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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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des Instinkts herabgesunken, nicht infrage gestellt durch Ideen und Vorstellungen darüber, wie etwas ablief.«
    Thierry Coudray überlegte.
    »Er hatte auch keine Interessen und keine Fantasien, keine Zukunftsträume. Pierre Roth war der ideale Killer.«
    Auf der Innenseite der nächsten Aarekurve lag das Eichholz, beliebter Camping-und Badeplatz. Sie rasten mit dem Boot durch die hoch aufgeworfenen Wellen dem Äußeren der Kurve entlang und hatten Mühe, das Boot vor dem Kentern zu bewahren. Das Wasser peitschte die Wellen unablässig gegen die Außenwand und darüber hinaus.
    »Man könnte Sie also der Mittäterschaft bezichtigen«, sagte Heinrich Müller ohne zwingende Überzeugung. Dennoch entfalteten seine Worte eine große Wirkung.
    Coudrays Paddel schlug ins Leere, sein Blick erstarrte, dann sank er langsam und lautlos über Bord und wurde von den Wassermassen umspült, während Müller verzweifelt versuchte, ruhigeres Wasser zu erreichen. Im Innern des Gummiboots lag ein faustgroßer Stein, an dem etwas Blut und einige Haare klebten.
    Heinrich Müller gehörte endgültig zu einer gefährdeten Spezies. Das musste er unwiderruflich zur Kenntnis nehmen.
    Auf der Höhe des Ausflugsrestaurants Dählhölzli gelang er ans Ufer, er zurrte das Boot fest, griff zum Handy und informierte Bernhard Spring.
    Vom Steinewerfer fehlte jede Spur.
    Den Regisseur Thierry Coudray fand man erst zwei Tage später im Auffangrechen des Stauwerks Felsenau. Er wurde demnach noch einmal mit der Flut durch die Stadt getrieben, die ihm zum Verhängnis geworden war.
    Heinrich Müller konnte der Nationalfeiertag endgültig gestohlen bleiben. Nach der Befragung durch Bernhard Spring und der dringlichen, inzwischen jedoch unnötigen Ermahnung, keinesfalls mehr allein tätig zu werden, ging der Detektiv nach Hause und stieg ohne weitere Erklärungen in seine Wohnung hinauf. Dort saugte er sinnlos seinen Teppich, während aus dem Büchergestell bereits neuer Staub auf den Boden fiel.
     

Sonntag, 2. August 2009
    Heinrich Müller dämmerte in einen Wachtraum hinein, in dem er Baron Biber aus den Fängen einer Armee kleiner Roboter rettete, die ihm das Fell über die Ohren ziehen wollte. Als er wach wurde, sah er den Kater auf der Decke liegen, ein Fellkreis auf seinem Knie. Er war offenbar spätnachts, nachdem die Knallerei endlich aufgehört hatte, auf sein Bett gesprungen. Heinrich hatte nichts davon bemerkt.
    Als die Tür aufging, hörte er die sanften Klänge von Flöten, vermischt mit dem Gezwitscher der Vögel in der Pergola. Leonie kroch unter seine Decke und klammerte sich an ihn. Die sanfte Berührung von Haut an Haut und die zusätzliche Wärme, die Heinrichs Freundin mitbrachte, belebten seine Sinne.
    »Renaissance«, flüsterte sie in sein Ohr. »Die Wiedergeburt des Detektivs Heinrich Müller.«
    »Neuer Wein in alten Schläuchen«, sagte er etwas derb, nachdem Baron Biber durch die heftigen Unterdeckenbewegungen von seinem Schlafplatz verdrängt worden war.
    Yellow Submarine, dachte der Kater und wunderte sich über die menschliche Natur.
    Dann schaute Leonie auf den Wecker. »Zehn vor zehn«, sagte sie.
    »Eine gute Zeit für einen Sonntagmorgen«, meinte Heinrich und gähnte.
    »Was ich noch sagen wollte: Spring hat angerufen. Er holt dich um zehn ab.«
    Die Kaffeepause dauerte etwas länger als geplant, bis Heinrich Müller dem Tag in die Augen blicken konnte.
    »Wir haben ein ernstes Gespräch zu führen«, erklärte der Störfahnder, als sie endlich im Auto saßen und gegen Westen fuhren, hinaus aus der baustellengesegneten Stadt.
    »Die Fluchtwege sind etwa so komfortabel wie für die eingeschlossenen Berner Truppen bei der Belagerung von Murten«, stellte Müller fest.
    Spring war nicht zum Spaßen zu Mute.
    »Du bist leichtsinnig! Falls wir je wieder zusammenarbeiten sollen, bin ich derjenige, der die polizeilichen Maßnahmen bestimmt, und du führst sie aus. Du hast doch die Polizeiarbeit von Grund auf gelernt und solltest wissen, wie man sich zu verhalten hat, um nicht selber in Gefahr zu geraten.«
    Heinrich grunzte.
    »Diese Einstellung schätze ich«, fuhr Spring wesentlich entspannter fort. »Ich gebe die Anweisungen, du führst aus. Deine detektivische Arbeit kannst du gestalten, wie du willst. Aber sobald ein Killer frei herumläuft … Allein dass du mit einem Tatverdächtigen ins Boot steigst!«
    »Es gibt immerhin einen positiven Aspekt«, brummte Müller. »Die Zahl der Verdächtigen ist stark dezimiert

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