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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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noch nicht verwest, weil dieser mit einem Schiffssegel zugedeckt war, das die Sauerstoffzufuhr einschränkte.
    Der Tierarzt, der auf Geheiß des Twanner Dorfpolizisten Christian Blöchlinger vom Berner Tierspital herbestellt worden war, rümpfte die Nase und sagte: »Was soll ich mit drei toten Katzen? Wird irgendwer illegal entsorgt haben, weil er ihrer überdrüssig geworden ist. Man erlebt einiges, wenn es um Menschen und Tiere geht.«
    Blöchlinger aber ließ gar nichts mehr anbrennen. Lieber holte er einen Spezialisten zu viel, als sich mit irgendwelchen Vorwürfen konfrontiert zu sehen. Also machte sich der Arzt an diesem milden Tag, an dem die Wolken über den Himmel zogen, ohne allzu viel Wasser herunterregnen zu lassen, an seine Arbeit.
    »Interessante Tötungsart«, stellte er fest. »Man würde meinen, ein Jack the Ripper für Tiere, schlitzt die Bäuche auf, lässt sie verbluten.«
    Blöchlinger gab sich Mühe, das Frühstück bei sich zu behalten. Er fragte: »Wie lang ist das her?«
    »Bei diesem Zustand?«, rätselte der Tierarzt. »Ein paar Tage bis höchstens zwei Wochen. Ist es wichtig?«
    »Und was meinten Sie mit ›Jack the Ripper‹?«
    »Sie kennen doch den Prostituiertenmörder, London 1888.«
    »Dann ist es wichtig«, meinte Blöchlinger und griff zum Telefon, um Bernhard Spring und Heinrich Müller zu benachrichtigen. Er hatte das gute Gefühl, das Richtige getan zu haben.
    Die beiden hatten sich den Sonntag etwas anders vorgestellt, aber es mochte der ganzen Geschichte neuen Schwung geben, deshalb ließen sie sich nicht bitten und fuhren so schnell wie möglich an den Bielersee.
    Der Twanner Polizist lud die beiden Berner zu sich nach Hause ein, er habe noch einen Tropfen, der die Angelegenheit etwas erträglicher mache.
    Es war nicht so, dass die Wohnung Heinrich Müller gefallen hätte. Zu viel unnützer Krempel überall, Gegenstände, die besser zu einem Trödler gepasst hätten als zum Dorfpolizisten. Ein schäbiger hellbrauner Sessel mit abgewetztem Bezug nahm die Ecke vor der olivgrün gestrichenen Wand ein. Daneben lehnte eine schwarze Gitarre ohne Saiten. Ein Relikt aus der Jugend. An einem Holzbügel hinter einer Ständerlampe aus den 50er-Jahren hing ein helles T-Shirt mit zwei Köpfen auf der Brust, wohl selbst gezeichnet.
    Ein niedriges Fenster, viermal so breit wie hoch, ließ im oberen Drittel des Raumes wenig Licht ein, verhinderte jedoch unschickliche Blicke von außen, eine Gefahr, die nicht sehr groß war, denn die Dorfgasse lag deutlich tiefer. Darunter stand eine Sammlung großformatiger Filmplakate in schwarzen Holzrahmen, hintereinander gestapelt.
    »Mein Hobby«, sagte Blöchlinger stolz.
    In der Mitte des Zimmers ein tief gelegter Resopaltisch mit mehr als einem Meter Durchmesser, der als Abstellfläche für weiteren Müll verwendet wurde: leere Bierflaschen, angeschlagene Kaffeetassen, alte Zeitschriften. Daneben stand nun der kurzhaarige Mann mit Geheimratsecken breitbeinig in seinem blau-weiß karierten Holzfällerhemd und beeilte sich, dem Abfall auf dem Tisch neues Material hinzuzufügen, nachdem er den letzten Schluck aus einem beschlagenen Weinglas getrunken hatte.
    »Üble Sache«, kommentierte der Dorfpolizist die Digitalfotos von den Katzen auf seinem Laptop. »Und den Geruch erspare ich Ihnen gern. Haben wir es nun mit einem Tierfetischisten zu tun? Erst die Wölfe, nun die Katzen? Was kommt als Nächstes?«
    »Sie ordnen diese Tat unserem Menschenmörder zu?«, fragte der Störfahnder.
    »Nun«, antwortete Blöchlinger, »in jeder Fortbildung erfährt man heute, dass Serienmörder stets mit kleinen Delikten beginnen: Tierquälerei, Ladendiebstahl, Entreißdiebstahl und solche Sachen. Da wäre es doch möglich …«
    »Unser Täter hat in diesem Fall aber zuerst zwei Menschen umgebracht, bevor er sich an den Katzen vergriffen hätte.«
    »Das schon«, sagte der Polizist, »aber vielleicht stehen die Katzen in einem größeren Zusammenhang und sollen einen Hinweis geben auf eine Tat, die wir noch nicht aufgedeckt haben?«
    »Weitere Spuren haben Sie nicht gefunden?«, fasste Spring nach.
    »Nein. Die Katzen lagen in einem öffentlich zugänglichen Gelände am See, das Segel war von einem benachbarten Schiff entwendet worden, außerdem hat es ein paarmal kräftig geregnet und damit alle Spuren verwischt, und an den Katzen selbst …« Es wurde ihm wieder leicht übel, sodass er rasch einen neuen Schluck Weißen brauchte. Er entschuldigte sich und erzählte

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