Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
Vom Netzwerk:
nach einigen Minuten abwerfen, wenn er von oben die Grassoden betrachtete, auf denen sie hochgestiegen waren. Zu präsent war die Erinnerung an den Beinbruch vom vergangenen Jahr. Müller schwitzte, als er an den Abstieg dachte und daran, wie ein einziger Fehltritt fatale Folgen haben konnte.
    Danach ergriff der Störfahnder das Wort: »Jetzt müssen wir ohne Ablenkung von irgendeiner Seite Nägel mit Köpfen machen. Wir rollen die Fakten auf. Du zuerst. Delia Zimmermann.«
    »Sie hat erklärt«, sagte Heinrich Müller, »sie habe den vorgeblich dritten Teil des Tausendblumenteppichs aus der bescheidenen Erbmasse von Maxine Bolley erhalten. Es lässt sich nicht mehr eruieren, ob beim Ableben der letzten direkten Nachfahrin der als Hexe enthaupteten Itha Stucki nachgeholfen worden ist oder nicht. Die Unterlagen über ihren Tod sind zwar in Ordnung, aber für unsere Bedürfnisse mangelhaft. Auch der Tod von Delia Zimmermann verunmöglicht weitere Befragungen in dieser Richtung.«
    »Aus ihrer Wohnung ist der Teppich gestohlen worden, ohne Lösegeldforderung, ohne Hinweis auf den oder die Täter. Nach der Aussage von Thierry Coudray, die er dir auf eurer Wildwasserfahrt gemacht hat, geschah der Diebstahl im Einvernehmen mit der Besitzerin durch den Schauspieler Pierre Roth, in der Absicht, deine Versicherung zu betrügen.«
    »Der Teppich befindet sich«, fuhr der Detektiv fort, »aller Voraussicht nach in den Händen von Pierre Roth. Es sollte demnach möglich sein, seiner habhaft zu werden. Und wenn wir den Dieb verhaften, können wir auf Erklärungen hoffen.«
    »Delia Zimmermann hat entweder mit dem Erlös aus einem baldigen Teppichverkauf oder mit der Versicherungssumme gerechnet, weil sie sich am Film beteiligen wollte oder um Verluste im Warentermingeschäft auszugleichen.«
    »Wenig glaubhaft«, gab Heinrich Müller zu bedenken«, dass die Frau, die eigentlich einen vernünftigen, überlegten Eindruck gemacht hat …«
    »Bis auf die gelegentlichen Skandale, vergiss das nicht!«
    »… sozusagen sauer verdientes Geld in ein derart windiges Unterfangen wie diesen Film gesteckt hätte.«
    »Ruhm verzeiht alles«, sagte der Störfahnder. »Aber sie hätte in diesem Fall Thomas Däppen nicht erschießen müssen. Der Mann hat sie erst in diese Notlage gebracht, indem er bereits vorhandenes Vermögen in den Sand gesetzt hat.«
    »Oder«, schloss Heinrich, »sie hat, sorglos geworden durch überzogene Renditeversprechen, einen Kredit aufgenommen, und Thomas Däppen hat viel Geld vernichtet, sodass sie erst auf die Idee mit dem Teppich gekommen ist.«
    »Plötzlich war Eile angesagt, da musste das Ableben von Maxine Bolley beschleunigt werden«, überlegte der Störfahnder.
    »Das werden wir kaum mehr klären. Jedoch muss Thomas Däppen Delia Zimmermann in eine schlimme Notlage gebracht haben, anders ist sein Tod nicht zu verstehen.«
    »Und du warst zufällig am gleichen Ort. Gäbe es noch andere Möglichkeiten für eine weibliche Täterschaft, denn Delia Zimmermann ist als Mörderin nicht endgültig bestätigt?«
    »Es könnte allenfalls Sahara Burkhard gewesen sein, die als Lagerdirne an der Seite von Pierre Roth eine Hauptrolle im Film spielen sollte, aber von Roth wegen Delia Zimmermann zurückgewiesen worden ist.«
    »Mord aus Eifersucht?« Spring zweifelte.
    »Nicht sehr wahrscheinlich, allerdings auch nicht auszuschließen«, doppelte Müller nach. »Du wolltest ja alle Möglichkeiten durchgehen.«
    »Gut. Dann also Delia Zimmermann selber. Nach Aussagen des Regisseurs hat sich Pierre Roth Hoffnungen auf die Frau gemacht, die nicht erfüllt worden sind. Das Täterprofil deutet auf einen kühl überlegenden und handelnden Menschen hin.«
    »Es ist allerdings von einem zumindest teilweise Mitverantwortlichen geliefert worden, könnte daher parteiisch sein.«
    »Stimmt aber mit dem Vorgehen beim Mord von Delia Zimmermann überein«, dozierte Bernhard Spring, »wir schließen vom Tatort und vom Tathergang auf das Verhalten des Täters. Und wir haben einen kaltblütigen Mord vorgefunden. Auch hier ist nicht geklärt, ob Roth und Zimmermann nicht etwa gemeinsam den störenden Detektiv aus dem Weg räumen wollten und Pierre Roth seinen Handlungsvorsatz abgeändert hat, weil du nicht am Treffpunkt erschienen bist.«
    »Da er die Frau nicht haben konnte, hat er sich mit dem Teppich schadlos gehalten. Und für mein eigenes ruhiges Gewissen«, sagte Müller, »gehe ich mal davon aus, dass ich nie das Ziel von

Weitere Kostenlose Bücher