Heimlich
Edward verhaftet haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Edward war ein sanfter, lieber Junge, der niemandem etwas zuleide tat. Es muß Gerechtigkeit walten.‹ Mr. Engels sagte unserem Korrespondenten, daß Walter Canfield ihm unentgeltlich seine Dienste angeboten habe und wegen der irrtümlichen Verhaftung gegen die Polizei von Los Angeles klagen will. ›Mr. Engels wird Gerechtigkeit zuteil werden‹, sagte Canfield Reportern, kurz bevor er von Engels’ Tod erfuhr, ›die Gerechtigkeit, die seinem Sohn versagt blieb. Dies ist ganz klar der Fall eines ehrgeizigen, voreiligen jungen Polizisten, der sich einen Namen machen wollte.‹«
Milner hielt inne. Mein Blick verdunkelte sich, aber ich schüttelte den Kopf und konnte wieder sehen.
»Nur weiter«, sagte ich.
Milner hustete und fuhr fort. »Officer Frederick U. Underhill, der Anfang dieses Jahres von der Polizei und der Presse in Los Angeles hoch gelobt wurde, weil er zwei Gangster zur Strecke brachte, führte seine Untersuchungen im Fall Eddie Engels mit der gleichen Überstürztheit durch. Lieutenant Dudley Smith von der Kriminalpolizei sagte unserem Reporter: ›Fred Underhill ist ein ehrgeiziger junger Mann, der in Rekordzeit Polizeichef werden möchte. Er hat mich und einige andere in seinen Kreuzzug gegen Eddie Engels verstrickt. Ich gebe zu, daß ich mitgemacht habe. Ich gebe zu, daß ich mitschuldig bin. Gestern abend habe ich eine Kerze für die Familie des armen Eddie gespendet. Und eine für Fred Underhill, und ich habe gebetet, er möge etwas lernen aus der Tragödie, die er da angerichtet hat.‹«
Ich fing an zu lachen. Auch in meinen eigenen Ohren klang das Gelächter hysterisch. Milner und Quinn fanden es nicht komisch. Quinn bäffte: »Dieser Artikel, der in der Los Angeles Daily News stand, fordert weiter unten Ihre Suspendierung und eine Untersuchung in der ganzen Abteilung. Was halten Sie davon , Underhill?«
Ich beruhigte mich und starrte meine Inquisitoren an. »Ich glaube, daß dieser Artikel in ganz armseliger Prosa verfaßt wurde. Verworren, hysterisch, übertrieben. Hemingway würde ihn nicht gutheißen. F. Scott Fitzgerald würde sich im Grab umdrehen. Shakespeare wäre entsetzt. Das halte ich davon.«
»Underhill«, sagte Milner, »Sie wissen doch, daß die Polizei sich um die Ihren kümmert, oder?«
»Sicher. Zum Beispiel um diesen wahnsinnigen Dudley Smith. Er wird aus dieser Sache duftend wie eine Rose hervorgehen und wahrscheinlich zum Captain befördert werden. Ah ja. Großartig!«
»Underhill, die Polizei war durchaus willens, zu Ihnen zu halten, bis wir ein bißchen über Sie nachgeforscht haben.«
Ich fing plötzlich an zu frieren in dem heißen, verrauchten Zimmer. Der Verkehrslärm der Los Angeles Street war abwechselnd sehr laut und sehr leise.
»Ach ja?« sagte ich. »Was Interessantes gefunden?«
»Ja«, sagte Quinn, »haben wir. Lassen Sie mich zitieren. ›Sarah hatte hohe, volle Brüste mit konisch geformten, dunkelbraunen Brustwarzen. Grobe Härchen umgaben sie. Sie war eine erfahrene Frau. Wir harmonierten gut. Sie erwartete meine Bewegungen und begleitete sie mit flüssiger Anmut.‹ Noch mehr, Underhill?«
»Ihr dreckigen Hurensöhne«, sagte ich.
»Wußten Sie, daß Sarah Kefalvian Kommunistin ist, Underhill? Sie ist Mitglied in fünf Organisationen, die kommunistisch unterwandert sind. Wußten Sie das?« Milner beugte sich über mich, seine Knöchel waren weiß, so fest hielt er den Tisch umklammert. »Vögeln Sie viele Kommunistinnen, Underhill?«, zischte er.
»Sind Sie Kommunist, Freddy?«, fragte Quinn.
»Fick dich ins Knie«, sagte ich.
Milner beugte sich noch weiter vor. Ich konnte seinen Tabaksatem riechen. »Ich glaube, Sie sind ein Kommunist. Und ein dreckiger Perverser. Anständige Männer schreiben nicht über die Frauen, die sie ficken. Anständige Männer ficken keine Kommunistinnen.«
Ich steckte meine Hände unter meine Schenkel, um das Zittern unter Kontrolle zu bekommen und mich davon abzuhalten, jemanden zu schlagen. Mein Kopf pochte, und mein Blick war durch die Schwärze hinter meinen Augen getrübt. »Ihr habt vergessen zu erwähnen, daß ich rote Sitze in meinem Wagen habe. Ihr habt vergessen zu erwähnen, daß ich auch Koreanerinnen, Republikanerinnen und Demokratinnen ficke. Als ich noch auf die High-School ging, hatte ich eine rothaarige Freundin. Ich hab’ einen roten Kaschmirpullover, den habt ihr auch vergessen.«
»Eines haben Sie nicht vergessen zu
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