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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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als hätte ich mich in einen Haufen Nadeln gesetzt. »Eddie Engels hat gestanden, Mr. Canfield«, sagte ich vorsichtig.
    »Mein Klient hat mich unterrichtet, daß Engels ein verstörter Mann ist, der eine große Schuld mit sich trägt aufgrund von Ereignissen in seiner Vergangenheit.«
    Winton unterbrach: »Eddie ist ein armer Mensch, Officer. Als er in der Marine war, liebte er einen älteren Mann. Dieser Mann machte furchtbare Dinge mit ihm, und das brachte Eddie dazu, sich selbst zu hassen.«
    »Er hat gestanden«, wiederholte ich.
    »Kommen Sie, Officer. Wir wissen beide, daß dieses Geständnis unter physischem Druck erfolgte. Ich habe Engels heute morgen bei der Anklageerhebung gesehen. Er ist schwer zugerichtet worden.«
    »Er wurde gewaltsam gebändigt, als er sich seiner Verhaftung widersetzte«, log ich.
    Canfield schnaubte. In anderer Umgebung hätte er wahrscheinlich ausgespuckt. Ich fing seinen verächtlichen Blick mit einem solchen auf und gab ihn dann an Clark weiter. »Sind Sie homosexuell, Mr. Winton?« fragte ich, obwohl ich der Antwort ganz sicher war.
    »Gottverdammt, Freddy!« platzte Lorna heraus.
    Winton schluckte und sah seinen Anwalt flehentlich an. Canfield flüsterte ihm etwas ins Ohr, aber ich unterbrach sie: »Weil, wenn Sie es sind und diese Information bekanngeben wollen, wird die Polizei schriftliche Aussagen zu ihrem Verhältnis zu Engels und eine detaillierte Schilderung ihrer Aktivitäten in der Nacht des 12. Augusts haben wollen. Sind Sie darauf vorbereitet?«
    »Eddie und ich liebten uns«, sagte Winton ruhig, mit großer Resignation.
    Ich legte mir mein Argument zurecht und spuckte es aus: »Mr. Winton, wir haben ein unterschriebenes Geständnis. Wir haben auch Augenzeugen, die beschwören werden, Engels’ Wagen in der Mordnacht im Harold Way gesehen zu haben. Sie laufen Gefahr, in mehrfacher Hinsicht Gegenstand des Spottes und Geredes zu werden, wenn Sie mit Ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gehen.«
    Canfield warf mir einen kalten Blick zu. Aus meinen Augenwinkeln sah ich, wie Lorna unbeweglich dasaß und rauchte. »Mein Mandant ist ein Mann mit Mut, Wachtmeister«, sagte Canfield. »Es geht um Edward Engels’ Leben. Thad Green ist ein alter Freund von mir, ebenso der Staatsanwalt. Mr. Winton wird heute nachmittag seine Aussage machen. Mr. Winton ist sich klar darüber, daß die Polizei ihm einige Fragen stellen wird; ich werde bei der Befragung dabeisein. Mr. Winton ist ein prominenter Mann; man wird kein Geständnis aus ihm prügeln. Ich bin nur hergekommen, um mit Ihnen zu sprechen, weil Lorna eine langjährige Freundin von mir ist und ich ihre Menschenkenntnis schätze. Sie erzählte mir, daß Ihnen die Gerechtigkeit nicht gleichgültig sei, und ich glaubte ihr...«
    »Das ist richtig, und...«
    Ich konnte nicht weitersprechen. Mein Widerstand war in sich zusammengefallen. Meine Vision löste sich vor meinen Augen auf. Ich nahm eine schwere Buchstütze aus Quartz von ihrem Schreibtisch und schleuderte sie durch das Glas ihrer Türe. Das Glas splitterte nach draußen, und die Buchstütze landete mit lautem Knall im Korridor. Meine Hände wollten irgend etwas schlagen, also schlug ich sie aufeinander und schloß die Augen, um gegen Angst und Tränen anzukämpfen. Ich hörte Canfield sich von Lorna verabschieden und hörte Schritte, als er seinen Mandanten durch die halbzerstörte Tür geleitete.
    »Ich glaube Winton«, sagte Lorna schließlich.
    »Ich auch«, sagte ich.
    »Freddy, Dudley Smith hat den Staatsanwalt dazu gebracht, ihn ein halbes Dutzend ungelöster Mordfälle untersuchen zu lassen. Er möchte sie Eddie Engels anhängen.«
    »Mein Gott, der verrückte Dudley. Ist dieser Canfield ’ne Berühmtheit? Er kam mir bekannt vor.«
    »Er ist einer der besten und bestbezahlten Strafverteidiger an der Westküste.«
    »Und Winton hat Geld?«
    »Ja, er ist sehr wohlhabend. Ihm gehören zwei Textilfabriken in Long Beach.«
    Immer noch auf der Suche nach einem Ausweg, fragte ich: »Und Canfield ist mit Thad Green und dem Staatsanwalt befreundet?«
    »Ja.«
    »Dann wird Engels freikommen, und Dudley Smith und ich werden ganz schön in der Scheiße sitzen.«
    Ich blickte durch das klaffende Loch in der Türe und überlegte, womit ich das jetzt in meinem Leben klaffende Loch stopfen könnte. »Das mit der Tür tut mir leid, Lorna«, war alles, was mir einfiel.
    Lorna schob ihren Drehstuhl zu mir herüberhinüber. »Tut dir auch das mit Eddie Engels leid?« fragte

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