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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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Aussicht verlockend, aber eigentlich kann er gar nicht tanzen.
    »Mit mir kann jeder«, behauptet Li und zieht ihn an beiden Händen auf das Tanzpodium, wo die Musik gerade einen gefühlvollen Ländler zupft. Delius legt seinen Arm um Li und findet, daß sie sich gut anfühlt in dem dünnen, freigebigen Sommerkleid; Li weiß es und schmiegt sich an ihn, enger als üblich und zulässig. Er fühlt Einzelheiten; seine Tanzschritte werden dadurch nicht besser. Li merkt seine Verwirrung und hält den Augenblick für gekommen: »Herr Doktor, ich habe solche Angst«, haucht sie dicht an seinem Ohr.
    »Angst, vor wem? Vor mir?«
    »Nein. Ich habe solche Angst, daß es die Nacht ein Gewitter gibt. Und ich fürchte mich so entsetzlich vor dem Donner so allein auf dem Zimmer, und ich habe auch niemanden, keine Freundin und nichts, den ich bitten könnte, bei mir zu bleiben. Oder – oder würden Sie vielleicht so liebenswürdig sein – ich meine, nur solange das Gewitter ist?«
    Delius findet das einigermaßen lächerlich. »Aber liebes Fräulein, der Himmel ist sternenklar, und das Barometer ist noch weiter gestiegen, wo soll da auf einmal ein Gewitter herkommen?«
    »Das glaube ich ja selber nicht, aber gerade davor habe ich noch mehr Angst.«
    »Wovor bitte?«
    »Daß es kein Gewitter gibt. Sehen Sie, dann kommen Sie nicht zu mir, und dann bin ich erst recht allein. Oder – wenn es Ihnen nichts ausmacht – würden Sie vielleicht trotzdem kommen, ich meine, auch ohne Gewitter? Vielleicht um elf? Ich habe Zimmer siebzehn, ich werde nicht abschließen, und Sie brauchen auch nicht anzuklopfen. Ist das nicht eine gute Idee?«
    »Nein.«
    »Wieso nein, was heißt nein?«
    Delius lockert den Arm. »Sie haben eine deutliche Frage gestellt, Fräulein Tomeczek, ich gebe Ihnen eine deutliche Antwort. Sie wollen mich überrennen, stellen mich vor die Entscheidung, entweder ja zu sagen oder Ihnen einen peinlichen Korb zu geben. Ich habe mich für das letztere entschieden. Frauen, die sich anbieten, verlieren an Kurs, und ein anständiger Mann –«
    »Anständige Männer gibt es nicht«, behauptet Li und wird deutlich. »Die Männer von heute haben keine Zeit dazu, sie wollen wissen, woran sie sind, aber mit Ihnen ist ja nichts anzufangen, werter Herr. Sie sind ja aus dem vorigen Jahrhundert, aus Ihnen sind keine Funken zu schlagen, und ich kann mir genau vorstellen, warum das mit Ihrer Hochzeitsnacht nicht geklappt hat, und wenn ich Ihre Frau wäre –«
    »Ich muß Sie bitten«, Delius hält im Tanzen inne und spricht ganz langsam, »ich muß Sie dringend bitten, meine – meine Ehe nicht zu berühren und die Vergleiche mit meiner Frau zu unterlassen. Darf ich Sie an Ihren Platz bringen?«
    Li lacht heiser und sieht auf einmal häßlich aus. »Ihre Frau? Ach so, die beten Sie wohl noch an? Das ist Geschmackssache. Jedenfalls, wenn ich einen Mann hätte und da könnte sein, was will, ich würde mich schämen, ihm eine fremde Frau auf den Hals zu schicken.«
    Delius packt das blonde Fräulein am Handgelenk. »Was wollen Sie damit sagen? Soll das heißen, daß Sie von meiner Frau beauftragt sind?«
    »Ja, bilden Sie sich vielleicht ein, wenn ich hier wie eine Verrückte hinter Ihnen herlaufe und mir diese alberne Mühe gebe, das täte ich zu meinem Vergnügen oder weil ich was an Ihnen finde? Jetzt, wo es danebengegangen ist, kann ich es Ihnen ja ruhig sagen. Auch schon, damit Sie gewarnt sind, wenn man jetzt eine andere auf Sie losläßt.«
    Delius hat es noch nicht begriffen. »Das ist ja alles Unsinn, was sollte meine Frau dabei haben? – Oder meinen Sie«, sein Gesicht leuchtet plötzlich auf, »oder meinen Sie, daß sie mich vielleicht prüfen will, um zu sehen, ob ich an ihr hänge?«
    »Sie Schaf! Einen Ehescheidungsgrund will sie haben, einen hübschen, runden Scheidungsgrund! Sie will ihren Prozeß gewinnen, weiter nichts. Zahlen sollen Sie, zeitlebens zahlen! Sie merken wohl immer noch nicht, worum es geht? – Ich weiß, jetzt werden Sie mich für ein verworfenes Wesen halten, aber es ist doch nur mein Beruf, zu dem dieses Biest von Chef mich allmählich gebracht hat, und ich lasse es mir auch gut bezahlen.«
    Delius sagt nichts mehr, aber er hat rote Streifen auf der Stirn und verläßt mit Li den Tanzplatz. Dann fragt er unvermittelt: »Welches Zimmer haben Sie, Fräulein?«
    Li schlägt die Augen nieder. »Nummer siebzehn. Warum? Wollen Sie trotzdem kommen, obgleich Sie wissen –?«
    »Nicht obgleich, sondern

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