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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Musterprozessen zwischen 1430 und 1440 festgestellt wird – die Hexen huldigen dem Teufel, der in Gestalt einer Katze oder eines Ziegenbocks erscheint, indem sie ihn zum Zeichen ihres Gehorsams auf den Hintern küssen und Gott abschwören. Das alles Jahrzehnte vor Heinrich Institoris, der 1487 in seinem ›Hexenhammer‹ den Hexenbegriff für die kirchliche und behördliche Verfolgung greifbar machte.
    Gegen Itha Stucki hatte man bereits 1429/30 wegen Zauberei ermittelt und ihr vorgeworfen, sie könne einen Wagen bauen, der von selbst und ohne Hilfe laufe, allerdings konnte ihr nicht nachgewiesen werden, dass sie dabei mit Hilfe des Teufels vorgegangen war. Ab 1438 geriet sie zusammen mit ihrem Sohn Peter wieder in den Fokus der Strafverfolger. Die Angeklagten wurden im Verlauf der Untersuchungen geschoren und rasiert. Offenbar wurde bei ihnen das Hexenmal gesucht, ein Leberfleck oder eine Warze, durch die Berührung des Teufels unauslöschlich in die Haut gebrannt. 1442 schließlich wurden beide zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Was genau man ihnen vorgeworfen hat, blieb unklar.
    »Maxine Bolley also«, murmelte Bernhard Spring, Störfahnder der Police Bern, als er den Namen in den Computer tippte, »Ende letzten Jahres, in Murten.« Danach schwieg er, während er angestrengt auf den Bildschirm starrte.
    »Kein Eintrag in irgendeiner Datenbank«, fasste er schließlich zusammen. »Demzufolge kein ungewöhnlicher oder auffälliger Todesfall. Wo hast du die Daten her?«
    Heinrich Müller entschloss sich dazu, seinem alten Kollegen und neu gewonnenen Freund bei der Polizei die ganze Geschichte zu erzählen.
    »Nicht überzeugend«, kommentierte dieser. »Schauen wir mal die Diebstahlsregister durch. Da haben wir es schon. Die Anzeige ist von einem Kollegen aufgenommen worden, aber es steht nur ›alter Wandteppich‹ ohne genauere Charakterisierung.«
    Müller lachte. »So werdet ihr alles Diebesgut finden. Rotes Auto. Schöner Goldschmuck. Alter Wandteppich.«
    »Hätte er schreiben sollen fehlendes Drittel des Tausendblumenteppichs?«
    Weitere Datensammlungen paradierten auf dem Bildschirm.
    »Auch im uns bekannten Angebot auf dem Schwarzmarkt ist nichts zu finden«, sagte Bernhard Spring endlich. »Glaubst du der Dame?«
    »Es existiert irgendein altes Textil, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem flämischen Wandteppich hat. So viel steht fest. Das ist allerdings auch alles. Ich schwanke zwischen Wahrheit und Versicherungsbetrug.«
    »Mach dich nicht zum unfreiwilligen Komplizen«, sagte der Störfahnder und zwinkerte mit dem linken Auge. »Denk an die Geschichte mit dem zerstörten Objekt an der Vernissage.« [5]
    »Das ist lange her«, entgegnete Müller, »und bereits vergessen. Die Künstler stehen inzwischen auf unserer Seite.«
    »Nur, weil du ihnen die Ideen für die verrücktesten Installationen lieferst.«
    »Geb ich gern zurück, dieses Kompliment, und erinnere dich daran, dass deine enge Mitarbeiterin Pascale Meyer die Geliebte des Objektverbrennungskünstlers Cäsar Schauinsland ist. Stand in allen Zeitungen.« [6]
    »Red bloß nicht davon!«, rief Spring und lachte gleichzeitig.
    »Lust auf eine Bratwurst?«
    »Ja, aber nur, wenn es ein knuspriges Brötchen und ein perlendes Bier dazu gibt. Nämlich Bier – das hab ich letzthin gelesen – soll ja mit seinen 12.000 Inhaltsstoffen sogar gesünder sein als Wein. Doch vorher ruf ich noch in Murten an.«
    »Geht klar, wir treffen uns in einer halben Stunde im Bauch & Kopf. Leonie hat eine Lieferung Original-Olmabratwürste aus St. Gallen erhalten.«
     
    Bald saßen sie zu viert in der Gaststube. Außer ihnen war keiner da. Um draußen zu sitzen, war es zu kalt, und für einen letzten Umtrunk zu früh.
    »Die Euphorie der Eröffnungstage ist ein wenig verflogen«, stellte der Störfahnder fest.
    »Da nützt die beste Presse wenig, wenn die Leute aus dem Quartier wegbleiben«, sagte Leonie und putzte sich mit einer Papierserviette einen Fettspritzer von der Oberlippe.
    »Wir müssten halt wieder einen Anlass organisieren«, meinte Nicole Himmel.
    »Aber diesmal von A bis Z geplant«, befahl Bernhard, »denn ein derartiges Tohuwabohu wie beim letzten Mal können wir uns nicht mehr leisten.«
    »Erzähl lieber, was die Polizei in Murten zu unserem Fall meint, statt uns hier Vorschriften zu machen«, murrte Heinrich.
    »Sie waren ein bisschen reserviert und sehr erstaunt, dass wir uns in Bern für einen harmlosen Todesfall

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