Heirate nie einen Italiener
erklären?”
“Nun ja”, erwiderte Lorenzo in Erwartung eines Donnerwetters. “Ich musste ihm leider zu verstehen geben, dass er sich seinen Auftrag wer weiß wohin stecken kann.”
“Und warum?”
“Weil er Helen beleidigt hat.”
“Dann kann uns dieser Baxter in der Tat gestohlen bleiben”, sagte Renato lapidar, und damit war die Angelegenheit aus der Welt.
Der gesamte Abend verlief harmonisch und einträchtig, und Helen schämte sich geradezu, weil sie sich immer wieder dabei ertappte, dass sie sich trotz aller Freundlichkeit, mit der Lorenzo und seine Familie ihr begegneten, unwohl in ihrer Haut fühlte.
Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie erst vor wenigen Stunden angekommen war. Mit jeder weiteren Stunde würde sich dieses Gefühl sicherlich legen, bis es eines nicht so fernen Tages ganz verschwunden wäre.
Gleich nachdem Baptista aus dem Krankenhaus entlassen worden war, begannen die Vorbereitungen für ihre Hochzeit mit Fede. Die Familie hatte offensichtlich große Übung in solchen Festen, denn die Entscheidungen wurden in einem Tempo getroffen, das Helen verblüffte.
Für sie selbst gab es so gut wie nichts zu tun, und da für alle anderen längst wieder der Alltag begonnen hatte, stellte sich allmählich so etwas wie Langeweile ein.
Umso mehr freute sie sich, als eines Nachmittags Erik anrief. “Ich wollte dich um einen Gefallen bitten”, erklärte er den Grund seines Anrufes. “Du kennst doch sicherlich das Castello di Farini.”
“Den alten Palast in Palermo? Selbstverständlich kenne ich den.”
“Die Elroy Company will das Gemäuer kaufen und zu einem Hotel umbauen. Die Verträge sind längst unterschriftsreif, doch plötzlich stellt sich der Verkäufer quer. Offensichtlich will er den Preis in die Höhe treiben. Unsere amerikanischen Anwälte kommen mit der sizilianischen Mentalität nicht klar, und unsere sizilianischen Anwälte nicht mit unserer. Die Verhandlungen stecken in einer Sackgasse. Und weil du dich in beide Seiten hineindenken kannst …”
Erik erklärte Helen ausführlich, wie er sich die Lösung des Problems vorstellte. Und je mehr sie erfuhr, desto entschlossener war sie, den Auftrag zu übernehmen.
“Das bekomme ich schon hin”, sagte sie schließlich und versprach Erik, sich sofort um die Angelegenheit zu kümmern.
Der Besitzer des Kastells empfing sie ausgesucht höflich und führte sie auf dem Anwesen herum. Helen war von den Möglichkeiten, die es bot, beeindruckt, und sie ertappte sich dabei, wie sie bereits Pläne für die Einrichtung schmiedete. Doch dafür war es eindeutig zu früh, denn mit der Unterschrift des Verkäufers fehlte noch die wichtigste Voraussetzung.
Wie Erik vermutet hatte, ging es ihm hauptsächlich ums Geld. Allerdings tat er Helen nicht den Gefallen, ihr das klipp und klar zu sagen, als sie schließlich in seinem Büro saßen und die strittigen Punkte durchgingen.
Um sich von ihm nicht aufs Glatteis führen zu lassen, tat Helen betont desinteressiert und unterstrich mehrfach, dass die Elroy Company ein zweites Objekt an der Hand habe, das den Anforderungen mindestens ebenso genüge wie das Castello di Farini.
Was zwar nicht stimmte, dafür aber seine Wirkung nicht verfehlte. Denn aus Angst, leer auszugehen, setzte ihr Verhandlungspartner seine Unterschrift schließlich unter den Vertrag, so wie die Anwälte ihn aufgesetzt hatten.
Stolz und zufrieden mit sich selbst verabschiedete sich Helen von ihm und ging ins nächste Postamt, um Erik zu informieren.
“Du kannst den großen Bossen grünes Licht geben”, berichtete sie ihm freudestrahlend. “Der Vertrag ist unter Dach und Fach. Ich habe allerdings ziemlich hoch gepokert.”
“Wer wagt, gewinnt”, erwiderte Erik anerkennend. “Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.”
“Gib ruhig zu, dass du mich fristlos entlassen hättest, wenn es schiefgegangen wäre.”
“Es
ist
aber nicht schiefgegangen”, wich er einer Antwort aus. “Deshalb solltest du umgehend Kontakt mit Axel Roderick aufnehmen. Er ist der Projektleiter.”
Er gab ihr eine New Yorker Telefonnummer und verabschiedete sich von ihr. Das Gespräch mit Axel Roderick dauerte eine geschlagene halbe Stunde. Er zeigte sich über die Nachricht hocherfreut und lobte Helen überschwänglich. Schließlich bat er sie, ihn in einer Woche vom Flughafen abzuholen und sich bis dahin um das Projekt zu kümmern.
Mit einem Gefühl des Triumphes legte Helen den Hörer auf und fuhr zur Villa
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