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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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nur das Lachen der andern Fahrgäste trübte die Idylle. Cäsar zeichnete mit dem Finger imaginäre Linien in den Hang, Pascale staunte erst, dann weiteten sich ihre Augen, und als sich Schauinsland flüsternd zu ihr hinunterbeugte, strahlte sie übers ganze Gesicht und küsste ihn.
     

Samstag, 7.8.2010
    »Ich bin das rosarote Batteriehäschen der Kriminalistik«, sagt Abigail Sciuto, die Labor-Punkerin aus der Kultserie Navy C.I.S., die Frau mit dem Spinnen-Tattoo auf dem Hals und dem Kreuz auf dem Rücken, gespielt von Pauley Perrette, die in der Band ›Stop Making Sense‹, benannt nach einem Song der ›Talking Heads‹, ins Mikrofon röhrt.
    Cote de Pablo hingegen, welche die geheimnisvolle Mossad-Agentin Ziva David verkörpert, steht neben dem Autopsietisch wie ein schwarzer Engel und blickt auf einen männlichen Leichnam, dessen Brustlappen ausgeklappt über dem Torso liegen, mit Blick auf die inneren Organe, während ein mildes Licht die Geschlechtsregion außer Sichtweite bannt.
    »Ich kann mich doch gar nicht entscheiden, ist alles so schön bunt hier«, grölt Nina Hagen in einem ihrer frühen Punk-Songs aus den Lautsprechern. Genau so erging es Nicole Himmel, hin und her gerissen zwischen den beiden Bildschirmen, die an der Wand hingen. Nicole hat sich für heute Abend in schwarzes Leder gestürzt, ›Lucy in the Sky with Diamonds‹.
    So steht sie hinter der Theke im ›Löwen‹ in Ligerz. Proppenvoll ist das Lokal, denn es hat sich herumgesprochen, dass es nur noch an diesem Wochenende geöffnet sein wird. Nachher wird ausgeräumt. Also alles auf den Beinen, was sich aus Ligerz oder Twann hierher bewegen kann.
    Lucys Augen blitzten, sie schüttelte ihr welliges, heute schwarz-rot getöntes schulterlanges Haar und zapfte Bier. Sie hatte sich den Abend so ausgerechnet, dass sie mit der Bedienung von Tisch zu Tisch rückte und so überall eine Frage einwerfen würde, ein paar Antworten hören könnte. Keiner hatte zwar auf sie gewartet, aber sie wurde auch nicht sonderlich beachtet. Die Staatserhaltende BürgerPartei und die beschleunigten Karrieren einiger ihrer Exponenten waren Gesprächsanregung genug.
    »Was sich der Mensch alles ausdenkt, um die Welt zu erklären«, nölte einer, der schon ein paar Apéro-Getränke intus hatte. »Zuerst hatten wir Hell und Dunkel, Gut und Böse, Plus und Minus, Eins und Null, Yin und Yang …«
    »Tim und Struppi!«, rief ein anderer dazwischen.
    »… Gott und Teufel, dann erweitert zur Trinität, später das Vier-Ohren-Modell, die fünf Tibeter, nun die sechs Denkhüte …«
    »Denkhüte«, kicherte der Nächste vor sich hin, »was sind denn Denkhüte?«
    »Ein Training für die zielgerichtete Gestaltung von Sitzungen«, erklärte sein Nebenmann, »verdienen wieder ein paar Leute ein bisschen Geld damit.«
    »… bleiben die sieben Tage, die zehn Gebote, die zwölf Apostel, die dreizehn Katastrophen!«
    »Dreizehn Katastrophen? Wozu dient dieses Training?«
    »Eine Bewältigungsstrategie für dein Leben«, meinte sein Kumpel.
    »Das kannst du laut sagen!«
    Nicole wechselte den Tisch.
    »Setzen Sie sich, schöne Maid. Oder verstehen Sie kein Berndeutsch?«, fragte ein Gemeinderat.
    »Weshalb sollte ich kein Berndeutsch verstehen?«, wollte Nicole wissen.
    »Stehen Sie denn nicht im Sold von André Huber? Der hat doch die ganzen Wochenenden organisiert. Aber ausgerechnet heute ist er noch nicht gekommen.«
    »Wenn’s der Herr Huber organisiert, steh ich wohl in seinem Sold«, sagte Nicole.
    »Genaueres wissen Sie nicht?«, hakte der Mann nach.
    »Weil …«, setzte ein anderer an, »die meisten seiner Söldnerinnen können kein Deutsch. Osteuropa. Sie verstehen?«
    »Halt doch die Klappe«, wies ihn ein Dritter zurecht. »Das interessiert die Dame doch nicht, mit wem der André Umgang hat.«
    »Natürlich nicht«, beeilte sich Nicole zu bekräftigen, »er zahlt ja pünktlich meinen Lohn.«
    »Siehst du«, sagte der Gemeinderat. »Wie es der Brauch ist.«
    Nicole wusste nicht, ob sie die Situation richtig einschätzte. Jedenfalls lief etwas im Hintergrund, von dem sie noch nichts bemerkt hatte. Sie stahl sich davon, indem sie tat, als ob sie an der Ländte eine Zigarette rauchen wollte, und rief Heinrich an, der im ›Bauch & Kopf‹ geblieben war.
    Cholesack trieb nebenan seine Possen, saß nackt in der Kinderplastikplanschwanne, schüttelte jedes Mal, wenn das Kursschiff anlegte, seine Fäuste und seine Glieder und stieß wilde Flüche gegen den Kapitän und

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