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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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Woche die Putzfrau und zitiert regelmäßig ihren Pilates-Trainer. Georgs Mutter hingegen kocht Würstchengulasch, redet mit ihren Balkonpflanzen und putzt so besessen, dass Georg vermutet, sie würde sogar mit dem Putzlappen in der Hand ins Bett gehen. Im wirklichen Leben würden die beiden sich nicht einmal die Hand schütteln, das weiß ich. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es wird, wenn sie sich auf unserer Hochzeit zum ersten Mal begegnen. Allein unsere Väter dürften sich gut verstehen. Beide sind Ingenieure und kommen hervorragend schweigend durchs Leben. Sie reden nur, wenn es wirklich etwas zu bereden gibt: einen kaputten Auspuff, eine kaputte Bohrmaschine, eine undichte Toilettenspülung.
    Ich trinke noch ein Glas, inzwischen sind wir beim Rotwein, dann kommt das Hauptgericht, und ich bin dankbar, dass ich mich auf meine rustikale Bauernente mit Rotkohl konzentrieren kann. Ich esse so langsam wie möglich und zähle beim Kauen die Sekunden Ruhe mit, die mir das Essen schenkt.
    Liebes Entlein, wir verbringen jetzt ein ganzes Stündchen, nur du und ich!
    Als mir der Kellner den Teller wegzieht, obwohl da doch noch ein Fäserchen am Knochen hing, und ich wieder aufblicke, sehe ich, dass die Verwandtschaft inzwischen beim Schnaps ist. Wahrscheinlich sogar schon beim zweiten. Ihre Augäpfel sehen wie milchig schimmernde Glasmurmeln aus.
    »Und dann macht ihr euren Eltern ein paar schnuckelige kleine Kinder, ja?«
    Es klirrt, und ich bemerke, wie sich mein Rotwein langsam über das Tischtuch ergießt. Ich schaue mich Hilfe suchend nach dem Kellner um, aber es ist niemand zu sehen.
    »Nicht ablenken!«, ruft Tante Waltraud und hält mich am Handgelenk zurück, als ich aufstehen will, um jemanden zu suchen, der mir einen Lappen gibt.
    »Kinder!«, ruft Tante Lola entzückt.
    Verzweifelt blicke ich über den Tisch. Meine zukünftige Schwiegermutter strahlt mich an.
    »Also, es ist so«, stammle ich, »es ist so, dass Georg und ich …« Wo ist er eigentlich? Ich sehe mich nach ihm um, aber Georg ist in ein Gespräch mit Onkel Albert vertieft, der ihm den Arm um die Schultern gelegt hat.
    »Ach, Kinderchen, so ein paar Kinder gehören doch zum Glück!«
    »Das ist das Schönste an der Ehe, die Freude, die so ein Kindchen …!«
    Alles ruft durcheinander. Ich versuche, zu erklären, dass ich eigentlich gar keine Kinder haben will, zumindest noch nicht, aber niemand beachtet mich.
    »So ein paar süße kleine Enkelkinder!«
    »Stellt euch doch mal vor, was für eine Freude ihr euren Eltern machen würdet!«
    »Die allergrößte Freude!«
    »Ein paar kleine Babys!«
    »Babys!«
    »Babys!!«
    »Babys!!!«
    Sie skandieren es jetzt im Chor, Babys, Babys, mein Blick sucht irgendjemanden, der mir hilft, aber alle machen mit,und ihre Augen sehen irgendwie … gierig aus. Ich wende mich Georg zu, aber der drückt Onkel Albert gerade gerührt einen Kuss auf die Wange. Mein Schwiegervater in spe macht eine Wiegebewegung mit den Armen und grinst. Ich lächle hektisch und verfluche mich dafür, dass ich meinen schönen Plan mit dem Bademantelgürtel so vorschnell fallen gelassen hab.

    »Du hast waaaas?«
    Draußen rauscht die Landschaft vorbei, verschneite Felder, verschneite Bäume, verschneite Dörfer. Es sieht so friedlich aus. Friedlich. Friedlich. Friedlich.
    »Aber doch nur Tante Lola, Onkel Albert und Waltraud!«
    Beruhige dich, Charlotte, beruhige dich. Friedlich. Friedlich. Friedlich.
    Verdammt!
    »Aber warum? Wir hatten uns doch darauf geeinigt, keine Verwandtschaft einzuladen?«
    »Aber sie waren so nett gestern Abend. Wie sie sich über unser Glück gefreut haben!«
    Gellende Schmerzen zucken durch mein Hirn. Ich schließe die Augen.
    »Die waren so betrunken, die hätten sich auch gefreut, wenn du behauptet hättest, regelmäßig sodomistische Videos bei Beate Uhse zu klauen. Ich hab immer noch ’nen Kater!«
    »Schatz«, sagt er, ein lang gezogenes Schaaaatz. Ich weiß genau, was jetzt kommt.
    »Schaaaatz, jetzt sei nicht gleich sauer.«
    Genau.
    »Weißt du, was jetzt passiert?«, sage ich. »Wenn du deine Verwandtschaft einlädst, wird sich meine Mutter absolut berechtigt fühlen, auch ihre Geschwister einzuladen. Und weißt du, was uns dann blüht?«
    »Die Polen«, stammelt er und wird blass.
    Wir waren gerade mal ein paar Monate zusammen, als eine Einladung zur Hochzeit meiner polnischen Cousine im Briefkasten lag. Schön, dachten wir, also ab nach Polen! Ein bisschen seltsam war das Gefühl natürlich

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