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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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was.« – »Mutti, warum müssen Hunde immer? Muttiii!!« Mammi gibt keine Antwort und drängt nach Hause. Sie will noch heute damit anfangen.
    Was wird Knittel dazu sagen?
    Knittel scheint es nicht zu merken, nicht am ersten Tage und auch nicht an den folgenden. Oder er tut wenigstens so und sagt kein Wort. Erika tut ebenfalls nichts, sie hat auch keinen Anlass dazu. Die Ehe wird schweigsam, und Knittel deckt seinen Fleischbedarf heimlich im Wirtshaus; er hat Geld, und dafür kann er sich kaufen, was er will.
    Erika vermag keine Besserung festzustellen, Knittel geht noch häufiger aus als zuvor. Den kriege ich schon klein, denkt sie und dreht schweren Herzens die Schraube noch eine Windung weiter: Sie kocht Rohkost. Von Kochen kann man nicht mehr sprechen, sie schnitzelt und schrappt und würfelt und reibt grüne und gelbe, rote und weiße Substanzen und richtet sie farbfreudig an. Die Kinder finden es lustig und gedeihen prächtig dabei. Knittel aber sagt immer noch nichts, er handelt. Er bleibt dem häuslichen Herd, der kein Herd mehr ist, fortan fern und kommt nur noch nächtlich zum Schlafen nach Hause.
    Es ist ein dünner Faden, an dem die Ehe hängt. Und auch dieser Faden ist bereits in Gefahr.
    ***
    Die Gefahr ist hellblond, hat goldene Fingernägel und wiegt neunundvierzig Kilo; Knittel hat sie beim Haarschneiden kennen gelernt, wo sie als einziges weibliches Wesen zwischen den weiß emaillierten Operationsstühlen der Herren herumhuschte und ihre Dienste anbot. Knittel hat ihr vertrauensvoll seine Hand zur Maniküre überlassen und sich über ihre luftige Bekleidung gewundert, daraus hat sich der Plan einer gemeinsamen Freizeitgestaltung entwickelt.
    Über die Einzelheiten dieser Gestaltung herrscht allerdings Unklarheit. Es ist ein sehr gediegenes Fräulein, an das er geraten ist. Sie ist sogar verheiratet, mit einem Russen natürlich, der sie bedroht und mit dem sie in ständiger Scheidung liegt, nur weil sie einmal mit einem fremden Herrn Korrespondenz getrieben hat. Sie ist von Gefahr und Tragik umwittert und auch sonst aus erstklassiger Familie, sie heißt nicht Lulu oder Godo, sondern still und bescheiden Elisabeth-Charlotte, und der Vater schwankt zwischen Landgerichtsrat und Oberingenieur.
    Nicht einmal eine Tasse Tee darf man bei ihr trinken. Aber sie ist todunglücklich, daß Knittel jeden Abend für sie solche Ausgaben hat. Wo sie doch gar nicht weiß, wie sie das gutmachen soll. Knittel meint, er wüsste schon. Aber das ist nicht, worauf sie hinaus will. Sie steht im Begriff, sich selbständig zu machen, und will sich einen kleinen Parfümerieladen kaufen. Ob Knittel nicht einen wüsste?
    Einen, der ihr das Geld dazu leiht.
    Knittel sieht das ein. Er hat wirtschaftlichen Sinn, und das hier wäre eine einmalige Ausgabe. Er tut einen herzhaften Griff in seine Päckchen und kauft ihr den Laden in der Bleibtreustraße. Er ist acht Quadratmeter groß, ein Gedicht in Chrom und Kristall, und von außen sichtbar steht hinter dem winzigen Ladentisch das Fräulein als lebende Reklame und beglückt galante Damen und schöne Herren mit Kästchen und Fläschchen, die das Fünfzigfache ihres Inhalts kosten.
    Mitunter promeniert Knittel vor dem Laden auf und ab und freut sich seines Erfolges. Er hat es weit gebracht. Eigentlich ist er ein Mordskerl, und wenn Erika wüsste, welches Glück er bei den Frauen hat, sie würde vielleicht mehr Respekt vor ihm haben. Und anständig kochen.
    Auf die Dauer freilich genügen ihm die stolzen Empfindungen nicht. Schließlich müßte er der Tasse Tee auch langsam näher treten.
    Das Fräulein aus der guten Familie hat es weniger eilig. Das eine Mal ist sie viel zu müde dazu und hat den ganzen Tag gearbeitet. Das andere Mal läßt sie ihm durch ihre Wirtin bestellen, sie sei überhaupt nicht da und könne auch nicht sagen, wann und wo. Und das dritte Mal macht ihm ein verdächtig junger Mann die Tür auf und behauptet, seine Braut empfange keine Herrenbesuche, und was er hier eigentlich wolle.
    Knittel fühlt sich benachteiligt.
    Am nächsten Morgen erledigt er seine Sperrkundschaft mit verbissenem Grimm. Der freundliche Mann ist völlig verwandelt, er schnauzt herum und ist geradezu böse, wenn er Geld bekommt und nicht sperren kann.
    Dann fährt er in den Westen und ärgert sich über den Autobus und die vielen Haltesteilen, ersetzt das Mittagessen durch eine Anzahl feuriger Sherrys und marschiert, wie eine Lokomotive schnaubend, in den Liliputladen ein. Er hat sich

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