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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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mag sie ihn halten? An der Wand hängt auch sein Plakat mit den dreitausend Mark. Wer wird sie bekommen? Die gutsituierte Dame? Oder Frau Tigges? Nein, Frau Tigges wird sie nicht nehmen.
    Dabei fällt ihm plötzlich ein, daß er noch keinen Grund hat, sich vor den Menschen zu verkriechen. Noch weiß es niemand, noch zeigt keiner mit dem Finger auf ihn. Er bestellt sich einen Wagen und fährt in die Stadt zurück. Im »Rebstock« nimmt er ein erlesen zusammengestelltes Mahl zu sich, an dem ovalen Tisch, wo er schon manches frohe Ereignis gefeiert hat. Heute ist es ein kleiner, einsamer Abschied. Übrigens hat er wieder langsam Hunger bekommen und wundert sich.
    Zehn vor vier. Es ist soweit. Er gießt den Mokka herunter und geht zum Justizgebäude. Merkwürdig fremd und feindselig mutet ihn alles an, die schwere Tür, die graue, ausgetretene Steintreppe, der kahle Gang, das nüchterne Vorzimmer mit dem Bild dessen, an dem er sich vergangen hat. Hier hat er sich damals zum Dienstantritt gemeldet. Vor achtzehn Jahren.
    »Herr Oberstaatsanwalt, ich komme zu Ihnen –«
    »Aber mein lieber Treskow, nehmen sie doch erst mal Platz.«
    »Gewiß ja, danke sehr. Entschuldigen Sie meine Erregung, ich kann Ihnen – ich darf vielleicht – ich muß zunächst –«
    »Herr Kollege, vielleicht überlegen Sie zunächst in Ruhe, was Sie mir zu sagen haben.«
    »Herr Oberstaatsanwalt, es ist nichts mehr zu überlegen, und ich hätte diesen schweren Gang schon längst getan, wenn ich gewußt oder auch nur geahnt hätte –«
    »Herr Staatsanwalt – ich weiß noch nicht, um was es sich handelt. Ich will es vorläufig auch nicht wissen. Ich möchte Sie nur dringend bitten, nichts übereilt zu tun. Sie sind erregt, und es besteht die Gefahr, daß Sie sich die Sache nicht genügend überlegt haben. Es geht unter keinen Umständen an, daß ein Beamter auf Grund vager Vermutungen – bitte mich nicht zu unterbrechen –, auf Grund vager Vermutungen oder jedenfalls ohne hinreichenden Anlass etwas tut, was nicht mehr rückgängig zu machen ist und in der Öffentlichkeit peinlichstes Aufsehen erregen, beziehungsweise das Ansehen unserer Behörde auf das schwerste erschüttern könnte. Sie wissen, was eine Behörde ist? Eine mehr oder weniger zweckmäßige Einrichtung zur Erledigung staatlicher Aufgaben. Sie hat deswegen die Pflicht absoluter Sauberkeit. Wenn das Staatswohl aber eine gewisse – Korrektur von Dingen verlangt, die sonst Grundsatz sind, so haben alle Bedenken zurückzustehen. Ein Beamter, der das nicht begreift, oder ein Beamter, der nicht den Mut zur Verantwortung hat, ist kein Staatsdiener, sondern ein Bürokrat, ich möchte fast sagen, eine Aktenbearbeitungsmaschine. Dies nebenbei und nur ganz theoretisch und allgemein. – Nun, Herr Staatsanwalt, ich hatte Sie wohl unterbrochen –«
    Treskow ist das Wort im Munde erfroren, und es dauert eine ganze Weile, bis er sich von seinem Schrecken erholt hat. »Herr Oberstaatsanwalt, ich habe reiflich überlegt und bin mir über die Folgen klar. Ich muß Ihnen trotzdem eine Eröffnung machen –«
    »Augenblick, Herr Kollege. Was ist denn da los?«
    In der Tat hörte man aus dem Vorzimmer Töne, die an diesem ehrfurchtgebietenden Ort nicht üblich sind, ein heftiges Wortgefecht rauer Kehlen: »Wo jeht et herein?« – »Sie hören doch, Sie müssen warten.« – »Daför hammer kein Zeit.« – »Es ist jemand drin.« – »Da kannjaerausjonn.« – »Aber Sie können doch nicht einfach –« – »Pass emol upp, wat mer könne.«
    Und schon platzt die Tür auf, und herein stolpern Wimm und Bätes, die den ganzen Vormittag vergeblich bei Treskow gesessen haben und nun kurzerhand zum Oberstaatsanwalt vorgedrungen sind.
    Nun sind sie da und lassen sich nicht abwimmeln. Übrigens scheint es nicht unwichtig, was sie auf dem Herzen haben. Es ist wegen der Maulkorbsache, und es trifft sich gut, daß der Sachbearbeiter von Treskow zufällig anwesend ist.
    »Also, was ist los? Zunächst: Wer sind Sie überhaupt?«
    Wimm stellt sich vor: »Wilhelm Donnerstag, Agent.«
    Und Bätes: »Albert Schmitz, verheiratet.«
    »Und nun bitte. Aber einer nach dem andern.«
    Wimm macht den Wortführer, Bätes das Echo. Wimm hat den Bätes in der Nacht beobachtet, wie er das am Denkmal gemacht hat, und der Bätes sagt ja. Der Wimm erzählt es mit allen Einzelheiten und schwört auf Ehre und Gewissen und spricht vor Begeisterung fast hochdeutsch. Und der Bätes gibt alles zu, was man von ihm

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