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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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die Passagiere aus. Eine Figur aus der Commedia dell’arte, was einige mit Unmut vermerkten.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte der Detektiv. »Ich informiere Bernhard. Oder ruf besser gleich selber an.«
    »Ich glaube nicht, dass jemand Verdacht geschöpft hat und dass mir Gefahr droht«, sagte sie und klappte das Gerät zu.
    »Wen rufst du denn an?«, raunte der Schmächtige von vorhin, der nun ungeniert neben ihr in den See urinierte.
    Nicole stürzte davon und begab sich ins Restaurant zurück.
    Dort waren die wildesten Diskussionen im Gang, der Wein floss in Strömen, Gerüchte entstanden wie Seifenblasen und zerplatzten in der alkoholgeschwängerten Luft.
    Eine Frau mit etwa 1,50 (vom Keller bis zum Estrich) trug einen Petticoat wie in den 50ern. Unter diesem süßen kurzen hüftbetonten PlisseeRöckchen blitzte jeweils ein rüschenverziertes Spitzenhöschen hervor, wenn ihn die Trägerin mit einem eleganten Hüftschwung zum Rock’n’Roll oder Twist in Drehung versetzte. Man hatte Nicole ins Modemuseum bestellt!
    Eine Frau erzählte von ihrer Reise nach Österreich: »Ich habe gerade an einem geschmorten Ochsenbackerl herumgekaut, passgenau für jede Zahnlücke, als die Bedienung einer älteren Ess-und Fahrgemeinschaft erklärte: ›Ja, von der Wange des Ochsen. Ganz was Zartes. Ist ja nicht in Bewegung.‹ Ich dachte noch: Wie das, ist die Kuh kein Wiederkäuer?«
    »Seit wann gibt’s eigentlich keine echten Österreicher-Witze mehr?«, wollte einer wissen, bevor sein Nachbar sagte: »Das schönste Straßenschild in unserm Nachbarland heißt: Unfallhäufungsstelle.«
    »Die haben einfach die besseren Schilder als wir. Mit so was hätt’s das nicht gegeben, mit dem Welsch in Gaicht droben, wenn dort gestanden hätte: Wolfsfallenhäufungsstelle!«
    Das Lachen blieb einigen im Hals stecken.
    »Erzähl’ noch die andere Geschichte, die mit der Madonna.«
    »Na, ich weiß nicht, in einem reformierten Kanton?« Die Frau zierte sich, bis einer einen weiteren Halben Roten bestellte, aber vom Besseren, und Nicole hinter den Ausschank schickte. Als sie zurückkam, sagte die Frau gerade: »Kommt doch der Typ von der Straße heraufgerannt zu ihr in den Garten und fragt sie, noch ganz abgehetzt: ›Möchten Sie für eine Woche die Wander-Leih-Madonna haben?‹ Und sie ganz verwirrt: ›Ja, wir haben doch keinen Platz dafür. Sie kann ja nicht hier heraußen bleiben.‹ Und als der Mann kopfschüttelnd zu seinem Wagen zurückkehrt, sagt sie noch halb laut: ›So ein Glump. Weiß wohl nicht wohin mit dem heiligen Gschwirl.‹«
    Nicole bediente die letzten Gäste im Garten am See.
    »Hatte der nicht eine Oksana? Er wollte sie doch heiraten. Ganz in Weiß. Wie die Petersburger Nächte. Die wusste natürlich nicht, weshalb er wütend war. Abgehauen nach einem vorehelichen Krach, noch nicht mal das Versprechen im Sack. Zum Glück kommt die für einen Schweizer Pass nicht infrage«, lästerte einer. »Stellen Sie ab«, sagte er zu Nicole und redete weiter: »Sie wusste noch nicht einmal, was für einer Arbeit ihr vorgetäuschter Geliebter nachging. Er allerdings auch nicht. Sonst hätte er nicht so viel Geld in sie investiert.«
    »Hätte er billiger haben können«, zischte eine Schlange vom andern Ende des Tischs.
    »Sie wusste eigentlich gar nichts, als sie von der Fremdenpolizei befragt wurde. Zu wenig für eine baldige Ehefrau. Zu viel Gelassenheit für eine Geliebte.«
    »Und wo kommen denn die Gerüchte her? Du weißt schon, diese Geschichte mit dem russischen Spion, den sie tot aus der Schüss gefischt haben vor einem Jahr.«
    »Du meinst den Mikrochip? Oder das, was sie dafür halten?«
    »Genau.«
    »Ich habe nur gelesen, dass dem Mann direkt neben dem Rückgrat, dort, wo auch der wendigste Mittvierziger mit seinen Fingern nicht mehr hinkommt, aus einer winzigen Hauttasche etwas entnommen worden ist. Als man die Hautfalte zurückgebogen hat, entdeckte man den Negativabdruck eines elektronischen Schaltkreises, der allerdings nicht mehr völlig zu rekonstruieren war.«
    »Dank der Nanotechnologie wird es in wenigen Jahren möglich sein, einen Diagnosechip in Molekülgröße durch die Adern zu senden, der regelmäßig deine Blutwerte checkt und sie ans nächste Spital übermittelt.«
    »In deinen Kleidern trägst du jetzt bereits solche Chips mit herum, die nicht nur das Stehlen verhindern sollen, sondern auch angepeilt werden können, sodass man jederzeit feststellen kann, wo auf diesem Erdball sich das Kleid gerade

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