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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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couronne – complette bleu – courage en gros – mais pas allé étrange – seulement – was heißt Wissenschaft auf französisch?«
    Der Richter hat sich hinter sein Taschentuch versteckt. Die Schöffen und Zuschauer aber sind böse, weil sie nicht verstehen.
    In dem Schutze der allgemeinen Erregung haben sich die Portiers ihren Weg nach vorn gebahnt und in Kolonne formiert vor dem Richtertisch aufgebaut. »Tag zusammen.«
    »Sie haben sich wohl verlaufen. Hier ist kein Bahnhof.«
    Justizrat Genius aber strahlt und breitet weit die Arme aus. »Das sind ja meine Zeugen.«
    Der Richter sieht sie mißtrauisch an und schnuppert in der Luft. »Die Herren haben wohl schon etwas getrunken.«
    Die Portiers grölen ein einstimmiges »Nein«, daß der Boden zittert.
    Dann erklärt Justizrat Genius dem Gericht den Zweck der Auswahlsendung und bittet die Herren, sich die Dame recht genau anzusehen. Er schmunzelt übers ganze Gesicht. Kempenich schmunzelt mit. Merkwürdigerweise ist Frau Kempenich von dem genialen Einfall ihres Justizrats Genius weniger erbaut. Sie wehrt sich verzweifelt gegen die Besichtigung, zieht ihren Hut über die Augen, hält Hände und Handschuh vors Gesicht, markiert Nasenbluten, nimmt Deckung hinter ihrem Mann und möchte in die Erde fahren. Es hilft nichts. Der Boden tut sich nicht auf. Und schon hat auch einer der Portiers sie wiedererkannt; es ist der mit der Mütze »Waldfrieden«. »Guck emal da«, sagt er mit seiner breiten niederrheinischen Mundart, »da is ja dat Frauke, dat Himmelfahrt bei uns war.«
    »Der Mensch ist betrunken«, schreit Frau Hedwig.
    »Sie, dat möcht ich nit noch einmal hören. Wat ich sag, dat stimmt. Ich steh hier unter Zeujenjebühr.«
    »Sie kennen die Frau bestimmt wieder?« fragt der Vorsitzende. »Jott sei Dank. Die hat mich in de Tür noch ne jroße Verzäll jehalten von dem verspätete Schiff un so. Un ne rosa Schal hat se anjehabt.«
    »Ich habe keinen rosa Schal«, lügt Frau Hedwig.
    Den rosa Schal der Frau Kempenich kennen doch alle! Und warum wehrt sich die Frau so wild?
    Als letzten Ausweg versucht Frau Hedwig eine kleine, klassische Ohnmacht. Mit einem leisen Schrei sinkt sie vorsichtig in sich zusammen und läßt sich von ihrem Mann und dem Gerichtsdiener sanft auffangen. Sie erzielt lediglich eine Verzögerung, bekommt das traditionelle Glas Wasser und muß schließlich und endlich wieder zu sich kommen.
    Inzwischen nimmt der Amtsrichter die Vereidigung des Waldfrieden-Portiers vor. Sie ist mit Schwierigkeiten verbunden; dem Zeugen ist offensichtlich die lange durstige Bahnfahrt nicht bekommen.
    »Sprechen Sie nach: Ich schwöre –«
    »Ich schwöre –«
    »Daß ich nach bestem Wissen –«
    »Daß ich am besten wissen –«
    »Nein: daß – ich – nach – bestem Wissen –«
    »Daß Sie nach bestem Wissen –«
    »Ach was, nicht ich, sondern Sie – ich meine umgekehrt – ich – oder vielmehr – (wird selbst konfus) also sprechen Sie: Nach – bestem – Wissen –«
    »Nach bestem Wissen –«
    »Die reine Wahrheit sagen –«
    »Gewiß dat.«
    »Sie sollen nachsprechen: Die – reine – Wahrheit – sagen –«
    »Die reine Wahrheit sagen –«
    »Und nichts verschweigen werde –«
    »Ne, bestimmt nit.«
    »Sie sollen stumpfsinnig nachsprechen: Und nichts verschweigen werde –«
    »Und – nichts – verschweigen – werde –«
    Der Richter läßt sich erschöpft in den Sessel fallen. »Gott sei Dank!«
    Waldfrieden spricht nach mit erhobener Schwurhand: »Gott sei Dank!«
    Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der Portier muß erzählen. Bitte recht genau.
    »Dat war Nachts so jejen halber zwölf. Ich war jrad die Lampen am aus am machen –«
    Ruhe dahinten! Was ist denn los?
    Aus der letzten Zuschauerbank quetscht sich mit bemerkenswerter Hast ein Zuschauer und verläßt den Saal. Es ist Faletti. »Also ich war jrad die Lampen am aus am machen, da kamen die Zwei un wollten übernachten.«
    »Die Zwei?« Alles hält den Atem an. Auch Kempenich möchte das gerne wissen: »Herr Pförtner, soll das etwa heißen, daß noch jemand dabei war?«
    »Ja, jewiß dat.«
    Der blitzschnell erfassende Amtsrichter springt ein. »Offenbar eine Freundin, das interessiert uns aber nicht.«
    »Enee, kein Freundin.«
    Der Amtsanwalt mit scharfer Stimme: »Ein sogenanntes Pärchen?«
    Da fühlt sich der Waldfrieden in seiner tiefsten Hotelehre gekränkt. »Pärchen? O nein, Herr Präsident, sowat jibt et bei uns nit. Mir

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