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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wußte, daß er bei Nellie sehr behutsam vorgehen mußte. Und er war bereit, so sachte vorzugehen, wie das nötig war.
    »In Ordnung«, sagte Nellie leise und ließ die Hände sinken.
    Er führte sie einen kleinen Hügel hinauf, zog sie dort an der Hand zu sich herunter, bis sie neben ihm saß. Dann drehte er sich herum und legte den Kopf in ihren Schoß. Nellie war einen Moment so schockiert, daß sie zu keiner Reaktion fähig war.
    »Mr. Montgomery«, brachte sie endlich über die Lippen, »ich glaube nicht. . .« Ihre Stimme erstarb. Irgendwie schien es richtig, daß dieser göttliche Mann in diesem späten, erlöschenden Nachmittagslicht seinen Kopf in ihren Schoß legte. Dieser Nachmittag war zauberhaft gewesen, und dieser Moment war ein Tfeil dieses Zaubers. Morgen würde sie wieder am Herd stehen, kochen und waschen; aber heute wollte sie diesen Zauber zur Gänze auskosten.
    Jace schloß die Augen, und vorsichtig berührte sie mit den Fingerspitzen seine Schläfen, um dort seine weichen Haare zu befühlen. Er hielt die Augen geschlossen, lächelte nur verhalten, so daß sein Grübchen wieder zum Vorschein kam. Sie fuhr mit dem Finger darüber hin.
    »Haben Sie dieses Grübchen von Ihrem Vater oder Ihrer Mutter geerbt?« fragte sie leise. Einen Moment lang versetzte sie sich in die Rolle einer jungen Frau, der dieser Mann zu eigen war.
    »Aus der Familie meines Vaters«, erwiderte er, ohne die Augen zu öffnen. »Hin und wieder hat ein Montgomery Grübchen, und zuweilen ein Mädchen rote Haare.«
    »Und die Familie Ihrer Mutter? Was hat die für Eigenschaften?«
    Jace lächelte, als Nellie ihm sacht über die Haare strich. »Talente. Alle Worthens sind unheimlich begabt. Meine Mutter singt, ihre Schwester malt, mein Großvater singt, meine Großmutter und mein Urgroßvater malen.«
    »Und was machen Sie?« Nellie wurde nun, wo er mit geschlossenen Augen vor ihr lag, immer kühner. Als Terel noch ein kleines Kind gewesen war, hatte Nellie sie oft in ihren Armen gehalten und mit ihr geschmust; aber als Terel älter wurde, hatte sie unabhängig sein wollen und sich nicht mehr von Nellie bemuttern lassen. Nun begann sich Nellie wieder darauf zu besinnen, wie angenehm es war, ein anderes menschliches Wesen zu berühren. Sie fuhr mit den Fingern durch sein Haar und spürte, wie es sich ringelte, wenn sie es zerzauste. Sie befühlte seine Augenbrauen, berührte sein Kinn und spürte den sprießenden Bart unter der Haut.
    »Ein bißchen von beiden«, sagte Jace mit heiserer Stimme. Es fiel ihm schwer, ruhig in ihrem Schoß liegenzubleiben, sich zu beherrschen, damit er sie jetzt nicht in seine Arme nahm. Noch nicht, Montgomery, ermahnte er sich — noch ist die Zeit nicht reif dafür.
    »Meine Mutter versuchte mir das Singen beizubringen«, sagte er. »Aber ich hatte nicht die Geduld, die man zum Üben braucht. Ich tummelte mich lieber an Deck eines Segelschiffes. Meine Großmutter brachte mir das Zeichnen bei — wenigstens so viel, daß ich ein paar Schiffe für die Gesellschaft meines Vaters entwerfen konnte. Doch meistens tat ich nur das, wozu ich gerade Lust hatte.«    
    Nellie argwöhnte, daß er aus Bescheidenheit sein Licht unter den Scheffel stellte. Sie spürte, daß er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte — spürte es genauso wie damals seine Einsamkeit, als sie ihn zum erstenmal sah.
    »Zweifellos hat Ihr Vater Ihnen ein Gehalt gezahlt, obwohl er wußte, daß Sie Ihre Zeit nur vergeudeten.«
    Seine Augen flogen auf. »Ich habe mir das Gehalt red- lich verdient. Tatsächlich habe ich eine Jacht entworfen, die schneller lief als alle Segler an der Ostküste. Keiner von meinen Brüdern war imstande, auch nur ein Ruder- boot zu entwerfen, und ich habe ein paar Medaillen zu Hause, die . . .« Er brach ab, grinste und bettete seinen Kopf wieder in ihren Schoß. »Ich bin dir auf den Leim gegangen, wie?« sagte er. Er nahm ihre rechte Hand und küßte sie. »Nun erzähle mir mal etwas von dir.«
    »Da gibt es nichts zu erzählen«, sagte sie aufrichtig. »Ich besitze keine Talente und keine Fertigkeiten.« Außer daß ich viel essen kann. An einem Tag hatte sie drei Kuchen ganz allein verzehrt.    
    »Musik?«
    »Nein.«
    »Malen oder Zeichnen?«
    »Nein.«
    »Du kannst kochen.«
    »Das können viele Frauen.«
    Er öffnete die Augen und blickte stirnrunzelnd zu ihr hinauf. »Du erzählst mir nicht die Wahrheit. Da muß es etwas geben, was du lieber magst als alles andere auf der Welt.«
    »Ich liebe meine

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