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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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wechselt abermals die Taktik. »Abgestiegen ist wohl nicht der richtige Ausdruck. Ich logiere, beziehungsweise ich übernachte. Aber ich steige niemals ab. Niemals. Überhaupt paßt mir die ganze Art der Vernehmung nicht. Man tut ja hier gerade so, als ob – . Ich werde meine Aussage zu Hause schriftlich abfassen und einsenden.«
    Angeklagte, die sich schriftlich äußern wollen, sind von vorne herein verdächtig. Der Kommissar hat längst vergessen, daß es sein geachteter Mitbürger und Kegelbruder ist, den er vor sich hat. Er sieht jetzt nur noch den ›Fall‹ und den Ausflüchte suchenden Angeklagten und tut seine Pflicht. Und Hedwig redet ihm gut zu; er soll doch nicht eigensinnig sein, das Hotel kann er doch ruhig nennen, er macht sich ja geradezu verdächtig.
    »Oder haben Sie vielleicht einen – besonderen Grund, Ihr Hotel zu verheimlichen?« Die Stimme des Kommissars klingt hart und schneidend.
    Kempenich zappelt. »Einen besonderen Grund? Wie soll ich das verstehen? Ich verbitte mir diese Anspielungen! Mein Hotel kann jeder wissen, Gott sei Dank. Es hieß – wie heißt es doch gleich?« Kempenich tut, als wenn er nachdächte. Es ist mäuschenstill im Zimmer. Er denkt auch tatsächlich nach. Nämlich, wie er sich herauswinden soll.
    Der Kommissar klopft wieder mit dem Bleistift. Kempenich blickt hilfesuchend in die Luft und an der Decke herum. Aber da steht es auch nicht. Hedwig hat liebevoll seine Hand gefaßt. »Nur ruhig, Christian, es wird dir schon einfallen.«
    Es hilft nichts. »Also das Hotel – das Hotel – ich meine, ich müßte es so sagen, es liegt mir auf der Zunge – ich glaube es war ein ›e‹ darin. Es kann aber auch ein ›s‹ gewesen sein. – Bitte nicht drängeln – sehen Sie, Herr Kommissar, jetzt haben Sie es verdorben. Also das ist mir noch nie passiert – jetzt habe ich tatsächlich den Namen –«
    »Doch nicht vergessen?«
    »Jawohl: Vergessen. – Bitte sehr.«
    Der Kommissar ist weder erstaunt noch traurig. »Ja, ja, die Vergeßlichkeit«, sagt er mit listiger Betonung, »die macht uns hier viel zu schaffen. In Ihrem Falle ist es glücklicherweise nicht schlimm. Ihr Hotel werden wir schon finden. Denn – dort haben Sie sich doch ins Fremdenbuch eingetragen. – Nicht wahr?«
    »Ja – natürlich – eingetragen – das muß man doch – das heißt, das trifft sich nun auch wieder unglücklich. Es könnte sein – ich möchte es beinahe sogar annehmen – ich habe es vielleicht versäumt.«
    »Sehen Sie, das habe ich mir schon gedacht. Sie haben Pech: Dort, wo Sie geschlafen haben, sind Sie nicht eingetragen, und dort, wo Sie nicht geschlafen haben, stehen Sie im Fremdenbuch mit allen Verzierungen: Kanzleivorsteher Christian Kempenich und Frau, Weinheim an der Mosel.«
    »Und Frau?«
    Frau Hedwig schießt in die Höhe. »Steht da wirklich ›und Frau‹? Wer ist ›und Frau‹?«
    »Aber mein liebes Kind, ich kann das doch am allerwenigsten wissen.« – »Christian, wer ist ›und Frau‹?«
    Der Kommissar unterbricht: »Meine liebe Dame, Sie brauchen mir hier kein Theater vorzuspielen. Sie wollen also ebenfalls bestreiten, in diesem Hotel Monbijou gewesen zu sein? Dann waren Sie also in der Nacht woanders. Darf ich bitten?«
    Frau Hedwig kaut an ihrer Lippe und knipst den Verschluß ihrer Handtasche auf und zu. Kempenich fühlt sich verpflichtet, ihr zu helfen. »Sag doch ruhig, daß du zu Hause geblieben bist.«
    »So so, Sie waren zu Hause?« Der Kommissar macht eine Notiz in den Akten. »Wir werden das nachprüfen.«
    Hedwig hat rote Flecken im Gesicht. »Nachprüfen? Sie irren, Herr Kommissar. Bei mir wird nichts nachgeprüft. Ich kann mich aufhalten, wo ich will. Zu Hause oder anderswo. Das geht keinen Menschen was an.«
    »Also zu gut deutsch: Sie sind ebenfalls nicht in der Lage, sich über Ihren Verbleib in der fraglichen Nacht auszuweisen?«
    Hedwig fühlt, wo ihre letzte Chance liegt. Sie setzt sich in flammende Hitze und prasselt wie ein Hagelwetter über den Kommissar. »Ich soll mich ausweisen? Wieso ausweisen? Wie komme ich dazu? Ich bin eine ehrbare Frau, verstehen Sie mich? Und ich brauche mich vor keinem Menschen auszuweisen, verstehen Sie mich? Da hat niemand seine Nase hineinzustecken! Am allerwenigsten Sie, Herr Kommissar, wie kommen Sie mir überhaupt vor, kehren Sie doch vor Ihrer eignen Tür, Herr Kommissar, passen Sie lieber auf Ihre Töchter auf, von denen hört man ja – aber zu Hause haben Sie nichts zu melden, das

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