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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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weil! Es wird meine Rache sein! in eine Falle will sie mich locken? Den Gefallen werde ich ihr tun!«
    »Also um elf?«
    »Um elf.«
    ***
    Li hat sich rechtzeitig auf ihr Zimmer zurückgezogen und überlegt, in welcher Hülle sie ihren Besuch empfangen soll. Dabei geht ihr einiges durch den Kopf. Nun hat sie ihren Erfolg, aber er macht ihr keine Freude. Sie ist gewohnt, die Männer zu fangen, und darauf bildet sie sich etwas ein. Dieser Delius aber kommt nicht ihrethalben – er kommt aus Wut! Immerhin, der Mann hat Charakter. Er hat sogar Temperament und ist, bei Licht besehen, überhaupt ein bemerkenswerter Mensch, man könnte sich sogar in ihn verlieben. Nun, er soll es gut bei ihr haben. Als sie mit dem Ankleiden fertig ist, wenn man den Vorgang so nennen soll, wirft sie noch einen prüfenden Blick in den Spiegel und drapiert um die nüchterne Schlafzimmerlampe ein stimmungsvoll lachsfarbenes Seidenhemdehen.
    Die Zeit ist da. Delius, an Pünktlichkeit gewöhnt, kommt leise über den Gang und liest rechts und links die Nummern der Zimmer. Das kleine Hotel ist schon schlafen gegangen, überall vor den Türen stehen die Schuhe, männliche und weibliche, genagelte und zarte, heruntergekommene und wohlgepflegte, jedes Paar bezeichnend für seinen Besitzer. Aber für solche Betrachtungen hat Delius jetzt keinen Sinn. Er strebt auf Zimmer siebzehn zu. Als er vor der Tür steht, horcht er und blickt noch einmal um sich, ob ihn auch niemand sieht. Ihm ist nicht wohl zumute, aber das hilft nun nichts. Die Sache will's! Seine Frau hat ihm diese Falle gestellt, das soll sie ihm büßen!
    Da hört er leichte Schritte hinter sich. »Wo wollen Sie hin, Herr Doktor?« fragt das Zimmermädchen. »Sie wohnen doch am anderen Ende, eine Stiege höher.«
    Delius fährt zusammen und wird rot wie ein Schulbub. »Ja ich weiß – aber ich habe – ich wollte –«
    »Sie wollten gewiß zu Ihrer Frau Gemahlin?«
    »Natürlich – was denn sonst? Das wird man ja wohl noch dürfen!«
    »Ja freilich, aber da sind Sie zwei Türen zu weit, Herr Doktor; die gnä' Frau hat Zimmer fünfzehn. Bittschön hier!«
    Und ehe ihm etwas Rettendes einfällt, hat sie diensteifrig bei Frau Delius angeklopft und auf das »Herein« dem Gatten die Tür geöffnet. Jetzt kann er nicht mehr zurück, die Autorität des kleinen bayerischen Stubenmädchens zwingt ihn, er geht hinein und macht die Tür leise hinter sich zu.
    ***
    Fräulein Li hat eine kurze, ärgerliche Nacht.
    Schon um halb sieben steht sie parfümiert und reisefertig in dem engen Büro und wartet auf jemand, dem sie ihre Rechnung bezahlen kann. Der Gasthof ist noch nicht in Betrieb. Eine Magd scheuert den Boden, und ein mürrischer Bernhardiner trottet um sie herum; aus der Küche kommt ein Geruch von frisch angestecktem Holzfeuer. Der Portier sitzt in Hemdsärmeln vor einer großen Tasse, tunkt seine Semmel in den heißen Milchkaffee und ist beleidigt, daß er schon so früh etwas tun soll: die Rechnung ausschreiben, den Zimmerpreis einsetzen und Bedienungsgeld und die Fremdensteuer hinzurechnen. Überhaupt ist ihm diese Person unsympathisch mit ihren rot lackierten Fingernägeln und dem herausfordernd hellen Haar, und dann spricht sie eine Sprache, die dem Ohr wehe tut. Es ist eine Nördliche.
    Zu ihrem Unglück beginnt sie auch noch mit einer Redensart, die man hierzulande nicht ausstehen kann: »Sagen Sie mal –«, beginnt sie ihr Anliegen und legt ihm einen Fünfmarkschein aufs Pult. Er steckt das Geld ein und rührt sich nicht.
    »Sagen Sie mal, Portier, wer wohnt eigentlich auf Zimmer fünfzehn?«
    »Was is?«
    »Ich meine, wer die Dame ist, die auf Zimmer fünfzehn wohnt?«
    »Dös weiß i net.«
    »Aber das können Sie doch nachsehen?«
    »Dös könnt i schon.«
    »Dann tun Sie es doch«, sagt Li gereizt, »aber ein bißchen fix, ich muß mit dem Frühzug weg.«
    ›Fix?‹ Das ist offenbar auch so ein preußisches Wort, es soll wohl heißen, daß es ›pressiert‹, aber auch das ist etwas, was man hierzulande nicht gern hört. »Z'wegen was wollen's das denn wissen?«
    »Das ist ja gleichgültig, es interessiert mich eben. Außerdem habe ich in dieser Nacht gewisse Beobachtungen gemacht, die für mich wichtig sind.«
    »Was ham's??« Der Portier fühlt den Ruf seines Hauses bedroht und spricht vor lauter Entrüstung ein überbetontes Schriftdeutsch: »Sie, Fräulein, damit daß Sie das ein für allemal wissen, bei uns da wird in der Nacht geschlafen, da werden keine Beobachtungen

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