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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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gemacht werden. Aus diesem Grund hat er in der Aktentasche bereits alles Nötige mitgebracht, Rehrücken und Rheinlachs, Gänseleber und Tilsiter und ein Bund Radieschen; er ist inzwischen ein Mann von Welt geworden.
    Das Liebesmahl findet im schönsten Raum statt, den die Wohnung hat, es ist der Balkon. Er ist der Stolz und das Prachtstück der Knittels und ersetzt Landhaus und Sommerfrische. Üppiges Laubwerk ist an den Seiten hochgezogen und zum Dach gespannt, und in den weitgebauchten eisernen Stäben wuchert ein Wall von Petunien und Kressen. Es ist ein kleiner hängender Garten, eine dichte blühende Laube hoch in der Luft über dem Lärm und Staub der Großstadt, gerade groß genug für einen winzigen Tisch und zwei Menschen, die aus ihrer Versöhnung eine kleine Hochzeit machen.
    Erika wird verwöhnt, sie muß gehorsam sitzen bleiben, während Knittel mit einem fast verdächtigen Eifer den Tisch festlich deckt und die Herrlichkeiten auftischt. Der kleinen Erika gehen die Augen über.
    »Hast du die ganze Zeit immer so gegessen?«
    Knittel ist galant. »Jedenfalls nicht in so entzückender Gesellschaft.« Er küsst sie aufs Haar; Erika taut auf und eröffnet ihm, daß sie auch noch eine Flasche Bier im Schrank hat.
    Bier? Knittel holt aus seiner unerschöpflichen Aktentasche eine Flasche Sekt und stellt sie bumsend auf den Tisch, und einen prächtigen Kullerpfirsich dazu. Er weiß, wie man Frauen betört. Es ist ein weicher Sommerabend zwischen Tag und Dunkel. Auf den Dächern der Häuser liegt letztes Sonnenlicht. Unten in den Straßen brennen schon die Lampen. Und Knittel ist glücklich, daß er den bösen Traum hinter sich hat und wieder im Hafen ist. Er zerreißt sich vor Liebe und Sorge um die kleine Frau. »Soll ich dir ein Kissen holen für den Rücken, oder vielleicht das Fußbänkchen?« Er spricht und plaudert am laufenden Band und läßt Erika nicht zu Wort kommen. Er ist sich klar darüber, wenn sie erst anfängt zu fragen, dann wird es kritisch.
    Nicht einmal nach den Kindern darf sie sehen. Er läßt sie nicht aufstehen und nimmt ihr den Gang ab.
    Auch im Kinderzimmer wird der Tag entsprechend gefeiert. Lotte und Bübchen haben eben eine Kissenschlacht beendet, die Bestandteile der Bettchen liegen über den Boden verstreut, und nun hat Bübchen sich als Glanzpunkt des Abends das Grammophon geholt; er weiß, es ist furchtbar verboten und darum wunderbar schön. Er sitzt damit am Boden auf einem Kissen und läßt die Platte laufen. Sie klingt schon etwas heiser und hat auch sonst gelitten. »– du aber meinst, wir könnten es noch einmal miteinander versuchen miteinander versuchen miteinander versuchen –« Lottchen strahlt. »Is jetzt kaputt?«
    »Quatsch«, sagt Bübchen sachverständig und will neu aufziehen, da schreitet Knittel ein, kommandiert die Kinder in die Bettchen und nimmt die Platte an sich. Er zerbricht sie heimlich, er will nichts mehr von ihr wissen.
    Als er zum Balkon zurückkommt, sitzt Erika mit roten Bäckchen und stützt den Kopf. Sie hat Zeit zum Nachdenken gehabt und überfällt ihn mit der Frage, die den ganzen Abend in der Luft lag und nur künstlich unterdrückt war: »Manne, jetzt will ich aber endlich wissen, wie kommst du an das viele Geld?«
    Knittel kann nicht mehr ausweichen und erzählt seine Geschichte von dem Scheck und dem Pyjama und dem Herrn mit dem Schlafwagen. Er erzählt wie ein Schuljunge, klein und kläglich, er weiß, was er zu erwarten hat. Er kennt seine Frau, sie wird in flammender Entrüstung aufspringen: Hermann, wird sie sagen, Hermann, was hast du getan, du bist ein Verbrecher! Hermann, du bringst das sofort zur Polizei!
    Kein Mann kennt seine Frau. Erika hört sich die Sache geduldig an. Sie ist sich nicht klar darüber, ob das ein Witz sein soll oder eine Ausrede, und begnügt sich mit einem verlegenen Lachen, und als er anfängt zu beteuern und zu schwören, da wächst ihre Neugier, sie bettelt und schmeichelt an ihm herum. »Manne, sag doch mal richtig, wo hast du das Geld her? Kannst du mir ruhig sagen, wo ich doch deine Frau bin.«
    »Habe ich doch gesagt«, brummt Knittel.
    Erika hat nicht gern, daß man sie für dumm hält. Da steckt natürlich etwas anderes dahinter, was er nicht erzählen möchte. »Du mußt dir nichts darauf einbilden, Hermann; wenn ich richtig wollte, würde ich das schon aus dir herauskriegen. Aber wenn es dir so furchtbar unangenehm ist –« Plötzlich schießt ihr das Blut in den Kopf. »Hermann, ist das

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