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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Wunde«, seufzte Pascale.
    »Es wird sich herausstellen, dass es eine gute Idee gewesen ist«, sagte Cäsar, um sie zu beruhigen.
    »Keine Ahnung. Ich bin mir ja selbst nicht mehr sicher.«
    »Jedenfalls lassen wir es nicht auf sich beruhen«, meinte Schauinsland.
    »Wie meinst du das?«
    »Wir werden uns rächen.«
    »An wem?«
    »An wen denkst du denn?«, fragte der Objekt-Verbrennungskünstler.
    »Am liebsten würde ich den Mörder aufscheuchen, um mich zu rehabilitieren«, erklärte Meyer.
    »Du denkst immer nur an die Arbeit«, wies Cäsar sie zurecht. »Den Feind zu studieren, ist sehr wichtig. Bevor man sich ein Urteil über ihn erlaubt, soll man ihn äußerst genau beobachten und sich nicht von ihm täuschen lassen.«
    »Wo hast du das denn wieder her?«
    »Japanische Samurai-Kampfkunst«, erklärte Cäsar. »Es gibt die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft; doch lass deinen Geist nicht an einem Zeitpunkt haften. Die Zeit ist andauernde Gegenwart, nutze also jeden Augenblick.«
    »Ich hänge ein bisschen in der Vergangenheit fest«, seufzte Pascale.
    »Lass deinen Gegner unter den Einfluss von Aberglauben geraten, nicht dich selbst.«
    »Gut. Ich würde mich gern an der Menschheit rächen. Ich schlage ein Feuerchen vor, das sie so schnell nicht vergessen werden.«
    »Ich habe eine Karte mitgebracht, denn daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Cäsar und breitete das Papier der Eidgenössischen Landestopographie auf dem Tisch aus. Das Blatt zeigte den Bielersee und seine Umgebung.
    »Es ist von großer Wichtigkeit, den nächsten Schritt der eigenen Strategie geheim zu halten, weil sonst der Gegner einen Nutzen aus diesem Wissen ziehen könnte«, erklärte Schauinsland und sagte nach einem weiteren Dreier Blanc de Noir: »Ortsbesichtigung.«
    Sie standen von ihren Gartenstühlen auf, griffen ihre schmalen Rucksäcke und stapften gemessenen Schrittes Richtung Petersinsel. Am Heidenweg stand das eingestaubte, hochgeschossene Schilf wie eine Lärmschutzwand an der Autobahn, über die sie nicht hinausblicken konnten. Sie spazierten über die Landenge, die erst nach den Juragewässerkorrektionen von 1868 bis 1892 trockengelegt worden war und aus den beiden Inseln eine einzige längliche Halbinsel machte.
    Sie folgten dem Naturlehrpfad zum Thema Riedland über Holzbohlenwege hinaus an den See und wieder zurück durch das Brutgebiet seltener Vögel und den Lebensraum von Reptilien und Insekten. Aber eigentlich hatten sie nur Augen füreinander. Pascale fühlte sich im Urlaub statt in der Zwangs-Auszeit, Cäsar brütete über einer geplanten Feuershow.
    Grauhaarige Damen bekämpften mit elektrischen Rasenmähern den Wildwuchs, der aus dem Naturschutzgebiet herüberzuwuchern drohte. Der ursprüngliche Buchenwald war einem Mischwald gewichen.
    An der Chüngeliinsel vorbei, auf der Jean-Jacques Rousseau Kaninchen ausgesetzt hatte und die deswegen so genannt wurde, erreichten Pascale und Cäsar das Restaurant und Hotel ›St. Petersinsel‹, ein ehemaliges Cluniazenserkloster, das früher direkt am Wasser gelegen hatte. Heute wie die ganze Insel im Besitz der Burgergemeinde Bern, gehört es politisch aber zur Gemeinde Twann am gegenüberliegenden Ufer des Bielersees.
    Die beiden besichtigten wie von der Hochzeit überzeugte Geliebte das Rousseauzimmer und stellten sich eine Liebesnacht in der Abgeschiedenheit vor. Dann fanden sie zur Anlegestelle Petersinsel Nord zurück und bestiegen das Schiff Richtung Biel.
    »Wer im Winter ins Wasser fällt, bleibt lang auf dem Grund des Sees liegen, denn bei einer Wassertemperatur von unter vier Grad stoppt der Verwesungsprozess. Es bilden sich keine Darmgase, und der Körper liegt unten fest, bis er im Frühling mit der zunehmenden Wärme vom Boden aufsteigt und als Wasserleiche ans Ufer geschwemmt wird«, erzählte Cäsar.
    Unterwegs zeigte er seiner Freundin die Rebdörfer am Nordufer des Sees, La Neuveville, Schafis, Ligerz, Schernelz, Twann, Wingreis, Tüscherz-Alfermée und Vingelz, hinter der Bahnlinie leicht vom Ufer zurückversetzt. Früher waren die Dörfer, die vor den steilen terrassierten Weinbergen liegen, zumeist nur per Schiff erreichbar, sodass der Transport der Weinfässer nach Bern zuerst mit der Barke über den See nach Nidau, anschließend per Pferdewagen mühsam über Land erfolgen musste.
    Der Fahrtwind brachte eine willkommene Kühlung für die erhitzten Gemüter, die tiefblauen Wellen verdeckten beängstigende Strömungen und unbekannte Lebwesen,

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