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Heinermaedsche

Heinermaedsche

Titel: Heinermaedsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Sophie Aigner
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einen Nachschlag. Die plötzlich aufkommende Müdigkeit schob er auf das mächtige Essen.
    Wie recht er doch hatte, dachte Eva, nur dass es nicht an der Größe der Portion lag, sondern an ihrer Geheimzutat. Eine Zutat, die sie niemals jemandem verraten würde. Dieses Geheimnis würde sie eines Tages mit ins Grab nehmen.

6
    Hermann wünschte Eva eine gute Nacht und tappte mit schweren Schritten nach oben in ihr Schlafzimmer. Jetzt war es an der Zeit, sich sein Handy nochmals genauer anzuschauen. Sie ging zu dem antiken Sekretär in der Halle und war insgeheim froh über die Ordentlichkeit ihres Mannes. Sie holte das Handy aus seiner ›The Bridge‹-Tasche, welche sie ihm zur neuen Stelle bei der Bank geschenkt hatte. Alles hatte seinen angestammten Platz.
    Das war bei ihnen nicht immer so gewesen. ›Ordnung ist das halbe Leben‹, hatte ihre Schwiegermutter damals jedes Mal ungefragt kommentiert, wenn Eva ihren Hausschlüssel verlegt hatte. Unordnung hatte Eva in jungen Jahren oft als liebenswerte Eigenschaft abgetan, so etwas wie kreatives Chaos. Hermann hatte diese Eigenheit unter dem Einfluss seiner Mutter jedoch zunehmend an den Rand des Wahnsinns gebracht.
    Mit dem Handy und einem Glas Wein in der Hand klopfte sie an Marks Zimmertür. Ihr Sohn war noch wach.
    »Hallo, mein Junge.«
    Schon wieder saß Mark vor seinem Laptop. Sicher war er ein fantastischer Student. Wer so viel lernte, musste einen guten Abschluss machen.
    »Was gibt´s?«
    »Ich wollte dich fragen, ob du das Handy präparieren kannst.«
    »Wessen Handy soll ich denn anzapfen?«
    »Vaters.«
    »Nein!« Endlich sah er von dem Bildschirm auf und schaute seine Mutter direkt an.
    »Doch.«
    »Das gibt es doch nicht.« Er war geradezu entzückt. »Kommt dir seine ständige Abwesenheit jetzt endlich auch komisch vor?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Lass es gut sein, Mutter. Ich weiß doch, dass du seit Jahren unter Vaters ›Dienstreisen‹ leidest.«
    »Dein Vater ist ein erfolgreicher Mann. Da ist es selbstverständlich, dass er viel unterwegs ist«, behauptete Eva.
    »Kannst du dich daran erinnern, dass du dich eine Zeit lang jeden Abend in den Schlaf geweint hast? Ich war noch ein kleiner Junge und habe den Zusammenhang nicht verstanden, aber ich habe dich gehört. Damals bin ich einem kindlichen Gefühl gefolgt und habe mich zu dir ins Bett gelegt. Du hast mich erst fest an dich gedrückt und mich dann weggeschickt.«
    »Das stimmt nicht, ich hatte einen traurigen Film gesehen, der mir nahegegangen ist.« Eva spielte mit dem Glas in ihrer Hand und trank, um die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken, einen kräftigen Schluck.
    »Solange ich mich erinnern kann, hält dich Vater in einem goldenen Käfig und du duldest es einfach. Ich verstehe dich nicht.« Mark schüttelte den Kopf.
    Sauer über dessen Worte schnaubte Eva: »Also, machst du es jetzt?«
    »Aber klar, ich bin doch nicht umsonst in der Talentschule für Nachwuchskriminelle.«
    »Wo bist du?« Eva glaubte, nicht richtig zu hören.
    »Na, an der Uni.«
    »Ach, heißt die jetzt so?«
    Mark lachte. »Nur in bestimmten Kreisen. Jetzt gib das gute Stück mal her.«
    »Hier.« Etwas verwundert überreichte sie ihrem Sohn das Handy. »Wie lange brauchst du in etwa dafür?«
    »Wenn du mich nicht ständig störst, geht das schnell. Wo ist er gerade?«
    »Der schläft seelenruhig.«
    »Um diese Zeit?« Mark warf einen Blick auf die Uhr. Es war gerade halb neun.
    »Ähm, ich glaube, er hatte einen anstrengenden Tag.« Genau beäugte sie ihren Sohn, um sicherzugehen, dass er sich mit einer solch dünnen Ausrede zufrieden gab. »Du musst unbedingt einmal richtig aufräumen. Ich kann das gerne für dich erledigen.« Sie wollte schnell das Thema wechseln.
    »Nein!« Mark wirkte richtig erschrocken. »Das will ich auf keinen Fall. Hier steht so viel zerbrechliches Zeug rum. Du musst das ganze Haus putzen. Lass mir mein Reich. Dein Putzfimmel geht mir eh schon auf die Nerven. Stell doch endlich mal Personal dafür ein. Ich fühl mich hier wohl, so wie es ist.«
    »Ja, ja, schon gut, ich hab es ja nur gut gemeint. Ein bisschen mehr Licht und mit dem Lappen hier durchwischen, dann könntest du auch mal ein Mädchen mit nach Hause bringen.«
    »Mutter, bitte.«
    »Entschuldige. Du weißt schon, was du tust.«
    »Eben.«
    Eine Weile standen sie schweigend in Marks Zimmer. Zeit genug für Eva, alles genau zu betrachten. Ihr Sohn tippte währenddessen auf dem Handy herum und hielt es ihr

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