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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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die Tür. Die schweren schmiedeeisernen Riegel halten stand, aber die dünne Türfüllung bricht aus dem Rahmen, und durch das viereckige Loch steigt der empörte Derendorf, schwankt mit beschlagnahmten Kognakbeinen auf den Inspektor zu: »Unsere Arbeit einschränken? Das gibt es bei uns nicht, Herr Inspektor. Ich richte – meine Arbeit nicht nach dem Papier, das – Papier, jawohl, soll sich – nach mir richten!!«
    Der Inspektor ist eisig: »So?«
    »Jawohl!« Derendorf ist in Fahrt gekommen und schlägt sich mit der Hand vor die dröhnende Brust, daß er fast das Gleichgewicht verliert. »Ich bin Wachtmeister Derendorf! Ich – k-kämpfe gegen Unlauterkeit und Ko-ko-korruption! Sie werden vielleicht schon von mir gehört haben. Ich kämpfe für Ordnung – und Disziplin!«
    Der Inspektor mustert ihn ironisch: »Das sehe ich!« Greift mit betonter Langsamkeit nach seiner Mütze und geht, ohne noch ein Wort zu sagen, an Derendorf vorbei zur Tür.
    Mit drei langen Schritten stellt sich ihm Neuß in den Weg: »Herr Inspektor, nix für ungut, unser Herr Wachtmeister, der is nämlich besoffen aus dienstlicher Ursach.«
    Wie bitte?
    Und Gladbach hat bereits den Eierbecher vom Boden genommen und reicht ihn dem Inspektor: »Bitte sich vielleicht zu überzeugen, Herr Inspektor!«
    Der Inspektor schnuppert an dem Eierbecher.
    »Nee!«, flüstert Neuß eindringlich, »da müssen Sie von probieren!«
    Der Inspektor nippt mißtrauisch.
    »Nee, mal richtig!«, drängt Gladbach.
    Der Inspektor leert den Eierbecher mit einem vorsichtigen Ruck. Und Gladbach stellt das kleine Gefäß schnell wieder unter die Tropfen. Auch Derendorf hat die Situation erfaßt und tritt mit geheimnisvoller Miene näher: »Herr Inspektor, fällt Ihnen dabei nichts auf?«
    »Nee!«
    Gladbach reicht ihm den wiedergefüllten Eierbecher, und der Inspektor leert ihn wieder mit Ruck und schnalzt mit der Zunge: »Nee, der is gut! Was soll denn damit sein?«
    Neuß, mit der Miene eines Kriminalbeamten, der die Spur des Mörders gefunden hat: »Da müssen Sie noch mehr von probieren, so ein einzeln Tröppken, da haben Sie nix von!«
    Der Herr Inspektor hat sich neben den Eierbecher gekniet, in den es von oben tropft. Und es ist nicht ganz festzustellen: tut er es dienstlich oder schmeckt es ihm? Neuß aber wirft einen dankbaren Blick zum Himmel und steckt sein Pfeifchen an.
    »Sagen Sie mal«, der Inspektor sieht ungeduldig zur Quelle empor, »geht das immer so langsam?«
    Der eifrige Gladbach klettert auf den Schrank und rüttelt an dem Karton, daß es abermals klirrt, und nun fließt ein munteres Strählchen. Der Inspektor hat alle Mühe mitzukommen, und die Umstehenden gönnen es ihm.
    Nach sieben Minuten geht seine Zunge schon schwer: »Ich weiß nicht – nun sagen Sie mir doch endlich mal – was s-s-soll denn 1-1-los sein mit dem Zeugs?«
    »Ich meinte nur, Herr Inspektor, es steigt einem in den Kopf!«, erklärt der nüchtern gewordene Derendorf und sieht überlegen auf den Vorgesetzten herab, der langsam aber sicher aus den Fugen geht.
    »Ist das w-wahr?« Der Inspektor war nie so begeistert. »Das ist ja w-w-wundervoll; Derendorf, Sie sind der beste, der allerbeste, ho jawohl – der beste – Postenchef im ganzen Bezirk.«
    Dieses Lob hat Derendorf verdient, und doch macht es ihn verlegen: »Danke schön, Herr Inspektor!«
    »Sie sind der beste Postenchef, jawoll! Bei Ihnen gibt es wenigstens was Anständiges zu saufen!«
    »Ach so, deshalb!«, murmelt Derendorf enttäuscht.
    »Jawohl, was Anständiges. Das ist – Kognak!« Der Eierbecher fällt ihm aus der Hand und rollt unter den Schrank. Da hält der Inspektor die hohlen Hände unter den feinen Strahl und trinkt wie aus einem Quell. Und prustet: »Kognak – ho!! Das waren noch Zeiten!« Rutscht mit dem Rücken am Schrank hoch. »Damals in Frankreich – hatten wir jeden Tag – Kognak! Und die Weiber!« Stemmt die Hände in die Hüften: »Damals, da waren wir noch wer! – Und da mußten sie alle – alle mußten sie –« Der Feldwebel aus Frankreich ist in ihm wachgeworden: »Kompanie«, schreit er in die Wachstube, »in Linie zu drei Gliedern angetreten!«
    Die Beamten haben ihren Spaß daran. Aber dem Inspektor ist es ernst: »Angetreten!!!«
    Gladbach stößt Neuß an, und der Neuß den Gladbach, und sie wissen nicht, was sie davon halten sollen.
    Dem Inspektor aber schlägt die Stimme über: »In drei Gliedern angetreten!!«
    Der Suggestion eines gebrüllten Befehls kann

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