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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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gemacht! Und ausfragen laß i mich schon gar net. Dös mag i, nachts umanand laufen und die Leut ausspionieren!« Li nimmt mit einem Ruck ihr Köfferchen und geht. Der Name jener Person ist übrigens gleichgültig. Die Tatsache genügt.
    ***
    Termin vor dem Landgericht, 8. Zivilkammer.
    Der Vorsitzende vernimmt die Zeugin. Die Beisitzer sitzen bei, der eine schreibt an einem Bericht in einer anderen Sache, der zweite beobachtet das Treiben einer Fliege auf dem Tintenfaß. Die beiden Anwälte passen auf.
    Der Vorsitzende sieht die Zeugin durchdringend an. »Bitte nicht so schnell, Fräulein Tomeczek, und hübsch der Reihe nach, vor allem erzählen Sie uns keine Vermutungen und Schlußfolgerungen, sondern nur das. was Sie selbst gehört und gesehen haben, das Weitere überlassen Sie dann dem Gericht. – Also, Sie wohnten mit Doktor Delius im gleichen Hotel und haben dort gewisse Beobachtungen gemacht. Um welche Zeit war das?«
    »Wenn Sie alles so genau wissen wollen, es war zwei Minuten vor elf. Ich war noch nicht zu Bett gegangen, hatte es mir aber schon bequem gemacht, ich habe nämlich so einen wunderschönen hell-lila –«
    »Das gehört wohl nicht zur Sache.«
    »Bitte schön. Jedenfalls hörte ich plötzlich dicht vor meinem Tür die Stimme von Doktor Delius. Er sprach mit dem Zimmermädchen, aber ich konnte die Worte nicht verstehen.«
    »Warum soll er nicht mit dem Zimmermädchen sprechen? Wissen Sie überhaupt, daß es Doktor Delius war?«
    »O ja. Ich war nämlich furchtbar neugierig und habe meine Tür ein Stückchen geöffnet, und da habe ich ihn gerade noch gesehen, wie er zwei Türen weiter in ein Zimmer verschwand.«
    »In was für ein Zimmer?«
    »In ein Hotelzimmer natürlich. Vor der Tür stand ein Paar Schuhe. Ein Paar Damenschuhe, Herr Landgerichtsdirektor, aber ich weiß nicht, ob das zur Sache gehört.«
    »Augenblick mal. Wollen Sie damit ausdrücken, daß es das Zimmer einer Dame war?«
    »Auf den Begriff ›Dame‹ möchte ich mich nicht festlegen, und ich soll ja auch keine Vermutungen äußern, aber es fiel mir natürlich auf, daß es eine weibliche Stimme war, die ›herein‹ rief, und dann hörte ich die beiden auch miteinander reden.«
    »Vielleicht hatte Doktor Delius mit der Dame etwas zu besprechen.«
    »Möglich. Sie sprachen sehr laut und aufgeregt miteinander, verstehen konnte ich allerdings nichts, ich bin ja auch keine, die an den Türen horcht, aber die Rederei nahm kein Ende.«
    »Dann hat sich also Doktor Delius mit der Dame gezankt?«
    »Es hatte den Anschein.«
    »Ja, was wollen Sie denn überhaupt? Dann war die Sache doch völlig harmlos.«
    »Bestimmt, Herr Landgerichtsdirektor. Das Gespräch wurde ja auch immer ruhiger und leiser. Und schließlich – wenn ich das vielleicht noch erwähnen darf – so gegen halb zwölf, da war überhaupt nichts mehr zu hören.«
    »Wissen Sie, was dann weiter geschah?«
    »Wie soll ich das wissen? Ich habe nur gesehen, daß die Tür noch einmal aufging –«
    »Und Doktor Delius kam wieder heraus?«
    »Nein! Er stellte seine Schuhe vor die Tür, dicht neben die Schuhe der Dame.«
    »So. Aha. Und wann hat Doktor Delius das Zimmer verlassen?«
    »Darüber kann ich nichts sagen. Ich habe bis halb zwei gewartet und die Tür im Auge behalten. Dann wurde es mir zu dumm, und kalt war es auch, und da habe ich mir mein Heizkissen genommen und bin ins Bettchen gegangen.«
    Der Vorsitzende denkt einen Augenblick nach. »Und nun noch eine letzte Frage: Haben Sie vielleicht festgestellt, wer die Dame war?«
    »Ich habe mich am nächsten Morgen beim Portier erkundigen wollen, aber der hat mir jede Auskunft verweigert; ich fand das merkwürdig, der war natürlich bestochen. Ich konnte auch keine großen Ermittlungen mehr anstellen, weil ich mit dem Frühzug weg mußte, ich wollte den Termin nicht versäumen.«
    Der eine Beisitzer, der mit der Fliege, wird aufmerksam. »Sie wollten den Termin nicht versäumen? Fräulein Tomeczek, Sie bekunden ein auffallendes Interesse an diesem Prozeß. Was hat das für einen Grund?«
    Li, die unparteiisch erscheinen wollte, merkt, daß sie eine Unschicklichkeit begangen hat und die Vernehmung einem heiklen Punkt zusteuert, dem Auftrag des Herrn Moll. Sie senkt den Blick: »Herr Landgerichtsrat, Sie berühren da etwas, das mir peinlich ist, aber wenn ich hier unter Eid die Wahrheit sagen muß: Ich habe mich über Doktor Delius geärgert. Ich bin hinter ihm hergelaufen, weil ich hoffte, mit ihm – wie soll ich

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