Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
Vom Netzwerk:
Dann entschuldigen Sie!«
    »Weswegen?« Und rutscht noch tiefer.
    Das fällt Derendorf auf: »Was fehlt Ihnen denn?«
    »Ach.« Und sie läßt den Kopf in den Nacken sinken und sieht Derendorf aus blitzenden Augen an: »Aber vielleicht können wir zusammen ein Täßchen Kaffee trinken?« Sie rückt auf der Couch einladend zur Seite: »Das würde mir sicher gut tun. Und Ihnen vielleicht auch!«
    Derendorf reagiert nicht, sondern sieht sich im Zimmer um. Auch Max beschnuppert alles auf das genaueste und erhebt sich sogar auf die Hinterpfoten und steckt seine Schnauze über den Toilettentisch, auf dem kunterbunt Flaschen und Flakons, Stiftchen, Bürsten und Pasten durcheinander stehen.
    Unter anderem auch ein Rasierapparat.
    »Ich denke, Sie sind alleinstehend?«
    Das Mädchen seufzt: »O ja, sehr! Leiden Sie auch so darunter?«
    Derendorf hält ihr den Rasierapparat vor die Augen: »Und das hier?«
    Das Mädchen lächelt: »Das? Das braucht man als Frau. Wußten Sie das noch nicht?«
    »Nein.«
    »Haben Sie nie eine Freundin?«
    »Nein. Und auch keine mit Rasierapparat!«
    »Sie Ärmster!«
    Derendorf weiß genug: »Danke. Auf Wiedersehen!«
    »Herr Wachtmeister!«
    Er wendet sich nochmal um.
    »Herr Wachtmeister!« Sie sitzt plötzlich sittsam auf der Kante der Couch und ist beinahe ernst: »Sie müssen so etwas höflicher machen! Wir sind nämlich – Damen!«
    »Jawohl!«, knurrt Derendorf, »Damen, die pünktlich ihre Miete zahlen!«
    »Ist das jetzt verboten?«
    »Nein, aber verdächtig!«
    »Ich werde mich bessern. Kommen Sie mich dann mal besuchen?«
    Aber die Tür ist schon ins Schloß gefallen.
    Derendorf ist bereits im Zimmer nebenan. Vor einer Poudreuse hockt mit angezogenen Knien aufgepolstertem Schemel eine lange, schmale Brünette und malt sich die Fußnägel blutrot an, daß sie aussehen, als hätte einer darauf getreten.
    »Verzeihung, gnädige Frau, wenn ich störe!«
    Die Brünette sieht durch ihre Stirnlocke hindurch: »Sie kommen auch wirklich etwas früh!«
    »Tut mir leid, aber es läßt sich leider –«
    »Und in Ihrer Livree brauchen Sie auch nicht gerade zu kommen. Damit fallen Sie doch auf!«, unterbricht ihn die Brünette.
    »Das ist Vorschrift!«
    »Auch wenn Sie zu einer Dame gehen?«
    »Selbstverständlich. Ich war bei den anderen – Damen ja auch in Uniform.«
    »Ach! – Die anderen haben Ihnen wohl nicht gefallen?«
    »Nein.«
    »Und nun wollen Sie es einmal mit mir versuchen?«
    Derendorf geht ein Licht auf: »Wir haben uns offenbar mißverstanden. Ich komme in dienstlicher Eigenschaft!«
    Die Brünette lacht heiser: »Schrecklich! Da tun Sie mir aber leid!«
    »Sie haben also gewohnheitsmäßig mit Männern zu tun?«
    »Ich habe gar nichts zu tun. Ich bin Hausangestellte.«
    »Sehr schön. Und wo arbeiten Sie?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich stelle mich nämlich jeden Tag vor.« Sie schwenkt einen weißen Zettel. »Auch heute wieder. Und dann mache ich mich so schön, wie ich nur kann!« Und fährt sich schwungvoll mit dem Kamm durch das Haar. »Mit dem rotesten Lippenstift, sehen Sie her! Und dem dunkelsten Nagellack.« Sie tupft sich hinter die Ohren: »Und mit dem pikantesten Parfüm. Und meiner besten – Figur!« Und ist aufgestanden und dreht sich vor Derendorf und wiegt die Hüften: »Ich gebe mir alle Mühe, ich mache mich so schön wie möglich – finden Sie nicht auch? – Aber meinen Sie, die Hausfrauen nehmen mich? Nicht ums Verrecken! Lieber wollen sie den Dreck alleine machen.« Sie sieht Derendorf mit Augenaufschlag an: »Können Sie das verstehen?«
    »Sehr gut. – Und wovon bestreiten Sie ihren Lebensunterhalt?«
    Die Antwort gibt Max: Er kommt rückwärts unter dem Bett hervorgekrochen und apportiert ein Paar breite, kräftige Hosenträger aus Gummi. Derendorf verbeißt sich das Lachen: »Wo kommen die Hosenträger her?«
    Die Brünette ist konsterniert: »Das – das ist – ach – ein liebes Andenken – wissen Sie, an meinen Verlobten. – Der ist nämlich – der war – ich kann ihn doch nicht vergessen!« Und vergräbt ihr Gesicht in die lackierten Hände und macht weinerliche Töne.
    »Ich danke Ihnen, auf Wiedersehen!«
    An die nächste Tür klopft Derendorf vergebens. Von innen dringt Getuschel. Dann öffnet sich endlich die Tür, aber nur um einen Spalt, und heraus quetscht sich ein blondes Geschöpf im Neglige und sieht Derendorf mit großen Madonnenaugen fragend an: »Oh!«
    »Wachtmeister Derendorf. Ich möchte gern ein paar

Weitere Kostenlose Bücher