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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Müller, bevor er seinerseits zur zweiten Flasche aus der Ortenauer Weinkellerei griff, einem Affentaler Spätburgunder 2007. Ihm gefiel das kräftige Burgunderpurpur und der Duft nach roten Beeren.
    Dann legte er einen Etivaz Alpkäse aus den Greyerzer Bergen auf den Tisch, der trotz der grasig-salzigen Strenge im Geruch beinahe auf der Zunge zerschmolz, und sagte: »Wenn man hört, wie die Sennen auf der Alp ob ihrer schweren Arbeit den ganzen Tag fluchen, so müsste eigentlich der Käse vor Scham sauer werden. Insofern ist er doch ein sehr robustes Nahrungsmittel.«
    Als Heinrich Müller das erste Mal ausgiebig Wein genossen hatte, war sein Vokabular noch sehr beschränkt gewesen. Er begegnete dem Trank der Götter in einer Vollmondnacht. Es war ein Initiationsritus, ausgelöst von einer Halbliterflasche billigen Weißweins. Er sah die ihm vertraute Umgebung im weichen Licht des Erdtrabanten. Überhaupt war alles ein bisschen weich, die Knie, der Magen, das Gehirn. Wohlig versank er im feuchten Gras, wunderte sich noch, dass da ein Bett für ihn bereitet war, und fluchte, als er zwei Stunden später unterkühlt neben einem Zelt erwachte. Die nächste Bekanntschaft mit vergorenem Rebensaft jedoch machte Heinrich mit dem süß-klebrigen Moscatel aus der Spanischen Weinhalle im ersten Stock einer St. Galler Altstadtliegenschaft, deren steile, schmale Treppe das erste Hindernis auf dem langen Fußweg über den Rosenberghügel zurück in sein Bett war. Dass die Welt schwankte, war die erste Erkenntnis, aber dass sich physikalische Theorien über Schwerkraft und die Drehung der Erde mit ein bisschen Wein derart plastisch umsetzen ließen, löste im Vernichter von iberischem Billiggetränk mehr als einen kapitalen Schwindel aus. Man konnte also nicht behaupten, die Jahrzehnte währende Geschichte von Heinrich Müller und Wein habe mit einer glücklichen Fügung begonnen.
    Das Nachmittagslicht hellte die Pergola auf und warf Schatten über die Papiere, die Bernhard Spring auf zwei Tischen aufgeblättert hatte.
    »Mehr haben wir nicht«, erläuterte er. »Ein paar Protokolle, eine unvollständige Liste von Pfahlbaufundstücken, niemanden, den wir mit starken Motiven verdächtigen könnten. Abgesehen von den sieben Personen, die der letzte Brief suggeriert, aber das ist nicht mehr als eine vorerst belanglose Zahl.«
    »Wir haben aber auch wenig Entlastendes«, ergänzte Müller. »Wir gründeln im Schlick.«
    »Immerhin hat sich der Schlick verdichtet, will sagen, dass Hubert Welsch und Henri Knecht nicht nur Opfer, sondern auch Täter sind. Das hat jemanden so sehr in Rage versetzt, dass er ihren Tod für gerechtfertigt hält. Ich habe eine Überprüfung der Bankunterlagen beantragt.«
    »Können wir so weit gehen, dass wir klar erkennen, wem Gelder zugeflossen und woher sie gekommen sind?«, fragte der Detektiv.
    »Schritt für Schritt«, meinte Spring.
    »Kann man eigentlich mit Pfahlbauartefakten Schwarzgeld waschen?«, wollte Nicole wissen.
    »Du kannst bestimmt Geld daran verschwenden«, erklärte Heinrich. »Aber einen eigentlichen Markt, auf dem du in Pech konservierte Fundstücke aus dem 19. Jahrhundert verkaufen könntest, gibt es nicht. Jedenfalls wenn du so viel damit verdienen willst, dass nicht nur das investierte Geld wieder reinkommt, sondern sogar ein Gewinn dabei herausschaut. Wertgegenstände aus der frühen Bronzezeit sind nur wenige bekannt. Davon haben wir bei Hubert Welsch keine gefunden, nur Gegenstände aus Holz, Stein und Knochen. Noch nicht einmal ein prähistorisches Brot wie jenes, das man in Twann aus dem See geborgen hat.«
    »Deine Vermutung«, führte Spring seinen Gedanken weiter, »dass diese Fundstücke etwas mit der Todesursache zu tun haben, hat mich nicht losgelassen. Ich musste die ganze Nacht darüber nachdenken.«
    »Es wäre ein Durchbruch«, erwiderte Müller. »Es würde sozusagen das Beuteschema der Polizei klären. Gehen wir davon aus, dass ich recht habe. Dann gäbe es einen Menschen, der die legalen oder illegalen Geschäfte der beiden Opfer als derart störend empfand, dass er sie nicht nur als Motiv für seine Morde verwendete, sondern sie auch danach inszenierte.«
    »Hubert Welsch also«, überlegte Nicole, »wäre wegen der illegal erworbenen Pfahlbaufunde gepfählt worden? Darauf musst du erst kommen … Aber die Erschießung von Henri Knecht deutet auf nichts Konkretes.«
    »Du darfst nicht vergessen, dass dabei ein Schalldämpfer verwendet worden ist, also etwas

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