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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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ich habe leider bezüglich Ihrer Person etwas feststellen müssen –« Und läßt mit Genugtuung seine Worte auf den bleichwerdenden Landrat wirken. »Ich möchte aber – in Anbetracht Ihrer Person, etwas – rücksichtsvoller vorgehen –« und geht langsam auf den Schreibtisch zu: »Und Ihnen Gelegenheit geben, Herr Landrat, die Sache in Ordnung zu bringen.«
    Dem Landrat steht der kalte Schweiß auf der Stirn.
    Derendorf ist bis dicht an den Schreibtisch gekommen: »Es handelt sich nämlich darum – an Ihrem Kraftfahrzeug fehlt der vorgeschriebene Rückstrahler.« Und hat heimlich die Gabel des Telefons angehoben und ein Stückchen Radiergummi daruntergeklemmt.
    Der Landrat stöhnt vor Erleichterung auf: »Ach so, ja – wird gemacht. Und herzlichen Dank auch!«
    Derendorf verbeugt sich höflich: »Auf Wiedersehen, Herr Landrat.«
    »Wieso Wiedersehen? Ach so! Ja, Wiedersehen, Herr Wachtmeister!«
    Im Vorzimmer wartet noch der Molkereibesitzer.
    Derendorf läßt ihn in das Zimmer des Landrats, geht hinaus und schließt hinter sich sorgfältig die Tür. Dann hebt er den Hörer des Vorzimmerapparates ab und schaltet sich auf das Telefon des Landrats. Der Radiergummi funktioniert, es quakt aus dem Hörer:
    – Wat heißt kein Parteiverkehr, ich bin doch dein Freund!
    – Wenn du was willst, dann kannst du mich das ja schriftlich einreichen!
    – Du Doll, ich komme doch jeschäftlich!
    – Laß mich mit deiner Butter in Ruh, davon hab ich grad noch vom letztenmal genug herumstehen.
    – Aber morgen kommt ein Extra-Revision. Und ich hab doch wieder Fehlbeträge.
    – Dat ist dein Sach!
    – Nee, dat is unser Sach. Wenn dat erauskommt, kriech ich die Lizenz jenommen, und dann kannste nit mehr bei mir einbrechen!
    – Ich brech überhaupt nicht mehr ein!
    – Aber du hast et doch jetan!
    – Das hat aber all sein Grenzen. Ich bin Landrat, und die dauernde Einbrecherei, die geht auch gegen das Parteiprogramm, wenn man et richtig nimmt.
    – Ein Parteiprojramm muß aber auch sein Grenzen haben! Warum bist du so dumm und läßt dich auf so'n Posten schieben?
    – Ich hab den Posten nit gewollt, da habt ihr mich hingetan; die andern waren sich all zugut für den Landratsposten! Brech doch selber bei dir ein!
    – Aber dir jeht et besser von der Hand.
    – Dann lern du dat auch!
    – Da is jetzt kein Zeit für. – Ich jeh heute Abend verreisen!
    – Ich geh auch verreisen!
    – Du Feichling!
    – Und was bist du? En Schieber!
    – Und du? Ene aide, dreckige Einbrecher!
    Die Vorzimmersekretärin ist mißtrauisch geworden und tupft Derendorf auf die Schulter: »Was machen Sie denn da an meinem Telefon? Sie sprechen ja gar nicht!«
    Derendorf legt lächelnd den Hörer auf die Gabel: »Dafür haben die Herren im Zimmer um so aufschlußreicher gesprochen!« Und geht in das Zimmer des stellvertretenden Landrats:
    »Im Namen des Gesetzes, Sie sind festgenommen!«
    Der Landrat springt auf, daß der Stuhl nach hinten überfällt: »Ich bin Landrat!«
    »Einbrecher!«, verbessert Derendorf.
    »Das auch, aber nur auf Bestellung, Herr Wachtmeister, und dann ist es kein Einbruch!«
    »Schön, aber Beihilfe zum Betrug!«
    »Wen soll ich denn betrogen haben? Den Molkereibesitzer? Den hab ich nur glücklich gemacht. Das Wirtschaftsamt? Das hat es nit anders verdient.«
    »Die Bevölkerung«, sagt Derendorf ernst.
    »Im Gegenteil, Herr Wachtmeister, im Gegenteil! Für die Bevölkerung hab ich es ja grad getan!«
    »Damit sie die Butter auf dem Schwarzen Markt kaufen kann!«
    »Nein, Herr Wachtmeister, damit die Bevölkerung ihr Butter auf Marken bekommt!«
    »Das versteh ich nicht.«
    »Dat dürfen Sie auch gar nicht verstehen, Herr Wachtmeister, dat versteht nur der einfache Mann: Ich muß einbrechen, damit die Molkerei nit abrechnen braucht. Die Molkerei darf nit abrechnen, weil Butter in ihre Bestände fehlt. Und die Butter fehlt, weil sie mit Überpreis verkloppt werden muß, damit die Molkerei weiterarbeiten kann.«
    »Eja!« Der Molkereibesitzer ist auch lebendig geworden: »Mit dem, wat ich für die Butter auf Marken krieg, würd dat nit jehe!« Er reicht Derendorf ein fettiges Notizbuch aus Wachstuch: »Da kucken Sie mal rein, wat ich alles brauch. Für neue Treibriemen an de Transmission, für neue Kurbellagers am Separator, für die Ersatzteile von die Knetmaschin. Dat kostet all dat Vierfache. Nur die Butter nit!«
    Derendorf ist nachdenklich geworden. »Um Ihren Betrieb aufrechtzuerhalten, dürfen Sie aber nicht zu

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