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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gewesen, diese junge Dame aufs Kreuz zu legen; aber Berni wußte, daß dazu die Frist nicht ausreichte. Sie hatte nur drei Tage Zeit, ein Wunder für Nellie zu bewirken, und der erste Tag war bereits verstrichen.
    Der erste Tag war also eine Niete geworden, dachte Berni bei sich. Wollen doch mal sehen, was wir aus den übrigen beiden machen können. Zuerst brauchte sie aber einen Plan.
    Sie versuchte mit der Nase zu wackeln wie Samantha in »Bewitched«; aber das gelang ihr nicht, und so wackelte sie statt dessen mit den Ohren (zu ihren Lebzeiten auf der Erde hatte niemand gewußt, daß Berni mit den Ohren wackeln konnte).
    Eine Schiefertafel erschien vor ihr, und ein Stück Kreide, das einsatzbereit über der Tafel schwebte. Berni lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    Erstens, dachte sie, und die Kreide begann zu schreiben, glaubt Nellie, Jace habe sie verlassen und mit anderen Frauen geschäkert. Zweitens glaubt sie nicht, daß Jace ihr irgendwelche Briefe schickte.
    Drittens ist Jace gekränkt, weil er nicht glaubt, daß Nellie seine Liebe erwidert. »Und der Himmel möge jeder Frau helfen, die in dieser Hinsicht die Gefühle eines Mannes verletzt. Er zieht sich grollend in einen Winkel zurück und brütet die nächsten hundert Jahre vor sich hin.« Die Kreide zögerte und schrieb dann mit fast unleserlichen, wütenden Häkchen und Schleifen »Gefühle verletzt«. Offensichtlich war die Zauberkreide männlichen Geschlechts.
    »Gut. Was haben wir sonst noch?« Sie dachte an Terel und Charles, und so schrieb die Kreide die beiden Namen nebeneinander in eine Spalte. Und darüber schrieb sie: »Ihr Wohlbefinden kann nicht gestört werden.«
    »Ah, ja, aber die beiden können bekommen, was sie verdienen, wenn sie damit glücklich sind. Charles will ein sauberes Haus, gutes Essen und so wenig wie möglich von seinem Einkommen abgeben.« Die Kreide schrieb das alles unter seinen Namen. »Terel wünscht sich jemand, der ihr alle Mühen und Sorgen abnimmt und ihr alles gibt, was sie will, ehe sie weiß, daß sie es will.«
    Als das niedergeschrieben war, blickte Berni auf die Tafel. Die einfachste Lösung wäre gewesen, Nellie zu zeigen, wie wenig ihre Schwester und ihr Vater für sie übrig hatten. Aber da erinnerte sich Berni daran, wie weh ihr das damals getan hatte, als ihr eigener Vater sagte, sie wäre zu nichts nütze. »Sie denkt nur an Kleider und wieviel Geld sie mir aus der Tasche locken kann«, hatte Berni ihren Vater sagen hören, als sie eines Tages an der Tür lauschte. Nein, sie wollte niemandem einen solchen Schmerz zufügen — Nellie am allerwenigsten.
    »Was kann ich also tun?« flüsterte Berni.
    Sie lehnte sich abermals auf ihrem Stuhl zurück, schwang ihren Zauberstab und begann nach den Briefen zu suchen, die Jace Nellie geschrieben hatte. Es war so faszinierend, in die Häuser fremder Leute hineinzuschauen und das wahrhaft seltsame Treiben in manchen Zimmern zu beobachten, daß sie darüber fast den Zweck ihrer Handlung vergessen hätte. Doch endlich fand sie die Briefe, versteckt in einer Schublade im Haus einer armen Frau. Offensichtlich hatte Terel diese Frau dafür bezahlt, daß sie Jace’ Briefe beantwortete.
    Berni schwang wieder ihren Stab, und dann, über ihre eigene Gerissenheit lächelnd, zauberte sie die Briefe in die Schubladen einer verrückten alten Frau und pflanzte in deren Gedächtnis eine wilde Geschichte ein, wie sie in den Besitz dieser Briefe gekommen sei. Die alte Frau lebte bei ihrem Bruder und dessen kleiner Tochter, und es sah ganz danach aus, als habe das Kind ebenfalls eine gute Fee bitter nötig.
    »Du bringst die Briefe zu Nellie, und wie ich Nellie kenne, wird sie sich deiner annehmen«, sagte Berni.
    Sie lächelte und blickte auf die noch ungelösten Probleme, die auf der Tafel noch weiß umrandet waren. Was sie jetzt noch tun mußte, war, Jace mit Nellie an irgendeinem romantischen Ort zusammenzubringen.
    Die Morgendämmerung brach schon herein, als Berni endlich ihren Plan fertig skizziert hatte. Etwas Gutes hatte ja das Tot-Sein, dachte sie: Man brauchte keinen Schlaf. Sie stand auf, streckte sich, wackelte mit den Ohren, und Tafel und Kreide verschwanden. Ihr Plan war fertig und befand sich bereits in der Ausführung. Sie brauchte jetzt nur noch zuzuschauen, wie ihr Plan in die Tat umgesetzt wurde.

Kapitel 11
    Nellie erwachte davon, daß jemand Kieselsteine an ihr Fenster warf. Sie öffnete die Augen und sah das graue Licht der frühen Dämmerung am Horizont.

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