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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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Vergnügen –«
    »Von Vergnügen war dabei wohl nicht die Rede. Aber wenn Sie Ihrer Aussage noch etwas hinzuzufügen haben, so wissen Sie, wo ich zu sprechen bin.«
    »Meiner Aussage etwas hinzuzufügen? Nein, Herr Staatsanwalt, das tue ich besser nicht. Das würde die Sache – unnötig komplizieren.«
    »Dann weiß ich nicht, was Sie herführt. Jedenfalls ist es nicht üblich, daß Leute, die ich vernommen habe, mir sonntags ihre Aufwartung machen.«
    »Ich komme nicht in dieser Eigenschaft.«
    »Ich wüsste nicht, welche Beziehungen wir sonst miteinander hätten.«
    »Eben darum –«
    »Ich habe auch nicht die Absicht, daran etwas zu ändern.«
    »Herr Staatsanwalt, die Gesetze der gesellschaftlichen Formen sind mir nicht unbekannt. Ich brauchte nur einen Bekannten zu haben oder mir zu besorgen, der mit Ihnen im gleichen Verein ist oder mit Ihrem Fräulein Tochter tanzt, so hätte ich die erforderliche Beziehung, den Vorzug und die Legitimation. Ohne das bin ich für Sie –«
    »Ganz recht, Herr –. Und wie schon gesagt, wenn Sie mir etwas mitzuteilen haben, dann bitte schriftlich unter Aktenzeichen 3 J 447/09.«
    Staatsanwalt von Treskow macht eine kurze Verbeugung mit dem Kinn. Der Besucher ist entlassen.
    Treskow ist mit sich zufrieden und achtet nicht auf die verdutzten Gesichter von Frau und Tochter. Er weiß, das hat er richtig gemacht. Etwas schroff vielleicht; aber das fehlt noch, daß in seinem Hause ein Mensch verkehrt, den man wahrscheinlich in Kürze unter Anklage stellen und einbuchten muß.
    ***
    Die ausgesetzte Belohnung von dreihundert Mark hatte die gewünschte oder wenigstens die erwartete Wirkung.
    Solange im Generalanzeiger stand: ›Etwaige Zeugen werden gebeten‹, kümmerte sich kein Mensch darum. Zeuge sein ist kein Vergnügen. Mit Polizei und Gericht hat man nicht gern zu tun, es gibt Lauferei und Ärger, und obendrein wird man angeschnauzt. Und was das Zeugengeld anlangt, so ist daran nicht viel zu verdienen; man erzählt sich von einem Fall, wo jemand nichts bekommen hat. Bloß weil er Rentner war.
    Dreihundert Mark, das ist schon etwas. Nicht überwältigend – die Staatskasse ist schäbig, wie immer – aber wenn man dreihundert Mark nebenher mitnehmen kann –
    Es wirkt wie ein Preisrätsel. Morgens am Kaffeetisch stecken die Familien die Köpfe zusammen und überlegen und brüten, ob sie nicht doch etwas wissen. Oft sind Kleinigkeiten entscheidend, Apfelsinenkerne, ein abgebranntes Streichholz, man weiß das aus den Detektivromanen.
    Mühsam hat alle Hände voll zu tun; die Zeugen drängen sich, es geht am laufenden Band:
    »Herr Kommissar: ich weiß, wer es war: Die Kradepohls von uns nebenan, die haben einen Hund, und was denken Sie, der ist immer ohne Maulkorb.«
    »Was ist das für ein Hund?«
    »Ein fieses Biest, so ne Art Rehpinscher.«
    Bitte der Nächste.
    »Herr Wachtmeister, da ist die Familie Spiegel von der Neußer Straße, da waren wir früher mal mit befreundet, aber seit wir sehen, was das für Völker sind – wissen Sie, was die für ne Zeitung halten – da weiß man ja genug.«
    Bitte der Nächste.
    »Herr Kriminal, eigentlich wollt ich nicht darüber sprechen, und Sie dürfen mich auch nicht verraten, aber wenn die Leut einen sitzen haben, ich mein der alte Hufnagels von der Kölner Straße, ich kenn' ihn weiter nicht, der soll in einem fort sagen: Ich lach mich kapott, ich lach mich kapott.«
    Bitte der Nächste.
    »Herr Sergeant, nicht wahr, der soll doch einen Knopf am Denkmal verloren haben. Ich hab die ganze Woch' aufgepasst, als Invalide hat man ja Zeit, und da hab' ich einen gesehen, der hatte wahrhaftig als Jott einen Knopf am Mantel ab, ich sofort hinterher, er ging zum Bahnhof. Meinen Sie, daß Sie den finden können?«
    Klar. – Bitte der Nächste.
    »Ach, Herr Polizei, entschuldijen Se vielmals, dat ich nit eher jekommen bin, aber mer hat soviel, der Haushalt un alle Hand voll, un da is nämlich mein Mann, ich bin jetzt von ihm ab, Jott sei Dank, jede Nacht die blaue Flecke un der Radau, un ich weiß janz bestimmt, der is in der Nacht von Samstag auf Sonntag nit zu Haus jewese; wat sagen Se nu?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Woher ich dat weiß? Der? Der is doch kein Nacht zu Haus, dat wissen se doch all. Und der is auch zu allem fähig.«
    Bitte – der Nächste.
    Draußen sammeln sich die Zeugen. Vorher, ehe es zur Vernehmung kam, haben sie sich mißtrauisch betrachtet und hätten sich am liebsten gefressen. Nun, wo es nichts

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