Heiratsmarkt
Harry das ebenfalls glaubte und viel zu sehr dazu neigte, mit Frederica diesbezüglich übereinzustimmen, fand er nichts Besseres zu sagen als: „Na ja, es hat keinen Sinn, sich aufzuregen. Wenn - ich meine, wenn sie sieht, dass du dein Interesse wirklich fest an ihn geheftet hast, wird sie schon nachgeben."
Wieder erschütterte ein Schluchzen Charis. „Ach, es ist ja schlimmer, als du weißt!
Und ich habe die größte Angst, dass man mir Endymion entreißt."
„Also, das ist denn doch zu stark", entgegnete Harry angewidert. „Wenn du doch bloß keinen solchen Quatsch reden tätest! Dir entreißen - ha! Durch Frederica, vermute ich!"
„O nein, nein! Durch Vetter Alverstoke."
Er starrte sie an: „Was, zum Teufel, hat denn der damit zu tun?"
„Endymion ist sein Erbe", antwortete Charis kummervoll.
„Na, und wenn schon!" Sein früherer Verdacht regte sich, und er sagte: „Läuft der dir vielleicht auch nach?"
Sie sah erstaunt drein: „Alverstoke? Heiliger Himmel, nein! Er mag Frederica lieber als mich, aber er läuft keiner von uns beiden nach. Ich glaube, wenn er jemals heiratet, dann wird es jemand von hohem Rang und großem Vermögen sein, denn alle sagen, er sei sehr stolz - abgesehen davon, dass er ja selbst dem höchsten Rang angehört. Du kannst dich darauf verlassen: Er erwartet von Endymion dasselbe.
Und Endymions Mama genauso. Sie ist entschlossen, ihn eine glänzende Partie machen zu lassen - das hat mir Chloe erzählt. Sie ist seine Schwester, weißt du, und das liebste Mädchen auf der Erde. Sie sagt, dass Mrs. Dauntry immer nach einer passenden Erbin Ausschau hält. Man kann sich darüber nicht wundern oder ihr einen Vorwurf daraus machen. "Weißt du, er ist keineswegs reich, und wenn Vetter Alverstoke ihm keine Apanage mehr gibt, dann wäre er ganz arm. Mir wäre das völlig gleichgültig, und er meint, ihm auch, aber -oh, Harry, er ist gewohnt, in den ersten Kreisen zu verkehren und prächtige Jagdpferde zu reiten und sich nicht sehr um Ausgaben zu kümmern, und ich fürchte so sehr, es wäre ihm grässlich, wenn er sich nach der Decke strecken müsste!"
Harry dachte allmählich, dass Frederica doch klüger war, als er zuerst angenommen hatte. Da er jedoch wusste, dass Charis wieder zu weinen anfangen würde, wenn er das sagte, suchte er stattdessen nach etwas Tröstlichem, und es gelang ihm schließlich zu sagen: „Nun, ich sehe keinen Anlass dafür, dass du trübsinnig wirst.
Zehn zu eins gewettet wird Alverstoke nichts dagegen haben. Schließlich hat er doch nicht versucht, sich einzumischen, oder?"
„Er weiß es ja noch nicht", antwortete Charis, die sich einfach nicht trösten lassen wollte. „Mrs. Dauntry hat einen Verdacht, Chloe hingegen sagt, sie hoffte, es ist nur ein abscheulicher Flirt. Wenn aber Frederica von meinen Gefühlen erfährt und Vetter Alverstoke bittet einzuschreiten!" Sie erschauerte und faltete die Hände.
„Weißt du, der wäre dazu imstande, Harry! Er könnte es so einrichten, dass Endymion zum Beispiel ins Ausland geschickt wird, und dann würde ich, glaube ich, sterben. O mein lieber Bruder, niemand kann uns helfen als du, und ich rechne auf deine Unterstützung!"
Harry tat es jetzt schon herzlich leid, relegiert worden zu sein. Es schien alle Aussicht zu bestehen, dass er sich genau in die Situation verwickelt finden würde, die er am allermeisten
zu vermeiden wünschte. Er sagte unbehaglich: „Ja, doch ich sehe nicht, was ich da eigentlich tun kann!"
Charis schien ebenfalls keine sehr klare Vorstellung davon zu haben. Während sie ihn im einen Moment anflehte, Frederica nichts zu verraten, übertrug sie ihm schon im nächsten das Amt, Frederica zu überreden, damit sie Endymion freundlicher betrachtete, und ihr zu verbieten, sich an Alverstoke zu wenden.
Harry konnte sich einfach nicht vorstellen, wie er Frederica verbieten könnte, das oder sonst etwas zu tun, aber natürlich sprach er das nicht aus. Er sagte Charis auch nicht, dass es zwar nicht ganz unmöglich sei, dass Frederica von seiner Überredungskunst gerührt würde, jedoch äußerst unwahrscheinlich war.
Stattdessen entgegnete er, er würde sein Bestes tun, und erfüllte sein Versprechen getreulich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Er erzählte Frederica, dass er keineswegs erstaunt wäre, wenn Endymion, den er als ein Trumpfass und absolut gewandt bezeichnete, nicht genau der richtige Mann für Charis wäre.
„Ein Trumpfass!", rief Frederica. „Weil er ein
Weitere Kostenlose Bücher