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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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nicht, aber – du, das wäre fein!«
    »Ach so –«
    »Denk mal, wenn die das alle trinken müssen, der Molch und der Pavian und die blöden Affen von der Sekunda und alle.«
    »Du bist ein Ferkel.«
    »Also Pass mal auf, einer muß unten so lange aufpassen, damit niemand kommt, und der andere –«
    Der Willi konnte sich der grandiosen Idee nicht länger verschließen. Ich ging hinunter und stand Schmiere, so lange, wie mir wohl nötig schien, und stieg dann beklommen und neugierig wieder nach oben. Der Willi machte ein dummes Gesicht. Zu sehen war natürlich nichts. Silbern und unschuldig lag der Wasserspiegel.
    Dann machten wir uns auf die Beine. Wir waren außer uns vor Begeisterung. Jetzt trinken sie das und wissen es nicht. Unsere ganze Rache gegen die Menschheit war gestillt, für das laufende und kommende Schuljahr. Und wir waren die einzigen, die es wußten, wir konnten uns einrichten, man braucht ja kein Wasser zu trinken. Der Willi meinte das auch.
    Zum Abendbrot gab es Tee. Ich hatte nie darüber nachgedacht, aber jetzt fiel es mir ein, daß Tee mit Wasser aufgeschüttet wird. Ich ließ ihn stehen. Tee regt Abends so auf.
    »Was sind das für neue Ansichten«, brummte der Vater. »Meinethalben trink Wasser.«
    Nein, das wollte ich auch nicht. Schlimm genug, daß es die andern taten.
    Das war überhaupt eine faule Geschichte. Ich kam langsam dahinter: Was ich dem Molch und meinen Feinden zugedacht hatte, traf auch die andern. Gewiß, wer es nicht weiß, den macht es nicht heiß. Aber der Molch und die andern, die wußten es ja auch nicht. Und trotzdem war es ein erhabenes Gefühl. Und außerdem eine große Sache. Ich hatte der ganzen Stadt was angetan. Ich und der Willi. Was wird die Klasse dazu sagen?
    Auch den Kaffee am nächsten Morgen lehnte ich ab. Ob ich nicht ein Glas Milch haben könnte, wir hätten in der Schule gelernt, das wäre besser für Kinder und so.
    »Milch bekommst du in den Kaffee«, entschied die Mutter.
    Die Butterbrote rutschten nicht, ich ging ungefrühstückt zur Schule.
    Inzwischen hatte ich noch eine böse Entdeckung gemacht: Ich durfte von meiner Heldentat gar nichts erzählen. Ich hätte Klassenhiebe, Schulhiebe, Stadthiebe bekommen. Nun machte mir der Wasserturm gar keinen Spaß mehr, wo ich doch nicht damit prahlen konnte.
    Um zehn Uhr drängten sich die andern um den Wasserkranen. Ich stand durstig dabei und wußte nicht, ob ich sie beneiden oder bedauern sollte. In der Zwölfuhrpause hielt ich es nicht mehr aus; ich hatte fast vierundzwanzig Stunden nichts mehr getrunken, die Zunge klebte mir am Gaumen. Ich schlüpfte auf die Straße und trank von meinen spärlichen Sonntagsgroschen ein Glas Bier. Milch zu bestellen hätte ich mich geschämt. Bier habe ich bis dahin nicht gemocht, es war mir dumm und bitter vorgekommen. Jetzt schmeckte es famos, und ich trank noch eins, weil ich solchen Durst hatte.
    Zwei Glas Bier auf einen nüchternen dreizehnjährigen Magen ist nicht das richtige. In der letzten Stunde schlief ich ein, und der Molch machte mir einen furchtbaren Krach. Der hatte gut reden, der hatte Kaffee oder Wasser getrunken. Aber was für Wasser. Der Gedanke entschädigte mich.
    Am Mittag ging ich wie gewöhnlich in die Küche und sah, wie die Mutter Wasser an den Braten goss. Nun, man braucht keinen Braten. Aber die Suppe war sicher auch mit Wasser gekocht, bestimmt sogar. Alles wird mit Wasser gekocht. Und da stand auch noch das Wasser vom Spinat. Wasser ringsum!
    Ich aß nichts und markierte Kopfschmerzen. Das lernt man in der Schule. Meinem Vater wurde es jetzt zu dumm, er guckte mir in den Hals, und ich mußte ah sagen. Resultat: zwei schallende Backpfeifen. Er mußte wohl das Bier gerochen haben. Also darum hatte ich keinen Appetit. Mein Taschengeld wurde beschlagnahmt, und nun war ich gespannt, ob ich schneller verhungern oder verdursten würde.
    Auf den Willi hatte ich eine Wut. Der war es doch eigentlich gewesen. Und er schien sich nichts daraus zu machen und aß und trank, was er wollte. Aber bei ihm war das auch etwas anderes. Allerdings, ich an seiner Stelle – aber er muß es ja wissen.
    Nach drei Tagen war ich ausgehungert und ausgedörrt wie ein Fakir. Und dann sah ich meine Mutter an der Wasserleitung und Wasser trinken, viel Wasser, denn sie war eine fleißige Frau und kam leicht in Hitze. – Da hielt es mich nicht länger, und ich ging zum Wasserwerksdirektor. Es war nicht leicht für einen Krott wie ich, den hohen Herrn persönlich zu

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