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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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sind ein anständig Hotel, un wat so Jeklüngels is un so, dat kommt bei uns jarnit erein. Dat können se mal ruhig probieren.«
    »Also Sie meinen, der Ehemann?«
    »Jewiß dat, sonst hätten se sich doch nit ein Zimmer jenommen.« Frau Hedwig ist schon lange in die Erde gesunken. Kempenich ist zur Gipsfigur erstarrt. Der Amtsanwalt will noch etwas fragen, der Waldfrieden will weitererzählen, ein Schöffe will noch etwas wissen, und der Justizrat bittet ums Wort. Der Amtsrichter winkt allseitig ab, läßt niemanden zu Wort. Er sieht jetzt klar und weiß seinen Weg:
    »Wenn der Zeuge bekundet, daß Frau Kempenich mit ihrem Ehemann in Koblenz gewesen ist, dann müssen wir ihm das selbstverständlich glauben. Damit ist der Fall geklärt: Wer in Koblenz übernachtet, kann in Köln keine Wäsche stehlen. – Das hätten wir ja einfacher haben können. Aber – nicht wahr, Herr Kempenich – Sie hatten Ihren Diensturlaub für die Taufe in Köln bekommen und sind statt dessen mit Ihrer Frau nach Koblenz gefahren und wollten den Schwindel nicht zugeben. Ist es nicht so? – Damit schließe ich die Beweisaufnahme. Herr Amtsanwalt, Sie beantragen wohl nunmehr die Freisprechung? – Herr Justizrat, Sie verzichten auf weitere Ausführungen?«
    Justizrat Genius verzichtet keineswegs. Er will für sein Honorar etwas leisten, räuspert sich feierlich und holt aus. »Auch ich kann mich kurz fassen. Der Herr Angeklagte ist uns allen ein ehrenwerter und hochangesehener Mitbürger. Sein mütterlicher Großvater ist der Begründer der wohlachtbaren Back- und Konditorei in der Suitbertusstraße –«
    Der Amtsrichter hat sich bereits mit den Schöffen hinter der hohlen Hand beraten und will das Urteil sprechen. Der Justizrat redet unaufhaltsam weiter. »Wie gesagt, wohlachtbare Back- und Konditorei, weit und breit berühmt durch ihre hochansehnlichen Schillerlocken, während der Onkel des Herrn Angeklagten –«
    Der Amtsrichter benutzt eine Atempause: »Im Namen des Königs wird für Recht erkannt: Die Angeklagten werden freigesprochen. Die Kosten fallen der Staatskasse zur Last. – Die Sitzung ist geschlossen.«
    Der Justizrat redet weiter. Das Gericht tritt ab, der Saal wird leer. Der Justizrat redet immer noch. Als er schließlich merkt, daß er mutterseelenallein ist, packt er beleidigt seine Mappe und geht.
    ***
    Im Flur des Gerichtsgebäudes steht Kempenich und ist völlig verstört. Die Zwei? Wieso Zwei? Welche Zwei? Seine Gedanken fallen auseinander. Vielleicht ist alles nur geträumt.
    Um ihn herum drängen sich Leute: Wir gratulieren, Herr Vorsteher – wir haben das ja gleich gewußt, Herr Vorsteher – nein, wie Sie das Gericht an der Nase herumgeführt haben, Herr Vorsteher – einfach wunderbar haben Sie das gemacht, Herr Vorsteher –
    Herr Vorsteher vorn und Herr Vorsteher hinten. Er ist auf einmal kein Angeklagter mehr, sondern ein Freigesprochener. Ein mit Glanz Freigesprochener, und wieder ein geachteter, ja sogar ein beachtlicher Mann geworden.
    Kempenich merkt von alledem nichts. Ihm klingt es wie Meeresrauschen in den Ohren, und er sieht durch einen Schleier. Geistesabwesend reicht er seine Hände nach rechts und nach links.
    Die letzten Schritte verhallen. Er ist allein und stiert auf die grün gestrichene Flurwand. Hinter ihm steht Hedwig. »Christian, ich muß dir was sagen.«
    »Ich will nichts hören.«
    »Ich muß dir das erklären.«
    »Ich will keine Erklärung.«
    »Du glaubst vielleicht –«
    »Ich glaube nichts.«
    »Christian!«
    »Nein.« Er wendet ihr den Rücken und geht. Sie bleibt hinter ihm.
    Das geht dem Portier Waldfrieden, der gerade daherschwankt und sein Zeugengeld nachzählt, nun doch über die Hutschnur. »Bah, wat seid Ihr wieder fies zu dem Frauke. Jenau wie in Koblenz!«
    Kempenich schnappt ihn. »Mann, was war in Koblenz?«
    »Wißt Ihr dat nit mehr? Wie se Euch an de Zimmertür laufen ging un dann nix als herunter un auf de Straß un weg? Und nit mehr drum jekümmert habt Ihr Euch. Ihr seid ene janz fiese Jroschen.«
    ***
    Ein weicher Sommerabend liegt über der Mosel. Mann und Frau stehen in ihrem Gärtchen und blicken über die Steinbrüstung und den Fluß. Johanniswürmchen funkeln durch die Nacht.
    Die große Aussprache hatte stattgefunden. Die Aussprache, die schon seit fünf Wochen fällig war. Es war ihnen wie eine Beichte erschienen, aber als sie es hinter sich hatten, merkten sie, daß es eigentlich nichts war. Obgleich sie sich säuberlich alles erzählten,

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