Heinz Strunk in Afrika
Membranophongetrommel, Nachrichtengetrommel. Drei weißgekleidete Männer stehen auf der Restaurantterrasse und bearbeiten ihre Congas. Mahlzeitenglocke tropical. Essen ist fertig! Wie ferngelenkt erheben sich die Menschen und watscheln zum kalt-warmen Buffet. Die, die weniger Hunger haben, zur Speisekreishütte, die mit Erwachsenenhunger ins Restaurant. Die meisten haben Erwachsenenhunger. Ich verspüre nicht den geringsten, klitzekleinsten Hauch von irgendeinem Kinderappetit. Nur Durst, rasenden Durst, den Wasser nicht zu stillen vermag, aber das sagte ich ja bereits. Egal, man kann’s gar nicht oft genug sagen: Bier her, Bier her! Lange werde ich mich nicht mehr zusammenreißen können.
Kreishütten. So ein Quatsch. Damit ich mit den ganzen Rondeelen und Pools nicht durcheinandergerate, einige ich mich mit mir selber auf neue, einfache, leicht zu merkende Begriffe: Die eine Hütte nenne ich
Kaffeerund
, die andere
Speiserund
. Der große Pool heißt ab sofort
Big Pool
und der kleine
Plumpspool
, von Plumpsklo abgeleitet. Witzig.
Der Rouladenbayer wird wohl nichts dagegen haben, wenn ich mir mal kurz seine Zeitschrift ausborge:
DJZ
Testrevier: Die Drückjagden, die Ergebnisse.
Hundeausbildung im Schwarzwaldgitter.
Sauhunde, Teil zwei.
Ein Interview mit Friedrich Krauß (Spitzname Hirschpapst).
Testbericht über den
kantigen Klotz fürs Revier
, den Jeep Commander 3.0 CDR .
Was es nicht alles gibt. Jetzt nackt sich im deutschen Pulverschnee rumwälzen und von geilen Weibern mit handwarmem Glühwein besudeln lassen! Ach, ach, ach.
«Lena, lalalalala, lalalalala. Wenn ich am Boden liege, erzählst du mir, dass ich bald fliege.»
Lena
, einer der größten Erfolge der Gruppe Pur. Jetzt hab ich auch noch einen Ohrwurm. Ohrwürmer überwältigen einen beim geringsten Anzeichen von Schwäche. Einzige Möglichkeit, sie wieder loszuwerden, ist, sie durch einen anderen zu ersetzen: «Komm mit mir ins Abenteuerland, auf deine eigene Reise, komm mit mir ins Abenteuerland, der Eintritt kostet den Verstand.» Lange nichts von Pur gehört hat. Wie es Leadsänger Hartmut Engler wohl geht? Angeblich hat er ein Alkoholproblem. Ich auch, ich brauch was zu saufen, und zwar sofort!
Es ist gerade mal halb zwei, als ich mich mit drei Dosen Bier im Zimmer verkrieche. Ventilator an, Vorhänge zu, ab ins Bett und schluck. Monsieur Gluck Gluck. Exzentrisch, von der sozialen Norm abweichend. Exzentriker, ein Status, den ich mir im Laufe vieler Jahre hart erarbeitet habe. Exzentriker machen, was und wann und wo sie wollen, zum Beispiel bei strahlendem Sonnenschein in abgedunkelten Zimmern Alkohol trinken und/oder Sachen sagen wie:
«Man muss die Zusammenhänge kennen, der Rest steht im Lexikon.»
«Eine nüchterne Lösung, die besoffen nicht standhält, gehört in den Mülleimer.»
«Das meiste Große wird von Leuten bewirkt, denen es nicht besonders gut geht.»
«Ein mittlerer Schmerz führt nicht zu einer großen Karriere.»
«Die enorme Egozentrik, die ein Künstler haben muss, macht ihn für ein bürgerliches Leben ungeeignet.»
Allerdings, leider auch wahr, liegt zwischen Exzentriker und Sonderling nur ein schmaler Grad. Ich penne ein.
Tuuut. Tuuut, tuuut, tuuut, tuuut, tuuuut, tuuut. Tuut. Schlaftrunkener Blick aufs Display. C.!
C. ruft an! C. ruft an! C. ruft endlich an!
«Bursche, ich kann nicht mehr. Ich habe die Nacht in einem Hotel in Bahnhofsnähe verbracht, Nuttengegend. Heizung ausgefallen, im Zimmer war es bitterkalt. Ich habe den Abend damit zugebracht, die
Millionenshow
zu gucken. Ein kleines Bier habe ich getrunken. Selbst fürs Casino war ich zu schwach und zu mutlos. Mein persönlicher Zerreißpunkt ist überschritten, ich befinde mich in einer Art Trance.»
«Gottachgott. Dann kommst du also nicht?»
«Ich habe mir gestern Abend noch ein Ticket besorgt, Kostenpunkt 1500 Euro, der allerletzte Platz, jetzt sitze ich bereits seit zwölf im Flughafen.»
«Das heißt, du kommst?!»
«Alles noch unsicher. Wieder Schneechaos, in der Nacht waren 8000 Leute eingeschlossen. Wenn das heute wieder nichts wird, geb ich auf. Dies ist die allerletzte Chance, die nächste Maschine nach Mombasa geht erst wieder in vier Tagen. So lange halte ich nicht mehr durch.»
«Und, wie stehen die Chancen?»
«Keiner kann etwas Genaues sagen. Ich melde mich, wenn es Neuigkeiten gibt. Servus.»
«Ahoi.»
Ein
Bier habe ich noch. Austrinken, weiterschlafen. Dann, wie mit mir verabredet: Krafttraining. Tatsächlich
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