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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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unausgeschlafenen Bass dazwischen: »Ich weiß überhaupt nicht, was man wegen dem bisschen Maulkorb für ein Buhei macht. Morgens der erste Schutzmann hätte ihn gleich herunterholen sollen.«
    Treskow fährt gegen die Decke. »Ich muß doch ernstlich bitten, Herr Kollege, erstens sind staatsanwaltliche Ermittlungen kein Buhei, wie Sie sich so geschmackvoll auszudrücken belieben, sondern Pflichterfüllung und Dienst am Staate. Und zweitens ist es ein wahres Glück, daß Sie nicht Schutzmann geworden sind; die Obliegenheiten eines Beamten scheinen Ihnen noch nicht aufgegangen zu sein.«
    Dann milder fortfahrend: »Es wird Sie aber dennoch interessieren, was ich in der Sache weiter zu tun gedenke. Wir haben jetzt eine sichere Spur. Diese Dame aus der Lindenstraße, deren Lebenswandel hier nicht zur Diskussion steht, hat immerhin beobachtet – von wo aus, ist letzten Endes gleichgültig –, daß es der letzte Gast von Tigges war, der zum Denkmal ging. Nun brauchen wir nur noch festzustellen, wer dieser Letzte war. Und den, mein lieber Kollege« – er richtet sich groß auf und tut mit seinem langen Arm einen eisernen Griff in die Luft – »den – schnappen wir uns!«
    Als Treskow nach Hause kam, war er in herrlicher Laune und pendelte summend und singend durchs Haus. Er war mit sich zufrieden. Wenigstens seit heute. Jetzt konnte es nicht mehr fehlgehen. Außerdem war eine große Kiste angekommen.
    Der Schwiegervater, anerkannter Feinschmecker und Weinkenner, pflegte persönlich am Rhein und an der Mosel einzukaufen. Gut und viel, denn er verfügte über eine gute Zunge und ein leistungsfähiges Scheckbuch. Der Arzt hatte ihm die schweren Weine verboten; aber auf den Einkaufsreisen durfte und mußte er eine Ausnahme machen. Er dehnte sie über Gebühr aus und probierte an allen Orten sorgfältig und ausgiebig auf Geschmack und Bekömmlichkeit. Für den Geschmack genügte ein Schluck, für die Bekömmlichkeit ist eine Batterie nötig. Der alte Herr tat es nicht für sich, sondern opferte sich für seine Familie, die er mitversorgte. So bekam auch der Schwiegersohn jedes Mal einen tüchtigen Teil ab.
    Die schwere und mit Bandeisen beschlagene Kiste wurde im Hausflur mit viel Lärm und Neugier geöffnet. Die Familie einschließlich Billa stand in feierlichem Kreis herum, Bretter und Hüllen flogen über die türkisblauen Läufer, August stand wedelnd dabei, und im Verlaufe einer Stunde lagen die Strohhalme bis in den Wintergarten.
    Die Einordnung in den Flaschenkeller war eine zeitraubende, aber anmutige Tätigkeit. Für die Buchführung über den Weinbestand hatte Treskow ein Kartotheksystem erdacht, ähnlich dem seiner Privatbibliothek; die beiden Katothekkästen standen im Bücherschrank nebeneinander und waren gut gefüllt; so konnte Treskow jederzeit den Bestand überschauen und sich seines Besitzes freuen.
    Abends wurde probiert. Man war auf die neuen Marken gespannt. Außerdem fühlte Treskow sich verpflichtet, seine liebe Frau etwas aufzuheitern. Sie war bedrückt und schien wenig Anteil an seinem bevorstehenden staatsanwaltlichen Erfolg zu nehmen. Auch Trude war konfuser als sonst, aber bei jungen Mädchen wundert man sich über nichts.
    »Ihr braucht euch keine Sorge zu machen«, tröstet Treskow. »Ich will nichts verraten, man soll nicht gackern. Aber in zwei Tagen ist es geschafft. Und darauf wollen wir anstoßen – was macht ihr für bedepperte Gesichter?«
    Zur Wiederherstellung der Stimmung muß Trude sich an den Flügel setzen. Dafür hat sie seit sechs Jahren Klavierstunde bei Fräulein Spitzbart, die auch schon ihre Mutter unterrichtet hat. Jetzt lag das alte Fräulein seit einer Woche krank zu Bett. Aber das wußte man bei Treskows nicht; Fräulein Trude ging nach wie vor zur Stunde, dreimal die Woche, und Frau Elisabeth glaubte eben heute feststellen zu können, daß ihr Töchterchen gute Fortschritte gemacht und neuerdings einen kraftvolleren, man möchte fast sagen: männlichen Anschlag bekommen hat.
    Am nächsten Vormittag ließ Rabanus sich beim Oberstaatsanwalt melden.
    Der Herr Oberstaatsanwalt bedaure.
    Es sei aber wegen der Maulkorbsache.
    Die bearbeite Herr Staatsanwalt von Treskow, Zimmer 118.
    Gerade um den handle es sich.
    Eine Beschwerde?
    Etwas Ähnliches.
    Das verschaffte ihm Einlass. Für Beschwerden muß ein Vorgesetzter zu sprechen sein. Ein alter preußischer Grundsatz.
    Er wird zum Herrn Oberstaatsanwalt hineingeführt und braucht nicht wie beim Kriminalkommissar

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