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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Tisch. Wie auf Kommando blickten sie nun Nellie an, und ihren Mienen war deutlich anzumerken, was sie in diesem Augenblick dachten: »Was findet ein Mann wie Jace nur an einer Frau wie Nellie?«
    Stumm entschwebten die drei nun wieder zu ihrem Tisch, und dort steckten sie sofort ihre hübschen Köpfe zusammen, blickten sich erst gegenseitig an, dann auf Nellie, dann wieder auf sich.
    Nellie wandte den Blick Jace zu und war zum wiederholten Mal unfähig, ein Wort zu sagen.
    »Das ist die sonderbarste Stadt, die mir bisher untergekommen ist«, meinte Jace teils verwirrt, teils verärgert. »Man möchte meinen, die Leute hier hätten noch nie erlebt, daß eine Frau und ein Mann zusammen ausgehen. Unterscheidet sich Colorado denn so sehr von Maine?«
    Sie wollte ihm erklären, daß der Unterschied nicht territorialer sondern femininer Natur war. Worüber die Leute sich hier wunderten, war sein Bedürfnis, mit Nellie auszugehen. Doch etwas in ihr riet ihr, sich nicht in diesem Sinn zu äußern. Wenn er nicht wußte, daß sie ein unattraktives, vertrocknetes altes Mädchen war, sollte nicht sie diejenige sein, die ihn darauf aufmerksam machte. Er würde schon früh genug von selbst darauf kommen, warum es also früher beenden als nötig?
    »Vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen Colorado und Maine«, sagte sie. »Erzählen Sie mir doch etwas von Maine und Ihren Segelschiffen.«
    »Aber gern«, erwiderte er lächelnd, denn er vermißte das Meer.

Kapitel 4
    Nach einem herrlichen Tee, in dessen Verlauf Nellie kaum einen Bissen zu sich nahm, gingen sie wieder nach draußen.
    »Ich muß jetzt nach Hause«, murmelte Nellie, obwohl sie gar nicht meinte, was sie sagte. In diesem Moment hatte sie das Gefühl, daß sie nie mehr nach Hause gehen wollte.
    »Sie werden wunderhübsch aussehen in diesem Kleid«, sagte Jace, der in das Schaufenster eines angrenzenden Ladens blickte.
    Das war Chandlers größtes und teuerstes Kaufhaus — The Famous.
    Nellie hatte nie viel Wert auf ihre Garderobe gelegt. Dafür war sie viel zu sehr im Haushalt und in der Küche eingespannt, und wenn sie mal ein paar Stunden Freizeit hatte, half sie Reverend Mr. Thomas bei seinen karitativen Aufgaben. Doch als sie nun diese herrlichen Sachen im Schaufenster betrachtete, regte sich in ihr der Wunsch, auch etwas Hübsches zum Anziehen zu haben.
    »Möchten Sie nicht hineingehen?« drängte Jace.
    »Nein«, erwiderte sie und wich von dem Schaufenster zurück. Sie konnte den Anblick der schlanken, selbstgefälligen Verkäuferinnen nicht ertragen, und sie fürchtete, sich den Tag zu verderben, wenn sie sich nun ein Kleid kaufte. »Nein, ich muß nach Hause. Vater wird . . .«
    Jace zog seine große goldene Taschenuhr hervor und
    blickte darauf. »Stellen Sie sich nur vor, wir sind gerade erst zehn Minuten unterwegs. Wir haben also noch viel Zeit.«
    »Zehn . . .« begann Nellie und lachte dann. »Schön, Mr. Montgomery. Wir können uns offenbar noch fünfzig Minuten in der Stadt aufhalten. Wo sollen wir jetzt hingehen?«
    Er schob ihre Hand unter seinen angewinkelten Ellenbogen. »Das überlasse ich ganz Ihnen. Solange ich in Ihrer Nähe bin, scheine ich mich überall wohl zu fühlen.«
    Nellie errötete; aber sie spürte, wie bei seinen Worten ein warmes Glücksgefühl sie durchströmte. »Der Fenton-Park liegt nicht weit von hier entfernt«, log sie, wohl wissend, daß sie mindestens eine halbe Meile bis zu ihm gehen mußten. Sie würde sich später wegen ihres noch rohen Schweinerückens und der ungebackenen Apfelstrudel Sorgen machen.
    Sie gingen langsam, wobei Nellie sich mit jedem Schritt glücklicher fühlte. Jace war sehr aufmerksam ihr gegenüber, und Nellies Angst, daß er sie irgendwo stehenlassen würde, bestätigte sich nicht.
    Am Ende der Second Street hielt Nellie an. Vor ihnen lag der Fenton-Park, doch von der Anlage trennte sie eine vier Fuß hohe Steinmauer und ein tiefer Graben. »Ich hatte eigentlich die First Street hinuntergehen wollen«, murmelte Nellie, die sich recht dumm vorkam in diesem Moment. »Wir müssen umkehren.«
    »Was bedeutet schon so eine kleine Mauer? Ich werde Sie hochheben, und Sie können dann auf die Mauerkrone klettern.«
    Nellie hätte ihn fast ausgelacht. Glaubte er, Häuser hochstemmen zu können? Oder Zugpferde?
    »Meinen Sie, das sei ungehörig?« fragte er, ihr ins Gesicht schauend.
    Sie konnte ihm ebensogut sagen, was sie dachte. »Drei Männer könnten mich nicht auf diese Mauer heben, Mr.

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