«, sagte er, blickte sich in alle Richtungen um und senkte die Stimme, »aber wenn die ›abartig‹ sagen, meinen die dann eigentlich ›schwul‹?«
»Was zum -«, fing ich an, dann entdeckte ich die Ursache seiner verrückten Frage und seufzte. »Sie meinen, es steht schon in der Zeitung von Santa Barbara?«
»Ja, Sir. Sie sind ein großer Held. Meinen Sie das?«
»Ich bin nicht befugt, darüber zu reden«, sagte ich und ließ den Angestellten allein im gelben Foyer zurück, um über Wortbedeutungen nachzudenken. An einem Zeitungskiosk in der State Street kaufte ich mir die Los Angeles Times und den Santa Barbara Clarion. In beiden stand es auf der Titelseite, große Schlagzeilen mit Fotos. Ich las zuerst die Times:
SPIELER GESTEHT MORD AN FRAU AUS HOLLYWOOD!
Mit mindestens sechs weiteren Morden in Verbindung gebracht!
LOS ANGELES, 7. September: Die Polizei verhaftete heute einen Mann, der verdächtigt wird, am 12. August Margaret Cadwallader erwürgt zu haben. Cadwalladar war 36 Jahre alt und lebte am Harold Way 2311 in Hollywood. Der Verdächtige ist Edward Engels, 32 Jahre, Horn Drive, West Hollywood. Engels, ein Spieler ohne festes Einkommen, gestand den Kriminalbeamten Dudley Smith, Michael Breuning und Frederick Underhill, indem er sagte: »Ich habe Maggie getötet! Sie hat mich wie Dreck behandelt, deshalb habe ich sie in den Dreck beißen lassen.«
Zunächst hatte man angenommen, daß Miss Cadwalladar, die als Buchhalterin für die Small World Import-Export-Company in Los Angeles arbeitete, von einem Einbrecher getötet wurde, den sie in den frühen Morgenstunden des 12. August überrascht hatte. Entsprechend hatte die Polizei ihre Untersuchungen geführt und Einbrecher, die für ihre Gewalttätigkeit bekannt waren, verhört. Das Verbrechen blieb unaufgeklärt, bis sich der Kriminalbeamte Fred Underhill einschaltete, der damals als Streifenbeamter Dienst tat.
In einer offiziellen Presseverlautbarung sagte Underhill, 27: »Als ich Anfang des Jahres als Streifenbeamter im Wilshire-Bezirk eingesetzt war, entdeckten mein Partner und ich die Leiche einer jungen Frau. Sie war erwürgt worden. Als der Cadwallader Fall in die Presse kam, bemerkte ich Ähnlichkeiten zwischen den beiden Morden. Ich führte Untersuchungen auf eigene Faust durch und teilte meine Erkenntnisse, über die ich jetzt noch nicht sprechen kann, Lieutenant Dudley Smith mit. Lieutenant Smith leitete dann die Untersuchung, die zur Verhaftung von Edward Engels führte.« Lieutenant Smith pries
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