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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Bielerseeschiffes, blinzelten in der Abendsonne zu den Rebbergen hinüber und suchten das, was in ihren Ohren erklingen sollte: die Musiker und Sänger, die heute Abend zur ›Vocis terra‹ angereist waren. Nach der ›Viniterra‹ im Jahr 2000, bei der die Weingärten am Bielerseenordufer von Tausenden Fackeln erleuchtet waren, inszenierte der Solothurner Landschaftskünstler Ulrich Studer heute ein Klangerlebnis entlang dem Weg durch die Rebberge. Heinrich versuchte ein letztes Mal vergeblich, Leonie zu erreichen. Er wunderte sich zwar über ihre plötzliche Abreise, aber da er ihren Aufenthaltsort nicht kannte, konnte er sich genauso gut dem beginnenden Spektakel zuwenden.
    Wachskerzen warfen ein mattes Licht über den Rebenweg und die steilen Treppen und Sträßchen, die einen durch die Weinterrassen auf seine Höhe leiteten. Vom angekündigten Spektakel war auf dem Schiff nur wenig zu hören. Verwöhnt durch den Event-Lärm, der von Anlass zu Anlass gesteigert werden musste, um das Publikum noch zufriedenzustellen, nahm man die leisen Töne nicht mehr wahr. Sphärische Klänge der Glasharfen bei der gotischen Kirche von Ligerz, der Blechbläser um den Rebenweg oberhalb von Twann oder des Basso continuo aus den Stahlrohren bei Wingreis fanden nur spärlich den Weg übers Wasser, mitunter verweht von der leichten Bise, die von Biel gegen Neuchâtel blies und sich mit dem leisen Plätschern der dunklen Wellen vermischte. Die Motoren des Bootes waren inzwischen abgestellt, es dümpelte in einem Streifen Beinahevollmondlicht nahe am Seeufer.
    Berauschende Tonfolgen schwammen auf dem Wasser, aber es blieb ein distanziertes Hörerlebnis, das die drei auf dem Schiff genossen. Sie würden sich später am Abend auf dem Rebenweg in die Klänge hineinbegeben. Jetzt, beim Eindunkeln, stießen sie mit dem erfrischenden Seewein auf erfolgreiche Ermittlungsarbeit an und versanken in Gedanken, die jeden weit weg vom Alltag führten.
    Aus dem staunenden Genießen meldete sich plötzlich Heinrich und wies auf den weitläufigen Rebberg oberhalb von Twann: »Es gibt doch eine Beleuchtung der Weinterrassen. Sie fangen eben damit an.«
    »Sie haben wohl gewartet, bis es dunkel wird«, meinte Bernhard.
    Flämmchen züngelten die Fackeln hinauf.
    »Wie in Goethes ›Faust‹ in ›Auerbachs Keller‹«, erinnerte sich Nicole.
    »Fehlt nur, dass der gewünschte Wein aus den Schläuchen tropft.«
    Der Bootsführer war etwas irritiert und holte den Feldstecher. Er murmelte: »Das sind keine Fackeln, das sind Rebstöcke, die brennen.«
    Inzwischen hatten die Flammen die Form eines Pentagramms angenommen, und in der Mitte flackerte ein rotes Herz.
    »Das steht so nicht im Plan drin«, sagte der Kapitän verdattert.
    Die Twanner Blechbläser waren verstummt. Vielmehr vernahm man das Knistern des Feuersturms, der sich von den Spitzen zum Zentrum des Fünfecks fraß. Einzig der Basso continuo aus Wingreis unterlegte das Brennen der Reben mit einem gespenstischen Brummen.
    Das Schiff hatte Richtung Ländte gedreht, obwohl es längst derart überladen war, dass es keine neuen Passagiere mehr aufnehmen konnte. Es röhrten Feuerwehrsirenen aus beiden Richtungen, aus Biel und aus Neuchâtel. Der erste Löschzug arbeitete bereits vor Ort, vermochte aber gegen die Flammen nichts auszurichten.
    »Ich hätte darauf gewettet, dass dies zur Inszenierung gehört«, erklärte Nicole.
    »Das hat sich der Verursacher wohl so vorgestellt. Aber beobachtet das Feuer genau«, erwiderte Heinrich, »es frisst sich gezielt von den Zacken in die Mitte und lässt das Herz unberührt.«
    Spring räusperte sich: »Ich habe da so eine Idee, wer sich auf Inszenierungen dieser Art versteht«, und sprach dann den Boostführer an: »Wessen Reben sind das, die dort brennen?«
    »Ich glaube«, er stutzte unsicher, »sie gehören den Männern von der SEBP. Das sind doch«, er wandte sich an seinen Nachbarn, der zur Bestätigung nickte, »die Pflanzen, die schon vom Hagel beschädigt worden sind. Jetzt brennen sie gezielt ab. Wie ist das denn möglich?«
    Tief aus dem Innern des Zentrums der Feuerwalze mochten einzelne Schreie erklingen.
     
    Leonie erwachte aus dem traumlosen Schlaf, drehte ihren schmerzenden Hals in alle Richtungen, bevor sie feststellte, dass sie an einen Stuhl gebunden war. Die Hanffesseln lagen an den Oberarmen so fest am Holz, dass sie nicht zu Boden gestürzt war, aber an den Händen so lose, dass sie sich leicht befreien konnte.
    Es dauerte jedoch

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