Heinrich Mueller 05 - Mordswein
verheimlicht werden soll …«
»… und dass die Hinrichtung auf der Terrasse des Centre Dürrenmatt stattgefunden hat. ›Der Richter und sein Henker.‹ Bitte lesen!«
»Wenn wir nun noch die Viererbande dazu nehmen? Kann es sein, dass die andern beiden auch gefährdet sind?«, fragte Nicole.
»Am besten, du konfrontierst sie mit dieser Theorie«, riet Müller dem Störfahnder. »Dann sehen wir, ob sie sich verstecken oder ob sie agieren. Damit können wir Wild und Jäger unterscheiden.«
»Schwierig. Bisher wissen sie noch nicht mal, dass wir sie in die Ermittlungen mit einbezogen haben. Ich kann sie also schlecht ohne Erklärungen vorladen.«
»Ruf sie an«, sagte Nicole. »Gleich jetzt. Fall mit der Tür ins Haus. Der Überraschungseffekt liegt auf deiner Seite.«
»Wenn sie nichts sagen, hätten wir sie immerhin aufgescheucht«, meinte Spring. »Es ist wohl besser, sie reagieren, als dass weiterhin alles im Dunkeln bleibt.«
Bernhard Spring stieg in den ersten Stock hinauf und erschreckte Baron Biber, der sich hinter der Tür eingekugelt hatte, damit er sich jederzeit im Katzenklo verstecken konnte, falls wieder ein verspäteter Erster-August-Feuerwerkskörper explodierte.
In Müllers Büro griff Spring zum Telefon. Der erste Angerufene, André Huber, hob sofort ab. Als der Störfahnder sein Anliegen formulierte, wiegelte er jedoch ab.
»Ich erwarte auf der andern Linie einen dringenden Anruf aus dem Ausland«, erklärte er seine Schroffheit. »Kann ich Sie am Montag irgendwo erreichen?«
»Sie kommen am besten um 8 Uhr in meinem Büro im Waisenhaus vorbei und bringen alle Bankauszüge der letzten zwei Jahre mit«, erklärte Spring, der wütend geworden war.
Huber lachte. »Das könnte Ihnen so passen!«
»Sie entscheiden«, kläffte Spring und hängte auf, ohne sich zu verabschieden.
Claude Eckstein erreichte er auf dem Handy in Basel. Auch der hatte viel zu tun, fand aber doch Zeit, mit dem Störfahnder zu sprechen.
»Mein Beruf?«, fragte er etwas zu schnell. »Alles, was mit Import/Export zu tun hat und Kommissionen einbringt.«
»Gefahrengüter?«, wollte Spring wissen.
»Es gibt nur Gefahrengüter in diesem Geschäft«, erklärte Eckstein. »Kann sein, Sie importieren Weizen, und es ist Gen-Getreide drin. Totalverlust.«
»Sie wissen, was ich meine«, sagte Spring, plötzlich müde.
»Jedenfalls nur legale Güter.«
»Darf ich«, der Störfahnder war nun deutlich höflicher, »am Montagnachmittag in Ihrem Büro vorbeischauen? Sie arbeiten doch in Bern?«
»Moment.« Eckstein blätterte offenbar in einer Agenda. »Ja, da bin ich frei. 15 Uhr?«
»Gern. Darf ich Einblick in Ihre Geschäftsunterlagen nehmen …?«
Eckstein schluckte leer und meinte: »Geht das nicht etwas zu weit?«
»… oder muss ich einen Durchsuchungsbeschluss mitbringen?«
»Nein, nein«, beeilte sich Eckstein zu beteuern. »Sie wissen ja, wir von der SEBP arbeiten gern mit der Polizei zusammen.«
»Montag«, erklärte Spring, als er zurückkam. »Den Widerspenstigen habe ich in mein Büro bestellt, beim andern gehe ich vorbei.«
»Gut. Ich bin am Wochenende wieder in Ligerz im ›Löwen‹«, sagte Nicole. »Ich werde erfahren, wenn sich was tut.«
»Nimm’s nicht zu Herzen«, beruhigte Heinrich. »Schon Kommissar Jules Maigret hat zu seiner Frau gesagt: ›Weißt du, bei jeder Ermittlung tritt irgendwann eine Wende ein, wo mir jedes Selbstvertrauen abhanden kommt.‹«
Pascale Meyer und Cäsar Schauinsland saßen derweilen in Erlach zu Füßen eines der ältesten Schlösser im Kanton Bern in der ›Cabane du Pêcheur‹ unter einem gesundheitsgefährdenden Stoffsonnendach auf bordeauxroten Plastikstühlen vor einem speigelben Plastiktisch. Darauf eine hölzerne Drehplatte mit frittiertem Zander, Felchen, Hecht und Egli, jeder Fisch mit einem Fähnchen gekennzeichnet und in asiatisch anmutenden Porzellanschalen serviert. Tristesse und Fröhlichkeit lagen nah beieinander. Cäsar sprach Pascale Mut zu und erhob sein Glas spritzigen Erlacher Blanc de Noir aus dem Gemeindekeller zu einem Trinkspruch auf eine erfolgreiche Zukunft.
»Du bist lieb«, meinte sie, »aber es hilft nichts. Ich bin vom Dienst suspendiert, weil ich diesen blöden Text an meinen Kollegen weitergegeben habe.«
»Nein. Du bist suspendiert, weil du Akten aus den Ermittlungsunterlagen rausgegeben hast und dein Super-Kollege sie gleich veröffentlicht hat, statt sie einfach mal zu lesen.«
»Streu du nicht auch noch Salz in meine
Weitere Kostenlose Bücher