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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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gestohlen – oder womöglich von einer Frau?«
    Knittel schwört ein doppeltes Nein.
    »Also geschäftlich? Dann will ich dich nicht quälen, da verstehe ich doch nichts von, und wenn du meinst, es wäre vielleicht besser für mich, wenn ich es nicht weiß –« Sie tut einen schnellen, tiefen Schluck, daß ihr der Kullerpfirsich gegen die Nasenspitze rollt. Aber dann möchte sie doch allerhand wissen. »Du, wie lange hast du das schon? Ich meine, das Geld? Und da ist noch gar nichts nachgekommen? Manne, ich weiß ja nicht, wie du das gemacht hast, ich will es auch gar nicht wissen. Aber ich bin wahnsinnig stolz auf dich.«
    Sie hängt an seinem Hals, klettert auf seinen Schoß. Er muß es gerissen angefangen haben, bei soviel Geld darf man schon ruhig sagen, genial. Das hat sie gar nicht gewußt, daß ihr kleiner Knittel ein so großer Mann ist.
    Es ist inzwischen völlig dunkel geworden. Der Großstadthimmel leuchtet in rötlichem Dunst. Knittel holt eine kleine Windlampe und stellt sie auf den Tisch. Die Versöhnung nimmt ihren Fortgang.
    »Manne, hör mal, bekomme ich auch was davon ab? Ich meine, von dem Geld?«
    »Wollen mal sehen, was sich machen läßt.«
    »Viel?«
    »Wenn du lieb bist.«
    Das braucht man Erika nicht zweimal zu sagen, sie ist fast auf seinen Schultern. »Wenn ich aber sehr lieb bin, sehr, sehr, sehr – was kriege ich dann?«
    Knittel ist völlig besiegt: »Alles!«
    »Das ist auch besser, als wenn es dir andere abnehmen«, meint Erika. »Und da kann ich mit machen, was ich will?«
    »Gewissermaßen«, sagt Knittel, aber es klingt ein bisschen betreten. Eigentlich möchte er dazu etwas bemerken, aber er will die Stimmung nicht stören und spricht zärtliche Dinge. Erikas Gedanken laufen anders, und daraus ergibt sich folgender Dialog: Er, ein bisschen albern wie alle verliebten Männer: »Bist du mein kleines Spätzchen?«
    Sie: »Natürlich. – Du, die Hasselmanns oben haben sich einen Kühlschrank gekauft, weißt du, was der kostet?«
    Er, mit ihrem Kopf beschäftigt: »Wo hast du denn die kleinen rosa Öhrchen?«
    Sie: »Au, nicht so fest! – Findest du nicht, daß Indisch Lamm ein bisschen alt macht?«
    Er, unentwegt: »Erika, bist du noch gar nicht müde? Überleg mal.«
    Sie: »Nö. – Was meinst du, ob ich noch Klavier kann, wo ich sechs Jahre nicht mehr gespielt habe?«
    Er, gedankenlos: »Warum?«
    Sie: »Wo wir doch vielleicht eins kriegen.«
    Nun muß Knittel seine verliebte Laune einen Augenblick unterbrechen und zupft sich die verrutschte Krawatte zurecht: »Erika, ich hätte dazu noch einiges zu sagen. Ich möchte nämlich auf keinen Fall, daß die Leute –«
    »Was für Leute?«
    Knittel sieht sie verliebt an. »Ach, wir reden morgen darüber. Heute ist mir die Zeit zu schade, heute wollen wir von dem verdammten Geld nicht mehr sprechen, hörst du? Und auch nicht mehr daran denken!« Er steht auf und bläst bedächtig die Windlampe aus. »Komm.« Er legt den Arm um sie und zieht sie ins Zimmer. »Wir haben jetzt Besseres – ich habe dich – und du hast mich.«
    Erika haucht: »Ach ja. – Ist das viel, sag mal?«
    »Was?«
    »Das Geld.«
    ***
    Als Knittel am nächsten Tage vom Dienst nach Hause kommt, bringt er ein Blatt Papier mit, einen ganzen Aktenbogen vollgekritzelt mit Zahlen und Notizen. »Erika, ich weiß jetzt, wie wir das machen, daß nichts herauskommt. Wir haben in Berlin vierzehn Sparkassen, da tun wir überall ein bisschen hin, dann fällt es nirgendwo auf, und ich habe genau ausgerechnet, von unserem Geld bekommen wir dann –«
    »Wieso, das ist doch mein Geld.«
    »Also schön, dann bekommen wir von deinem Geld – ich meine, dann bekommst du von deinem Geld jedes Jahr einhundertzweiundneunzig Mark und dreiundzwanzig Pfennig Zinsen. Was sagt du dazu?«
    Erika ist merkwürdig kleinlaut: »Och.«
    »Du mußt nicht ›och‹ sagen. Das sind immerhin rund vierundfünfzig Pfennig pro Tag. Und wenn wir das mit unserm Gehalt zusammentun, dann haben wir schon soviel, als wenn ich sechs Dienstjahre älter wäre. – Willst du nicht wenigstens zuhören?«
    Erika hantiert in der Küche herum und ist merkwürdig uninteressiert: »Das Geld hast du mir doch geschenkt, und damit kann ich –«
    Knittel unterbricht sie: »Ich habe dir gestern schon angedeutet, ich muß da eine kleine Einschränkung machen. Natürlich kannst du damit tun, was du willst. Aber ich möchte nicht, daß du es ausgibst.«
    Erika ist enttäuscht: »Wie, was, wenn ich das nicht

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