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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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„Aber warum, Sir? Ich weiß, Sie scherzen, aber ..."
    „Keineswegs! Wenn Sie meinen neuesten Bekannten kennenlernen - hm - einen jungen Vetter von mir -, dann werden Sie merken, dass dies keine Sache müßiger Scherze ist."
    „Neuesten ... einen Vetter?", stammelte Charles. „Sir, Verzeihung, aber was können Sie wohl damit meinen?"
    Der Marquis blieb in der Tür stehen, blickte zurück und sagte mit seinem spöttischen Lächeln: „Das sollten Sie am besten wissen, mein lieber Junge - Sie waren es ja, der mich zu einem Besuch seiner Schwester angestachelt hat. Wenn Sie also in die Lage kommen, meinen Vetter Felix auf einer Dampfboot-Kreuzfahrt zu begleiten, wird Ihnen das nur recht geschehen. Aber mit Charis hatten Sie völlig recht: eine unbezahlbare Perle!"
    Die Tür schloss sich hinter ihm, und Mr. Trevor war sich selbst überlassen, um aus diesen Aussprüchen schlau zu werden. Es kam nicht viel dabei heraus, denn während es ihm leichtfiel zu glauben, dass der Marquis, überwältigt von der Schönheit der jüngeren Miss Merriville, die Absicht gefasst hatte, sie zum Gegenstand einer seiner launischen Galanterien zu machen, konnte er bei aller Anstrengung seiner Fantasie keineswegs glauben, dass der Lord so weit gehen würde, sich um die Unterhaltung ihres Bruders zu kümmern, bloß weil er sich für sie interessierte. Der Lord fand es selten nötig, sich besondere Mühe zu machen, um eine anziehende Frau an sich zu fesseln, da sich die meisten von ihnen, dachte Charles
    missbilligend, ohnehin von selbst um ihn bemühten. Wenn der Lord einen Korb erhielt, dann zuckte er nur die Achseln und ging weiter, denn er flirtete um des Vergnügens willen, und jede zärtliche Neigung, die er vielleicht fühlte, war weder dauerhaft noch tief. Sich aber anzustrengen, wie es jetzt den Anschein hatte, sah ihm wenig ähnlich. Charles, der Seine Gnaden ziemlich gut zu kennen meinte, musste gestehen, dass er sich das einfach nicht erklären konnte. Es fiel ihm nicht ein, dass Seine Gnaden den Schmeicheleien eines hartnäckigen Knirpses nachgegeben hatte, und selbst wenn ihm eine solche Idee gekommen wäre, dann hätte er sie als absurd abgetan.
    Inzwischen war der Marquis, der sein Karriol selbst kutschierte, unterwegs zum Grosvenor Place. Als er ankam, war der Halblandauer seiner Schwester vor dem Haus vorgefahren, und Lady Buxted wollte soeben in Begleitung ihrer beiden ältesten Töchter einsteigen. „Gerade rechtzeitig, sehe ich", bemerkte er.
    „Verschiebe deine Abfahrt um fünf Minuten, Louisa!"
    Lady Buxted, in deren Brust die Niederlage, die er ihr zugefügt hatte, immer noch rumorte, entbot ihm kalt einen „Guten Morgen" und fügte hinzu, sie habe nicht die leiseste Ahnung, was ihn eigentlich hergeführt habe.
    Da sein Stallbursche nach vorn zu den Pferden gelaufen war, warf Alverstoke die Decke über seinen Beinen zurück, sprang elegant vom Karriol und sagte: „Wie könntest du das auch?" Er maß sie kritisch von Kopf bis Fuß. „Mein Kompliment! Das ist ein hübsches Kostüm, und dein Jabot gefällt mir."
    Lady Buxted mochte ja die Frivolität, mit der sich ihr Bruder aufführte, bedauern, konnte aber nicht umhin, sich etwas in die Brust zu werfen. Es kam keineswegs oft vor, dass er mit ihrem Geschmack einverstanden war. Sie tupfte an die kleine Krause aus plissiertem Batist unter ihrem Kinn und
    sagte: „Meine fraise, meinst du? Ich bin wirklich geschmeichelt, dass ich ausgerechnet deinen Beifall finde, Alverstoke!"
    Er nickte, als sei ihm das selbstverständlich, wandte sich aber an seine Nichten: „Ihr beiden da, Jane und - Maria, nicht? -, wartet in der Kutsche auf eure Mutter. Ich werde sie nicht lange aufhalten."
    Lady Buxted, der diese herrische Behandlung ihrer Töchter durchaus nicht passte, wurde zwischen dem Wunsch, ihren Bruder zum Teufel zu schicken, und erwachender Neugier hin und her gerissen. Die Neugier siegte; Lady Buxted wandte sich ins Haus zurück, sagte jedoch, sie könne ihm nur fünf Minuten gewähren. Er würdigte sie keiner Antwort, sondern folgte ihr stumm die Stufen hinauf, in den Speisesaal. Lady Buxted lud ihn nicht ein, sich zu setzen. „Also, was führt dich zu mir?", fragte sie. „Ich habe sehr viele Einkäufe zu erledigen und ..."
    „Es werden sogar noch mehr, als du gerechnet hast, wette ich", unterbrach er sie.
    „Nimm deine älteste Tochter zu deiner Schneiderin mit und sag dieser, sie soll ein Ballkleid für sie nähen. Und, um Himmels willen, Louisa, lass es nicht

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