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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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ist.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ja – dann muß ich also etwas deutlicher werden.« Der Bürgermeister blickt auf Hedwig. Endlich versteht sie und läßt die Herren allein.
    Nun wird der Herr Bürgermeister allerdings sehr deutlich. Ihm sind die Akten vorgelegt worden, und er ist höchst unangenehm berührt. Er glaubt zwar nicht an den Diebstahl, aber die Ausrede mit dem vergessenen Hotel geht ihm denn doch über die Hutschnur.
    »Aber es ist doch wahr«, beteuerte Kempenich und glaubt allmählich selbst daran.
    »Wahrheit hin, Wahrheit her. Sie hätten lieber etwas erfinden sollen, was vielleicht weniger wahr, aber glaubhafter ist. Darauf allein kommt es an.«
    »Aber Herr Bürgermeister, ich kann doch nicht lügen. Sehen Sie, wenn ich lügen wollte – im dienstlichen Interesse wäre ich notfalls auch dazu bereit – dann könnte ich ja angeben – ich meine als Ausrede, was ich hiermit ausdrücklich betont haben möchte – dann könnte ich zum Beispiel sagen, ich hätte in Köln gewissermaßen eine weibliche Frauensperson – Sie verstehen –«
    Der Bürgermeister unterbricht: »Nein, ich verstehe nicht. Ich möchte auch nicht verstehen. Meine privaten Ansichten sind leider Nebensache. Amtlich lege ich entscheidenden Wert darauf, daß meine Beamten auch auf Reisen nichts tun, was das sittliche Empfinden der Bevölkerung verletzen könnte. – Abgesehen davon würde das immer noch nicht die auffallende Tatsache erklären, daß auch Ihre Frau für die fragliche Nacht ihr Alibi nicht nachweisen kann.«
    Kempenich ist aufgesprungen. Du lieber Himmel, der Nachweis kann geführt werden! Und wenn damit der eine Teil des Fremdenbuches widerlegt ist, verliert der andere Teil seine Beweiskraft.
    »Maria! Maria!!«
    Die Maria kommt, blinzelt den Bürgermeister verschämt an und kommt sich sehr wichtig vor. Kempenich beginnt die Beweisführung:
    »Paß mal auf, mein Kind. Du erinnerst dich an den vierundzwanzigsten Mai? Das war Himmelfahrt.«
    Die Maria grinst. »Ja, da hatte ich Ausgang.«
    »Sehr richtig. – Wo war ich da?«
    »Verreist.«
    »Ganz vorzüglich. – Und wo war meine Frau?«
    »Die Frau?« Wenn die Maria eine Frage wiederholt, wird nicht viel daraus. Kempenich wird ungeduldig. »Jawohl, meine Frau.« Die Maria schweigt und guckt auf den Boden.
    »Nun?«
    Die Maria schweigt noch heftiger und ringt mit ihrer Schürze. »Antwort! Wo war meine Frau?«
    Da sagt die Maria ganz leise: »Das wollten wir doch nicht sagen.«
    Der Bürgermeister tut einen Räusper, und Kempenich brüllt: »Wer ist ›wir?‹«
    »Ich und die Frau.«
    »So! Und ich befehle, daß du Antwort gibst! Hier vor diesem Herrn? Wo war meine Frau? Auch verreist oder zu Hause?«
    »– Auch verreist«, haucht die Maria.
    Im gleichen Augenblick springt die Tür auf, und Hedwig stürzt herein: »Ich kann das sofort aufklären – ich weiß nicht, Christian, ob ich dir das schon erzählt habe –, natürlich war ich verreist –«
    »Du, das finde ich gar nicht natürlich.«
    »Das habe ich mit Absicht getan. Ich kann mir ja auch mal ein bißchen Spaß machen, wenn du in Köln herumkutschierst.«
    »Erstens bin ich nicht in Köln herumkutschiert, und zweitens, warum erfahre ich das erst heute?«
    »Du hast mich noch nicht danach gefragt.«
    »Schön, dann frage ich jetzt: Also wo warst du?«
    »Wo ich war? Ein bißchen die Mosel herunter. Mit dem Dampfer nach Koblenz.«
    »Dann warst du ja am Abend wieder zu Hause.«
    »Selbstverständlich. Was denkst du denn – das heißt – ach, Christian, ich weiß nicht, ob ich dir auch das schon erzählt habe –, wir haben nämlich in Koblenz den letzten Zug verpaßt.«
    »Wir??«
    »Gott, was sage ich – du machst mich noch ganz durcheinander –, ich habe in Koblenz den letzten Zug nicht mehr bekommen und mußte übernachten.«
    »Im Hotel?«
    »Ja, meinst du auf der Straße?«
    Kempenich ist obenauf. »Sehen Sie, Herr Bürgermeister, die Sache ist in Ordnung. In dem Hotel kann ja festgestellt werden – Hedwig, wie sagtest du, hieß das Hotel?«
    »Das Hotel? – Du, mir fällt ein, das war gar kein Hotel – das war ein Wartesaal.«
    »Aber Hedwig!!«
    »Oder warte mal – nein, ich verwechsle das, das war doch ein Hotel – aber ich habe den Namen vergessen – und ich habe auch gar nicht drauf geachtet – mir war alles egal.«
    »Aber das ist doch nicht möglich!«
    »Mach mal was dagegen. Du hättest mich ja früher fragen können.«
    Kempenich redet ihr zu,

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